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THW gewinnt Krimi in Hamburg

Bundesliga

THW gewinnt Krimi in Hamburg

Mit Ach und Krach hat der THW Kiel am dritten Spieltag der DKB Handball-Bundesliga seinen zweiten Sieg gefeiert. Am Sonntagnachmittag setzten sich die "Zebras" vor 8.457 Zuschauern in der Hamburger o2-World mit 20:19 beim HSV Handball durch. Gegen aufopferungsvoll kämpfende Gastgeber hatten sich die Kieler bis zur Pause dank guter Abwehrarbeit eine 12:7-Führung erarbeitet, doch der bärenstarke Nationalkeeper Johannes Bitter brachte sein Team wieder heran. In der Schlussphase aber behielten mit Christian Sprenger und Marko Vujin mit ihren Würfen die Nerven und retteten den Sieg über die Ziellinie.

Vujin avancierte mit 7/1 Treffern auch zum besten Schützen der Partie, während auf der Gegenseite Kentin Mahé fünfmal erfolgreich war. Für Steffen Weinhold war das Nordderby bereits nach 19 Minuten beendet: Bei einem Blockversuch zog sich der Nationalspieler eine offene Luxation des Mittelgelenks in seiner rechten Hand zu.

Blitzstart für Hamburg

Früh in der Saison feierten Kiels Neuzugänge Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas ein Wiedersehen mit den letztjährigen Mannschaftskameraden – zumindest mit denen, die noch beim HSV Hamburg verlieben. Beide Rückraumspieler mussten sich aber zunächst auf der Bank gedulden, weil Aron Palmarsson – im Landesderby gegen Flensburg nur mit einem Kurzeinsatz bedacht – wieder fit war und von Beginn an auf der Rückraummitte die Fäden zog. Der Auftakt ging dennoch gründlich schief aus THW-Sicht. Weil Johannes Bitter gleich die ersten beiden Würfe von Filip Jicha und Palmarsson parierte, sorgten Kentin Mahé und Torsten Jansen per Gegenstoß für eine schnelle 2:0-Führung nach noch nicht einmal 60 Sekunden. Als Filip Jicha dann auch noch einen Siebenmeter neben das Tor setzte und Palmarsson den Ball an Henrik Toft Hansen verlor, drohte weiteres Ungemach. Doch Johan Sjöstrand parierte den freien Wurf Toft Hansens, bevor Christian Sprenger vom Kreis endlich den ersten Kieler Treffer markierte.

THW kontrolliert zerfahrene Partie

Und die „Zebras“ legten nun nach: Während sich die Hamburger mit der Rückraumache Hens – Mahé – Pfahl an der gut funkionierenden Kieler 3:2:1-Deckung die Zähne ausbissen, sorgten Jicha und Palmarsson jeweils per Durchbruch und Niclas Ekberg per Strafwurf für eine 4:2-Führung, bevor Adrian Pfahl die fast neunminütige Hamburger Torflaute beendete. Es entwickelte sich fortan eine zerfahrene, von den Abwehrreihen, starken Torhütern, aber auch von vielen Nachlässigkeiten im Angriff geprägte Partie, die folgerichtig mit wenig Toren auskam. Immerhin behielt der THW die Oberhand, auch weil nach einer Zeitstrafe gegen Palmarsson der von Duvnjak blendend bediente Klein sowie Sprenger per Gegenstoß in Unterzahl auf 6:4 stellten.

Weinhold verletzt raus

Einen gebrauchten Tag erwischte allerdings einer der Helden des 79. Landesderbys: Steffen Weinhold scheiterte mit seinen beiden Wurfversuchen, und als der Linkshänder dann in der Abwehr einen Wurf von Pascal Hens abblocken wollte, kugelte er sich seinen Zeigefinger der rechten Hand aus. Während der Nationalspieler, bei dem sich durch die Ausrenkung eine offene Wunde gebildet hatte, am Spielfeldrand behandelt wurde, kam Marko Vujin in die Partie – und musste nach einem Foul an Mahé postwendend wieder runter.

Vujin sorgt für klare Pausenführung

In Unterzahl kassierten die „Zebras“ den 5:6-Anschlusstreffer durch Alexandru Simicu, doch dann drehte der Torschützenkönig der vergangenen Saison so richtig auf: Vujin traf per Sprungwurf zum 7:5, ließ nach einer Sjöstrand-Parade gegen Landsmann Richard Hanisch per Stemmwurf das 8:5 folgen. Und als Duvnjak dann René Toft Hansen mustergültig das 9:5 auflegte, war der THW in der 25. Spielminute erstmals enteilt. Und weil Sjöstrand bis zur Pause noch zweimal gegen Simicu und Jansen parierte, Vujin zwei weitere Treffer setzte und Patrick Wiencek und Klein in den Schlusssekunden einen Gegenstoß mit einem traumhaften Kempatrick abschlossen, ging es mit einem komfortablen 12:7 für die Gäste in die Kabinen.

