Das Super-Duell: Ostersonntag kommen die “Löwen”

Bundesliga

Das Super-Duell: Ostersonntag kommen die "Löwen"

Seit Monaten fiebern die Handballfans in Deutschland einem Termin entgegen, seit Wochen gibt es für die Medien nur noch ein Datum: den Ostersonntag. Den Tag des Super-Duells zwischen dem Tabellenführer und dem Zweiten. Den Tag, an dem die beiden besten deutschen Handball-Mannschaften im direkten Aufeinandertreffen ihren Sieger suchen. Der Showdown in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena beginnt um 17.15 Uhr, Sport 1 überträgt das "Super-Duell" live, und wir informieren auf der THW-Homepage im Liveticker über Zwischenresultate.

Ausverkaufte Arena und riesiges Medieninteresse

Die wenigen Restkarten, die Anfang Februar für das Heimspiel der "Zebras" gegen die Löwen angeboten wurden, waren innerhalb von 20 Minuten ausverkauft. 10.285 Fans werden das THW-"Wohnzimmer" in ein brodelndes Tollhaus verwandeln, gut das Doppelte an Tickets hätte der Rekordmeister in Deutschland und Europa absetzen können. Sport1 überträgt genauso live wie das dänische Fernsehen "TV 3 Sport", die ARD-Sportschau wird wie der "NDR Sportclub" ausführlich von der Partie zwischen dem Rekordmeister und dem letztjährigen Vize berichten. Im "Zwack" am Alten Markt bietet Gary Mangels ein Public Viewing der Partie an, auf die Handball-Deutschland seit Wochen gespannt wartet.

THW wieder ohne Vier?

Die Mannschaft von Nikolaj Jacobsen, der als Weltklasse-Linksaußen mit dem THW Kiel dreimal deutscher Meister und je zweimal Pokal- und EHF-Pokalsieger wurde, reist mit breiter Brust an die Förde: "Wir wollen den THW Kiel ärgern", sagt der 43-Jährige, der die "Löwen" vor der Saison von Gudmundur Gudmundsson übernommen hatte. Die Vorzeichen stehen für die Löwen günstig, müssen die "Zebras" doch auch im Topspiel der Liga auf die Langzeitverletzten Dominik Klein (Kreuzbandriss) und Andreas Palicka (Sehneneinriss am Oberschenkel) verzichten Zudem ist der Einsatz von Rune Dahmke (Fußverletzung) und Johan Sjöstrand (Grippe) mehr als fraglich. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass am Sonntag die beiden kurzfristig aus dem "Handball-Ruhestand" zurückgeholten Steinar Ege und Henrik Lundström im THW-Trikot auflaufen werden.

22. Bundesliga-Duell beider Teams

Die Begegnung der beiden nach Minuspunkten gleichauf liegenden Mannschaften am Ostersonntag ist das 22. direkte Aufeinandertreffen in der DKB Handball-Bundesliga. 17 Mal hatte bisher der THW Kiel das bessere Ende für sich, vier Mal gewannen die Mannheimer. Ein Unentschieden sucht man in dieser Bilanz vergeblich (siehe auch Gegnerdaten Rhein-Neckar Löwen im THW-Archiv). Die Partie am Ostersonntag wird von Lars Geipel und Marcus Helbig geleitet. Das Unparteiischen-Duo bringt die Erfahrung aus 508 Liga-Einsätzen und 210 international gepfiffenen Spielen mit nach Kiel.  

Auf geht's, Kiel!

Auch wenn beide Vereine bis zum Saisonende noch vor großen Aufgaben stehen, so hat die Partie am Ostersonntag doch ihren ganz besonderen Reiz. Beide Mannschaften konnten in dieser Spielzeit von den bisherigen Begegnungen gegeneinander jeweils ein Spiel gewinnen, die "Zebras" und die "Löwen" kennen sich beinahe aus dem Effeff. "Wenn zwei Mannschaften mit dieser Qualität aufeinander treffen, wird es ein richtiges Spitzenspiel mit allem, was dazu gehört: Emotionen, Einsatz, Leidenschaft, Willen und tollem Handball", erwartet THW-Toptorjäger Marko Vujin spannende 60 Minuten in der stärksten Liga der Welt: "Wir wollen in jedem dieser Punkte besser sein, Vollgas geben und das Spiel gemeinsam mit unseren Fans gewinnen!" Auf geht's, Kiel!

