Zebras zelebrieren Heimauftakt: 41:30-Sieg gegen den VfL Gummersbach

Bundesliga

Zebras zelebrieren Heimauftakt: 41:30-Sieg gegen den VfL Gummersbach

Was für ein Spiel, welch ein Handball-Spektakel: Das Duell des Rekordmeisters THW Kiel gegen Altmeister VfL Gummersbach riss 10 028 Zuschauer am Donnerstagabend in der fast ausverkauften Wunderino Arena von den Sitzen, sorgte noch Minuten nach dem Abpfiff für Standing Ovation auf den Rängen. Beim 41:30 (22:16)-Triumph der Zebras im Premieren-Saisonheimspiel der der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zauberten die Kieler, sorgten für riesigen Spaß auf dem Parkett und auf den Zuschauerrängen. Die THW-Fans ließen ihre Spieler hochleben, feierten gemeinsam mit den Zebras ein großes Handball-Erlebnis, zu dem Eric Johansson als bester Werfer in Weiß acht Treffer beisteuerte.

Gurbindos Premiere

Eduardo Gurbindo feierte seine THW-Premiere

Das wurde möglich, weil auch der VfL munter mitmischte, trotz teilweise hohen Rückstandes nicht lockerließ und sich gebührend an dem Handballfest beteiligte. Sein erstes Erfolgserlebnis feierte THW-Neuzugang Eduardo Gurbindo, der von Trainer Filip Jicha nach überstandener Verletzung in der 49. Minute aufs Parkett geschickt wurde, sich sofort nahtlos ins THW-Spiel integrierte, Bälle gewann und per Gegenstoß ausgerechnet zum 40. Treffer für die Kieler einnetzte. Ein besonderes Tor beim Handball, für das der Verursacher in der Regel einen Kasten Bier spendieren muss. Davon habe er schon gehört, sagte der Spanier mit einem Lächeln im Gesicht. "Ich freue mich drauf. Das war heute ein ganz spezieller Abend, ich war nicht nervös mit meinen 35 Jahren und habe mich sofort wohl gefühlt. Auch wegen der großartigen Atmosphäre in der Arena."

Starker Mrkva

Tomas Mrkva zeigte spektakuläre Paraden

Einen prima Abend erwischte einmal mehr THW-Torhüter Tomas Mrkva. Kiels Schlussmann war in wichtigen Phasen der Partie hellwach, entnervte die gegnerischen Angreifer mit insgesamt 14 Paraden und war maßgeblich am zweiten Saisonsieg im zweiten Spiel beteiligt. Besonderen Grund zur Freude hatte auch Kiels Youngster Jarnes Faust, der in der Schlussphase aufs Feld geschickt wurde: Der gerade 19 Jahre alt gewordene Rechtsaußen bedankte sich mit zwei sehenswerten Treffern bei seinem Trainer, wurde von den Mitspielern abgeklatscht und von den begeisterten Fans gefeiert. Selbst Kiels 19-jähriger Torhüter Magnus Bierfreund bekam noch ein Häppchen Spielanteile von Jicha serviert, kam bei einem Siebenmeter und in der Schlussminute.

Zebras starten furios

Glänzte als Anspieler und Top-Torschütze: Eric Johansson

Vor den Augen des ehemaligen THW-Meistermachers, dem aktuellen Bundestrainer Alfred Gislason, boten der THW Kiel und Gummersbach für Freunde des schnörkellosen Angriffsspiels eine erste Halbzeit zum Zunge schnalzen. Beim Halbzeitstand von 22:16, der schon in so mancher Bundesligapartie das Schlussresultat war, gab es ein Torespektakel vom Feinsten. Die Zebras legten dabei mit einem 9:0-Lauf vom 2:3 in der 3. Minute bis zum 11:3 nach elf Minuten eine echte Glanzleistung hin. Kiels Torhüter Tomas Mrkva nagelte für Minuten seinen Kasten zu. Die THW-Abwehr stopfte auf flinken Beinen jedes Loch Richtung eigenes Tor und sorgte für Ballgewinne in Serie, während Gummersbach an dem "weißen Wall" verzweifelte. Vorne zauberten die Zebras, allen voran Eric Johansson, der seine Mitspieler glänzend bediente und selbst knallhart traf. "Eine vorentscheidende Phase der Partie", sagte später VfL-Trainer Gudjon Sigurdsson, "da haben die Kieler das Spiel in die Hand bekommen."