Hamburg kommt in Ãœberzahl wieder heran

Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nicht viel am Spielverlauf: Bitter und Sjöstrand lieferten sich mit jeweils drei weiteren Glanztaten weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe René Toft Hansen im Nachwurf nach fast fünf Spielminuten der erste Treffer gelang. Als Marko Vujin einen Siebenmeter zum 14:8 verwandelte, deutete nach 36 Minuten rein gar nichts darauf hin, dass die Partie noch einmal eng werden könnte. Doch HSV-Coach Christian Gaudin brachte den im ersten Durchgang enttäuschenden Mahé zurück auf die Platte, und mit dem quirligen Franzosen drehten die Hansestädter nun auf. Erst traf Mahé selbst zum 9:14, dann nutzten die Gastgeber eine Zeitstrafe gegen Jicha, um durch zwei einfache Hens-Treffer in Überzahl langsam wieder Tuchfühlung aufzunehmen. Als Henrik Toft Hansen einen zu optimistischen Hüftwurf Vujins blockte und Mahé den resultierenden Gegenstoß zum 12:14-Anschluss einnetzte, waren auch die Hamburger Fans in der o2-World wieder wach, während Alfred Gislason seine Auszeit nahm.

Bitter wird zur Wand

Der Kieler Coach brachte mit Duvnjak, Cañellas und Wiencek neue Kräfte, doch der THW hatte es vor allem Sjöstrands Paraden gegen Kevin Schmidt und Stefan Schröder zu verdanken, dass Hamburg in dieser Phase nicht weiter verkürzen konnte. Als sich Davor Dominikovic dann eine Zeitstrafe einhandelte und Vujin bei drohendem Zeitspiel seinen sechsten Treffer zum 15:12 setzte, konnten die mitgereisten schwarz-weißen Schlachtenbummler erst einmal aufatmen. Doch Hamburg hatte Lunte gerochen, und mit jeder weiteren Parade des immer unüberwindbarer scheinenden Bitter wurde der Mut der Gastgeber größer. Als der meist unauffällge Pfahl in der 48. Minute einen Sprungwurf verwandelte, war der HSV beim 14:15 erstmals wieder auf ein Tor heran gekommen. Alfred Gislason wollte seiner Mannschaft einen neuen Impuls geben und brachte Andreas Palicka für den insgesamt starken Sjöstrand in die Partie. Und da Palicka gleich den ersten Simicu-Versuch entschärfte und Duvnjak sich zweimal energisch durchtankte, zogen die „Zebras“ noch einmal auf 17:14 davon. Doch dies brachte keine Beruhigung für den THW, der vier der nächsten sechs Minuten in Unterzahl verbringen musste. Diese Zeit nutzten die Gastgeber, um durch Simicu und Mahé wieder auf 16:17 zu verkürzen. Die Kieler besaßen zwar auch in dieser Phase durchaus gute Chancen, doch Jicha, Ekberg und Klein scheiterten einmal mehr an Bitter. Doch hatten sie auch Glück, dass die gut leitenden Unparteiischen Geipel/Helbig bei einem weiteren Versuch Mahés auf Stürmerfoul entschieden statt auf Tor.

Vujin und Sprenger behalten Nerven

So kam es folgerichtig zu einer spannenden Schlussphase: Mit zwei Kreisläufern – Matthias Flohr kam für den angeschlagenen Pfahl in die Partie – versuchten die Gastgeber, die Kieler Deckung zu knacken. Mahé holte einen Siebenmeter heraus, den Jansen gegen Sjöstrand zum umjubelten 17:17-Ausgleich verwandelte. Auf der Gegenseite aber blieben die Kieler nun cool, der von Palmarsson eingesetzte Sprenger sorgte mit einem feinen Leger für die postwendende erneute Führung. Kompromisslos ging die THW-Deckung dann mehrfach gegen Hens zu Werke, doch ein genialer Mahé-Pass auf Henrik Toft Hansen brachte dann doch einen weiteren Starfwurf für die Hansestädter, den erneut Jansen verwandelte. Keine 90 Sekunden waren mehr zu spielen, als Marko Vujin seinen siebten Treffer zum 19:18 für den THW markierte. HSV-Coach Gaudin nahm daraufhin seine Auszeit, beorderte Pfahl aufs Parkett zurück. In dieser wichtigen Phase versuchten es die Gastgeber mit einem Kempatrick, doch der Pass von Jansen auf Pfahl war einen Tick zu hoch angesetzt, so dass die Kieler in Ballbesitz kamen. Als der nervenstarke Sprenger 24 Sekunden vor Schluss einen fabelhaften Dreher an Bitter vorbei zum 20:18 einnetzte, war das Nordderby entschieden – auch wenn Mahé den letzten Treffer der Partie setzte.

Balingen und Wetzlar die nächsten Gegner

Spielerisch konnten die „Zebras“ an der Elbe zwar nicht überzeugen, doch nach drei Spieltagen haben sie jetzt immerhin 4:2 Punkte auf dem Konto und orientieren sich in der Tabelle damit weiter nach oben. Allerdings warten bis zum Freitag noch zwei weitere knifflige Auswärtsspiele auf den THW: Am Mittwoch sind sie bei HBW Balingen-Weilstetten zu Gast, ehe sie am Freitag bei der starken HSG Wetzlar antreten müssen.