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Deutschland ist Europameister!

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Deutschland ist Europameister!

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat aus ihrem Traum Realität werden lassen: Deutschland ist Europameister! Im Finale der EHF Euro 2016 deklassierte die jüngste Mannschaft des Turniers den hohen Favoriten Spanien mit 24:17 (10:6) und startete direkt nach dem Abpfiff die größte Party des Handball-Kontinents. 60 Minuten lang hatte die DHB-Auswahl den Gegner mit einer unglaublich starken Abwehr, einem überragenden Andreas Wolff im Tor und einem geduldigen Offensivspiel dominiert und feierte den ersten Titelgewinn seit der Weltmeisterschaft 2007 bereits in der Kabine ausgelassen. 

Dahmke mit vier Treffern ins Glück

In Kiel machten hunderte Fans beim großen Public Viewing im Handballbahnhof den Abend zum Tag: Bereits mehrere Minuten vor Abpfiff erklang "Oh wie ist das schön", und nach dem Zehn-Sekunden-Countdown feierte die Handball-Hauptstadt Kiel ihre Europameister - und natürlich auch ihre Kieler Jungs: Rune Dahmke hatte im Finale vier Mal gegen den besten Spanier, Torhüter Arpad Sterbik (14 Paraden) eiskalt eingenetzt, die im wichtigen Hautprunden-Spiel gegen Russland verletzten Christian Dissinger und Steffen Weinhold auf der Tribüne mitgefiebert. 

Storm: "Unglaublich. Europameister"

THW-Geschäftsführer Thorsten Storm gehörte zu den ersten Gratulanten der DHB-Auswahl: "Unglaublich. Europameister! Herzliche Glückwünsche aus Kiel! Was für eine tolle Abwehr und was für eine Torhüterleistung der DHB-Auswahl. Alles richtig gemacht! Die deutsche Mannschaft war frischer und wollte den Titel mehr. Vielleicht braucht man in der entscheidenden Phase eines solchen Turmiers wieder frische Spieler: Kai Häfner und Julius Kühn waren für uns Joker mit viel Energie. Der Spieler des gesamten Turniers war für mich Andreas Wolff. Glückwunsch, Andi, Glückwunsch Steffen, Glückwunsch Disse und Glückwunsch, Rune! Rune hat ein unglaubliches Jahr hinter sich: Aus dem Talentschuppen in Kiel auf Europas Thron. Der Erfolg ist noch höher zu gewichten als der WM-Titel 2007: Mit so einer jungen Mannschaft, fünf verletzten Spielern und auswärts in Polen den Titel zu holen, war überragend. Hut ab vor diesem Teamgeist und Dagur Sigurdsson! Jetzt kommt gut nach Hause. Wir freuen uns auf euch."

Traumstart

Das Finale hatte für die deutsche Mannschaft nach Maß begonnen: Zwölf Minuten dauerte es, bis Raul Entrerrios den ersten Treffer aus dem Feld für die Spanier erzielte. Die hatten sich bis dato die Zähne ausgebissen an einer deutschen Defensive, die sich mit vereinten Kräften den Superstars des Turnierfavoriten entegegen stellte. Und dann war da ja auch noch Andreas Wolff: Der Keeper, ab der kommenden Saison ein "Zebra", hielt unglaublich und wurde so zum personifizierten Albtraum der Iberer. Wenn es an der Anfangs-Viertelstunde etwas zu kritisieren gab, war es die Chancenverwertung der DHB-Auswahl: Denn sie hätte weitaus deutlicher führen können als nach Rune Dahmkes Traumtor mit 7:2 (15.).

EM-Finale, 31.01.16: Deutschland - Spanien: 24:17 (10:6)

Deutschland: Lichtlein, Wolff (16 Paraden); Sellin (1/1), Lemke, Reichmann (3), Wiede, Pekeler (2), Strobel (1), Schmidt (1), Fäth (3), Häfner (7), Dahmke (4), Kühn (1), Ernst, Pieczkowski, Kohlbacher (1) Spanien: Sterbik (14 Paraden), Perez de Vargas; Gurbindo, Maqueda, Tomas (4/3), Raul Entrerrios (5), Aguinagalde, Ugalde (1), Canellas (1), Morros, Garcia (2), Baena, Rivera (1), Guardiola, Del Arco, Dujshebaev (3) Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark) Siebenmeter: Deutschland 3/1 (Sterbik hält 2x Reichmann) / Spanien 6/4 (Canellas an den Pfosten, Rivera vorbei Zeitstrafen: Deutschland 8 (Sellin, Lemke, 2x Schmidt, 2x Pekeler, Kühn, Kohlbacher) / Spanien 4 (2x Guardiola, Entrerrios, Morros) Zuschauer: 15000 in Krakau