Nur drei Liga-Niederlagen

Sie treffen auf eine Mannschaft, deren Zusammensetzung wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, die wieder eine bärenstarke Saison spielt: Die "Zebras" verloren im Pokal-Viertelfinale mit 26:29 (siehe Spielbericht) bei den Mannheimern, die nun beim "Rewe Final Four" im Halbfinale auf die SG Flensburg-Handewitt treffen. Beim zweiten direkten Aufeinandertreffen der beiden Top-Mannschaften hatten indes die Kieler die Nase vorn: Das Hinspiel in der SAP-Arena gewannen sie mit 29:28 (zum Spielbericht) und beendeten damit die beeindruckende, 602 Tage andauernde Heimserie der Rhein-Neckar Löwen ohne doppelten Punktverlust. Allerdings: Seitdem haben die Mannheimer kein Heimspiel mehr verloren, Schwächen leisteten sie sich nur noch beim 23:24 in Wuppertal beim Bergischen HC und beim 25:27 in Nürnberg beim HC Erlangen.

Gensheimer erfolgreichster Torschütze

Bester Torschütze der Löwen: Uwe Gensheimer.Dass die "Löwen", die im Kalenderjahr 2015 in der DKB Handball-Bundesliga noch ungeschlagen sind, verwundbar sein können, hat ihr schmerzhaftes Aus in der "VELUX EHF Champions League" gezeigt: Gegen den kommenden THW-Gegner Pick Szeged aus Ungarn leisteten sich die Mannheimer ein schwaches Heimspiel und verloren vor heimischer Kulisse mit 30:34. Ein Resultat, von dem sie sich auch im Rückspiel nicht mehr erholten - trotz des bärenstarken Uwe Gensheimers. Zwölf Tore erzielte er beim 29:31, gar 13 Treffer ließ er beim Liga-Auswärtssieg in Lemgo folgen. Mit über 160 Toren ist der Nationalmannschafts-Kapitän der erfolgreichste Schütze der Rhein-Neckar Löwen. Gemeinsam mit dem ebenfalls über 100 Mal erfolgreichen Rechtsaußen Patrick Groetzki erzielte das Außen-Duo der Mannheimer damit annähernd ein Drittel aller "Löwen"-Tore in der DKB Handball-Bundesliga. 

Rund um die Arena

Die Sparkassen-Arena öffnet am Sonntag um 15.15 Uhr ihre Türen. Es gibt keine Tickets mehr für das Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen. Wegen des erwarteten Andrangs, des begrenzten Parkraums und des zeitgleich in der Stadt stattfindenden Flohmarkts empfiehlt sich eine rechtzeitige Anreise. In der Arena wird es das neue THW-Magazin "THW inside" an drei Ständen der Kieler Nachrichten zu kaufen geben. Außerdem können sich die THW-Fans über eine besondere Aktion des Circus Roncalli freuen: Der feiert am Sonnabend an der Hörn Premiere mit seinem neuen Showprogramm "Salto Vitale" und wünscht den Handballfans ein schönes Spiel. Als Dankeschön für die Unterstützung des THW Kiel gewährt der Circus Roncalli gegen Vorlage der Eintrittskarte des Löwen-Spiels einen sportlichen Rabatt von 25 Prozent für die Vorstellungen im schönsten Circus' Deutschlands: "Manege frei, das Spiel beginnt!"

Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer im KN-Interview

Kiel. Vor vier Wochen verlor der THW Kiel im Pokal-Achtelfinale bei den Rhein-Neckar Löwen (26:29). Eine Niederlage, die auch deshalb in Erinnerung blieb, weil Uwe Gensheimer den Kieler Rene Toft Hansen schlug. Eine Szene, die von den Schiedsrichtern nicht gesehen wurde und so ungeahndet blieb. Im KN-Interview spricht der Kapitän der Nationalmannschaft darüber – und über seine Vorfreude auf den bevorstehenden Gipfel. Herr Gensheimer, Sie wirkten im Pokalspiel anfangs übermotiviert... ….ich bin der Kapitän dieser Mannschaft, verstehe mich als ihr Anführer. In einem solchen Spiel sind alle bis in die Haarspitzen motiviert. Wir brauchten auch die Unterstützung der Fans, um eine Chance zu haben. Deshalb habe ich sie auch immer wieder aufgefordert, uns zu helfen. In einer solchen Atmosphäre kann es zu Szenen kommen, die über das Ziel hinausschießen. Sie sprechen die in der 14. Minute an, in der sie Toft Hansen mit der Faust auf die Brust schlagen? Ich habe mir den Videoausschnitt, den es dazu am nächsten Tag gab, natürlich auch angesehen. Sie zeigt leider nur das Ende einer Szene, der gingen andere Aktionen voraus. Am Kreis wird gerangelt, das ist ganz normal. Außerdem war es kein Schlag mit der Faust, sondern mit der flachen Hand. Ich habe mich noch auf dem Spielfeld bei ihm entschuldigt und dachte, damit wäre die Sache erledigt. War sie aber nicht…. ….genau. Was dann am Tag danach passiert ist, hat mich sehr überrascht. Da war auf meiner Facebook-Seite einiges los. Klar, dass das auch an mir nicht spurlos vorbei geht. Ich hatte damals beschlossen, mich nicht unmittelbar zu äußern, weil ich denke, dass diese Themen nicht auf solchen Plattformen ausgetragen werden sollen. Gerade mit dem gesellschaftlichen Kontext, dass Jugendliche heutzutage auf ihren Facebook-Seiten gemobbt werden, müssen wir als Sportler als Vorbilder agieren und zeigen, dass es auch durch die direkte Kommunikation möglich ist, die Konflikte zu lösen. THW-Kapitän Filip Jicha hat Ihnen via Facebook vorgeworfen, dass Sie Ihre Rolle als Vorbild nicht ausgefüllt haben. Was sagen Sie dazu? Ich habe ihn gleich angerufen, und wir haben uns ausgesprochen. Was ich in dieser Szene gemacht habe, tut mir leid. Aber im Handball ist so etwas in der Regel mit einer Entschuldigung unmittelbar nach dem Spiel erledigt. Vorbild? Jeder der mich kennt, weiß, dass ich ein fairer Sportler bin und gewillt bin, diese Rolle hundertprozentig auszufüllen. Welchen Empfang erwarten Sie nun persönlich am Sonntag? Es ist mir klar, dass mir kein roter Teppich ausgerollt wird. Für mich ist der Fall abgehakt, aber ich weiß, dass das nicht alle so sehen. Dies kann ich aber nicht beeinflussen. Freuen Sie sich trotzdem? Klar, ich wäre kein Leistungssportler, wenn das nicht der Fall ist. Ich freue mich riesig, für solche Spiele leben wir. Glauben Sie, dass sich jetzt die Meisterschaft entscheidet? Gewinnt der THW, liegt er zwei Punkte vor uns und hat das deutlich bessere Torverhältnis. Dann ist die Meisterschaft entschieden, da bin ich mir sicher. Im Moment sieht es so aus, als würde erneut das Torverhältnis über den Titel entscheiden. Halten sie das für sinnvoll? Ich glaube nicht, dass wieder die Tordifferenz den Ausschlag geben wird. Sinnvoll? Die Regeln sind so, daran müssen wir uns halten. Was ich nicht gut finde ist, dass andere Mannschaften, die in diesen Situationen die Gegner sind, darunter leiden. Sie stehen automatisch im Verdacht, sich nicht mit allen Kräften gewehrt zu haben und müssen sich viel Kritik anhören. Um sie zu schützen, wäre ich dafür, diese Regel zu ändern. In der vergangenen Saison fehlten zur Meisterschaft zwei Tore. Was passiert mit Ihrem Verein, wenn er wieder ähnlich knapp scheitert? Was soll passieren? Ich denke doch jetzt nicht schon darüber nach, ob wir am Ende knapp scheitern. Zu Saisonbeginn haben uns viele eine solche Leistung gar nicht zugetraut. Mit Gudmundur Gudmundsson (jetzt dänische Nationalmannschaft, d. Red.) verloren wir unseren langjährigen Trainer. Wir hatten endlich erreicht, was für den Erfolg im Handball unglaublich wichtig ist: Automatismen und Konstanz. Und die haben wir behalten, obwohl wir mit einem neuen Trainer (Nikolaj Jacobsen, d. Red.) gestartet sind. Sie sind also zufrieden mit dem Saisonverlauf? Klar. Für den nächsten großen Schritt in der Champions League waren wir leider in beiden Spielen zu schwach (Im Achtelfinale war Pick Szeged Endstation, d. Red.). Da fehlt uns auch die Breite im Kader, die beispielsweise der THW hat. Da gehen drei Weltklasse-Spieler auf die Bank und drei neue kommen. Aber wir stehen im Pokal-Halbfinale und sind in der Lage, saisonübergreifend seit mehr als 60 Spieltagen auf Augenhöhe mit dem THW Kiel zu sein. Auf diese Bilanz können wir absolut stolz sein und werden daran arbeiten, noch besser zu werden. Ihr Vertrag läuft im Juni 2016 aus. Der THW hatte Ihnen in der vergangenen Saison ein Angebot gemacht, ist es denkbar, dass Sie nun ein Kieler werden? Entschieden ist nichts, die Gespräche laufen gerade. Mein erster Ansprechpartner sind die Löwen, mehr kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht dazu sagen.  (Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.15, Foto: Archiv/Sascha Klahn)