Atemberaubende Kieler Anfangsphase

Traf mit dem Rücken zum Tor: Patrick Wiencek

Eric Johansson zündete als Erster, traf beim THW-Premierenangriff zum 1:0, Julian Köster glich für die Oberbergischen aus, Petter Överby brachte den THW erneut in Front, ehe Kodrin und Vujovic per Siebenmeter die erste und einzige VfL-Führung herauswarfen. Dann folgte der atemberaubende 9:0-Lauf der Zebras. Er wurde eingeleitet durch den Siebenmetertreffer von Niclas Ekberg, Rune Dahmke war nach Ballklau erfolgreich, traf ins leere Gummersbacher Tor. Dann folgten die Treffer von Eric Johansson, Petter Överby und Domagoj Duvnjak. Sigurdsson reagierte beim 3:9, nahm die Auszeit, um den Kieler Spielfluss zu unterbrechen, der eigenen Mannschaft neue Impulse zu vermitteln - da standen die Fans bereits. Die Auszeit indes half zunächst nicht. Die Kieler wirbelten weiter, Tomas Mrkva war unbezwingbar. So folgten drei weitere Tore durch Rune Dahmke, Eric Johansson und Niclas Ekberg, der in der elften Minute den 9:0-Lauf mit seinem Tempogegenstoß ins erneut leere VfL-Tor abschloss. Das Gummersbacher Tor war oft verwaist, weil Sigurdsson nahezu konsequent mit sieben Akteuren angreifen ließ, den Torhüter herausnahm. Kodrin beendete schließlich die Gummersbacher Torflaute mit seinem Kracher zum 4:11 in der zwölften Minute.

Kiel kontert Gummersbacher Aufholjagd

Als Patrick Wiencek nach 15 Minuten dann zum 13:5 für den amtierenden Meister einnetzte, schienen die Gäste einem Debakel entgegenzusteuern. Doch die Mannen um Nationalspieler Julian Köster, an dessen Seite Bruder Moritz in der Abwehr aushalf, besannen sich auf ihre Qualitäten, kämpften sich langsam wieder heran, gestalteten das Halbzeitergebnis halbwegs erträglich. VfL-Optimisten durften angesichts des 16:22 gar noch auf Zählbares hoffen. Erst recht, als Vujovic gleich nach Wiederanpfiff per Siebenmeter auf 17:22 verkürzte, Eric Johansson antwortete mit seinem sechsten Treffer zum 23:17. Doch jetzt wurde VfL-Schlussmann Daniel Rebmann zum Faktor, hielt einige Kieler Bälle auf, und nach 42 Minuten netzte Vidarsson zum 23:26 für Gummersbach ein. Die THW-Fans rieben sich nur kurz die Augen, denn der THW hatte erneut die passenden Antworten. Nikola Bilyk übernahm Verantwortung, traf zweimal in Folge. Karl Wallinius war ebenfalls zweimal zur Stelle. 

Kiel kontert Gummersbacher Aufholjagd

Sonntag geht’s weiter!

Und als Domagoj Duvnjak seine Farben nach glänzendem Anspiel von Gurbindo wieder auf 33:27 enteilen ließ, war der Startschuss für die großartige THW-Schlussphase gezündet: Patrick Wiencek sorgte in der 51. Minute für die erste Kieler Zehn-Tore-Führung, Gurbindo traf zum erwähnten 40. THW-Treffer und Elias Ellefsen á Skipagotu krönte seine großartigen letzten Minuten mit dem Treffer zum 41:30-Endstand. Nach der furiosen Heimpremiere ist allerdings vor dem nächsten Heimspiel: Am Sonntag gastiert die HSG Wetzlar in der Wunderino Arena. Die Mittelhessen, die erst ein Spiel absolviert haben, wollen sich nach der klaren Auftakt-Klatsche gegen Magdeburg unbedingt rehabilitieren. Die Zebras hingegen wollen unbedingt zwei Punkte holen, um sich mit Selbstbewusstsein auf das Derby vorzubereiten. Anwurf ist am Sonntag um 16:30 Uhr. Eintrittskarten gibt es in der THW-FANWELT, die am Spieltag von 13:30 Uhr bis zum Anpfiff geöffnet hat, bei CITTI und online unter www.thw-tickets.de. Der THW-Zweitmarkt für weitere Tickets öffnet Samstag um 9 Uhr. Weiter geht’s gegen Wetzlar, Kiel! 