Torarme Partie

Und die Abwehrarbeit kostete Kraft - auch, weil Erik Schmidt früh mit zwei Zeitstrafen belastet war und somit im Deckungsverband kaum noch helfen konnte. Für ihn sprangen alle anderen in die Bresche: Sie unterbanden allem das spanische Spiel über den Kreis, bei der 29:32-Vorrunden-Niederlage die gefährlichste Waffe des Gegners. Und sie verhinderten - gemeinsam mit Wolff - die Treffer der starken Außen: Victor Tomas, Valero Rivera und Antonio Garcia sollten am Ende nur vier Tore aus dem Feld erzielt haben. Trotzdem: Beim 5:8 (23.) waren die Spanier wieder in Reichweite. Gut, dass Julius Kühn kurz vor dem Halbzeitpfiff zur Vier-Tore-Führung traf - eine der torärmsten Partien des Turniers sah Deutschland nach 30 Minuten mit 10:6 vorn.

Sieben Tore vorn

Nach dem Wechsel erwarteten alle einen Sturmlauf der Spanier - doch weit gefehlt: Tobias Reichmann erzielte direkt nach Wiederanpfiff das 11:6, scheiterte dann zum zweiten Mal in der Partie mit einem Siebenmeter an Sterbik. Pekeler ließ kurz darauf das 12:6 folgen - und die deutsche Mannschaft spielte sich in einen Rausch. Weil Wolff die gegnerischen Schützen reihenweise entnervte, weil sich die aufmerksame Abwehr viele freie Bälle holte, und weil der Angriff immer dann traf, wenn es wichtig war: So wie der überragende Kai Häfner, siebenfacher Torschütze: Er netzte bei angezeigtem Zeitspiel zum 16:9 (44.) ein - erstmals war Deutschland mit sieben Treffern vorn. Dieser Vorsprung hielt - immer, wenn Spanien traf, legte die DHB-Auswahl nach. 

Deutschland ist Europameister

Spätestens nach Pekelers energischem 20:13 (52.), der folgenden Parade von Wolff gegen Canellas und Rune Dahmkes 21:13 war klar: Diese deutsche Mannschaft würde sich den Titel nicht mehr entreißen lassen. In Krakau und im Handballbahnhof stimmten die deutschen Fans "Oh wie ist das schön" an und sehnten den Schlusspfiff herbei - denn dieser sollte eine großartige Handball-Party erst richtig starten lassen. Wild hüpften die deutschen Spieler schon zwei Minuten vor dem Ende an der Seitenlinie auf und ab, und nach dem finalen Pfiff ging es richtig ab: Ekstase in Krakau, Ekstase in Kiel. Mit Champagner ließen es die Spieler schon vor der Siegerehrung krachen, und als Carsten Lichtlein die Schale entgegen nahm und im schwarz-rot-goldenen Konfettiregen gen Hallendecke reckte, war es endgültig klar: Deutschland ist Europameister 2016!

Feier in Berlin

Nach einer langen Nacht in Krakau geht es für die deutsche Mannschaft am Montag zurück nach Berlin: In der Hauptstadt steigt die große Europameister-Fete in der Max-Schmeling-Halle (Einlass ab 14:30 Uhr), ab 16.10 Uhr zeigt die ARD die Feier live.