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 2. Spieltag: THW Kiel – VfL Gummersbach 41:30 (22:16)

THW Kiel: Bierfreund (59.-60. Und 1 Siebenmeter, keine Parade), Mrkva (1.-59., 13 Paraden); Duvnjak (4), Reinkind (4), Landin (1), Øverby (2), Wiencek (4), Ekberg (6/1), Faust (2), Johansson (8), Dahmke (3), Gurbindo (1), Schwormstede (n.e.), Wallinius (2), Bilyk (2), á Skipagøtu (2); Trainer: Jicha
VfL Gummersbach: Rebmann (1.-12., 37.-60., 8 Paraden), Ivanisevic (12.-37., 4/1 Paraden); Vidarsson (3), Kodrin (9), Vujovic (4/4), J. Köster (4), Häseler (3), M. Köster, Mappes (3), Pregler (1), Horzen (2), Styrmisson, Kiesler, Jansen (1);emanTrainer: Sigurdsson

Schiedsrichter: Steven Heine / Sascha Standke
Siebenmeter: THW: 2/1 (Ivanisevic hält Ekberg, der den Nachwurf verwandelt (18.)) / VfL: 4/4
Zeitstrafen: THW: 1 (Wiencek (2.)) / VfL: 2 (Kiesler (3.), Vidarsson (36.))
Spielfilm: 2:1 (1.), 2:3 (2.), 11:3 (11.), 13:5 (13.), 13:8, 14:9 (19.), 16:9, 16:11 (20.), 18:13 (24.), 21:13 (27.), 21:15 (29.), 22:16;
2. Hz.: 24:17, 26:19 (36.), 26:23 (42.), 27:24, 29:24 (44.), 31:27 (48.), 33:28 (51.), 36:28 (53.), 40:29 (58.), 41:30
Zuschauer: 10028 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: In den ersten 15 Minuten war unser Abwehrverhalten wie aus dem Lehrbuch. In dieser Form habe ich so etwas noch nicht gesehen, wir waren Flink, haben Fallen gestellt. Daraus resultierte eine Energie und eine Wucht in der zweiten Welle, dass wir in dieser Phase wie im Rausch gespielt haben. Das Sieben-gegen-Sechs der Gummersbacher hat uns gestoppt, weil wir da nicht mehr so konsequent in der zweiten Welle waren. In der Pause habe ich den Jungs gesagt, dass es – wenn man die starke Abwehr und die zweite Welle rausnimmt – eine ausgeglichene Partie ist. Die zweite Halbzeit hat das dann bestätigt. Wir haben trotzdem die Ruhe bewahrt, als der VfL zurückgekommen ist. In den letzten 15 Minuten war die Konsequenz wieder da. Ich freue mich über den Sieg und über die Leistung, aber wir müssen und werden jetzt weiter arbeiten. Sonntag kommt Wetzlar.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: Gückwunsch an Filip und den THW Kiel zu diesem verdienten Sieg. Ich war froh, als das Spiel vorbei war. Wir fangen gut an und führen mit 3:2, kassieren dann aber einen 9:0-Lauf. Wir sind in jede Falle gelaufen, die uns die Kieler Abwehr gestellt hat. Wir machen 21 technische Fehler, was Ligarekord sein dürfte, auf den wir nicht stolz sind. Trotzdem verkürzen wir auf 23:26, was für mich wie ein Wunder war. Bis zum 27:31 sind wir im Spiel, dann geben wir komplett auf. Der THW Kiel hat überragend gespielt, wir sind hingegen völlig zusammengebrochen und hatten große Probleme, diese THW-Abwehr zu knacken. Wir müssen jetzt den Mund abputzen, weiter arbeiten und im nächsten Spiel einiges besser machen.