KN: Mit Weltklasse Europameister

Krakau. Der Traum ist in Erfüllung gegangen: Deutschland ist Europameister. Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat am Sonntag vor 15 000 Zuschauern in der Tauron Arena von Krakau sein Meisterstück gemacht und Spanien mit 24:17 (10:6) regelrecht deklassiert. Schlussakkord einer unglaublichen, rauschartigen Europameisterschaft einer deutschen Mannschaft, die sich als Außenseiter den zweiten Titel in der deutschen EM-Geschichte erkämpft hat. Ist es ein Traum? Ein Märchen? Einer dieser "Wo warst du eigentlich damals, als ..."-Momente? Am 31. Januar 2016 um 19.08 Uhr ist klar: Die deutschen Handballer haben Historisches geleistet, haben den Teamspirit und sich selbst gleich mit auf den Schild gehoben. Zur Erinnerung: Diese Sigurdsson-Superauswahl, 16 EM-Debütanten, ist ohne vier Stammspieler nach Polen gereist, hat im Turnierverlauf zwei weitere verloren, ist das jüngste EM-Team überhaupt. Zuerst bricht sich Fassungslosigkeit Bahn. "Das muss erst einmal sacken. Auf einmal hängt hier eine Goldmedaille um meinen Hals", sagt Martin Strobel, dieser 29-jährige Routinier und allürenfreie stille Antreiber im Rückraum. Schon vor der Siegerehrung knallen in der Kabine die Champagnerkorken. Der Kieler Rune Dahmke strahlt: "Ich hatte seit vier Wochen keinen Stoff." Es ist der Startschuss für eine lange Partynacht. "Hotel, Umziehen, Party", zählt der mit 46 Treffern beste deutsche Torschütze des Turniers, Tobias Reichmann, auf. Jung, jünger, Europameister! Das Finale ist die würdige Krönung einer starken Vorrunde, einer fantastischen Hauptrunde und eines in letzter Sekunde gedrehten Thriller-Halbfinales. Die stolzen Spanier, deren Nation so sehnsüchtig auf den ersten EM-Triumph wartet, haben an diesem Tag - so unglaublich es klingen mag - nicht den Hauch einer Chance. Dagur Sigurdsson zeigt ein weiteres Mal eine taktische Meisterleistung. Vergessen ist das 29:32 aus der Vorrunde, das schmerzhafte, unangenehme Kreisläuferspiel. Die deutsche Abwehr verdient sich Bestnoten. Das erste Feldtor gelingt den Iberern erst in der zwölften, das erste im Sechs-gegen-Sechs in der 23. Minute. Die Außen kommen nicht zum Zug, die Kreisläufer noch weniger. Wie die Deutschen gegen Julen Aguinagalde, immerhin EM-Allstar, verteidigen, ist ein Genuss. Nach einer Viertelstunde avanciert "Oh, wie ist das schön" zum Soundtrack des Abends. Genau: Nach einer Viertelstunde. Martin Strobel und Steffen Fäth dirigieren den deutschen Angriff. Zur Pause steht es "nur" 10:6, weil Arpad Sterbik im spanischen Tor steht. 10:6 - Spanien gelingen nur sechs Tore in den ersten 30 Minuten. Wie sollen sie auch vorbeikommen an Finn Lemke, Hendrik Pekeler, Erik Schmidt, Julius Kühn, die im Ensemble zu Riesen werden, über sich hinauswachsen, einen Weltklasse-Block zaubern, sich von Zeitstrafen nicht aus der Ruhe bringen lassen? Sie suchen und und suchen, doch sie finden keine Lücke. "Es war unmöglich, zu gewinnen", wird der spanische Trainer Manolo Cadenas später sagen. Eine Bankrotterklärung. Nach der Pause nimmt auch der Wolff-Wahnsinn endgültig seinen Lauf. Der künftige Kieler Andreas Wolff pariert 20 Bälle. Er pariert sie nicht, er zelebriert Paraden. Die Spanier gehen unter, der Rückraum versinkt in Angst. Als Rune Dahmke Cristian Ugalde in der 35. Minuten beim Tempogegenstoß den Ball aus den Händen spitzelt, ist das Match fast, als Kai Häfner, dieser unglaubliche Hannoveraner Nachnominierte, in kurzer Abfolge dreimal trifft (18:11; 49.), ist es sicher gewonnen. Verzweifelte Spanier decken offensiv in einer 4:2-Formation, anschließend mit einer offenen Manndeckung. Doch längst hat Deutschland dieses Spiel gewonnen. Bis zuletzt scheuen Lemke und Co. hinten keinen Schmerz. Dahinter definiert Andreas Wolff, das Tier im Tor, das Wort "abwehren" völlig neu. Im Sekundentakt scheitern Dujshebaev und Entrerrios. Der spanische Handball implodiert, nie erzielte eine Mannschaft weniger Tore in einem EM-Finale. Auf der deutschen Seite endet alles im "We are the Champions"-Konfettiregen mit tanzenden Nationalspielern in #badboys-Shirts. "Ich bin überglücklich", sagt Sigurdsson. Für den Isländer ein Gefühlsausbruch. Deutschland ist durch den Gold-Coup für die Olympischen Spiele in diesem Sommer in Rio de Janeiro und für die WM 2017 in Frankreich qualifiziert. Es ist der größte Erfolg seit dem WM-Titel 2007. Es ist ein Erfolg der Leidenschaft. Ist es ein Märchen? Ist es ein Traum? Es ist eine unglaubliche Geschichte. Der Beginn einer Ära. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2016)

Stimmen zum Final-Sieg:

Dagur Sigurdsson, Bundestrainer: Jetzt stehen wir ganz oben - Punkt. Was danach ist, ist mir im Moment egal. Das war ein perfektes Spiel, und jetzt wollen wir den Titel genießen. Das wir für Olympia und die WM qualifiziert sind, ist für mich persönlich eine Riesensache, denn das waren meine Aufgaben. Hendrik Pekeler, Kreisläufer: Ich habe nicht damit gerechnet, keiner hat damit gerechnet. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Defensiv wollten wir einfach alles am Sechs-Meter-Kreis kaputt machen. Ist uns gelungen. Zehn Minuten vor Schluss wusste ich, dass wir das Ding gewonnen haben. Joan Cañellas, spanischer THW-Akteur: Deutschland hat es verdient, Europameister zu sein. Sie haben es uns unmöglich gemacht, Lösungen gegen ihre Abwehr zu finden. Andreas Wolff hat im Tor einen richtig guten Job gemacht. Es waren zu viele Fehler, um zu gewinnen. Aber wir können auch auf die Silbermedaille stolz sein. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2016)