Mittwoch Top-Spiel gegen Magdeburg

Bundesliga

Mittwoch Top-Spiel gegen Magdeburg

Nach dem dramatischen 29:28 im Duell bei den Rhein-Neckar Löwen (siehe Spielbericht) steht für den THW Kiel nach der Länderspiel-"Pause" am Mittwoch das nächste Spitzenspiel in der DKB Handball-Bundesliga auf dem Programm: Der Tabellenzweite aus Kiel trifft auf den -fünften aus Magdeburg. Anwurf ist um 19 Uhr, Sport1 überträgt nach 81 Tagen Pause wieder ein Heimspiel der "Zebras" live im Fernsehen. Aktuelle Informationen gibt es zudem im Liveticker auf der Startseite der THW-Homepage. Für das Spitzenspiel gibt es noch rund 100 Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse.

Topspiel: Zweiter gegen Fünfter

Acht Spiele, acht Siege: Die Bilanz des THW Kiel im Oktober war eine ohne Fehl und Tadel. Die "Zebras" wollen nun mit einem Sieg gegen den SC Magdeburg auch gut in den November starten, der acht Partien in 25 Tagen für die Schwarz-Weißen im Terminkalender bereit hält. Tatsächlich ist die Partie gegen den Champions-League-Sieger 2002 ein echtes Topspiel der DKB Handball-Bundesliga: Der SCM hat sich bis auf Platz fünf der Tabelle hochgearbeitet und reist mit nur drei Minuspunkten Rückstand auf das Spitzentrio aus "Löwen", THW und Flensburg (alle vier "Miese") an die Kieler Förde.

Schuldenabbau fast abgeschlossen

Der THW-Gegner SC Magdeburg hat sich konsolidiert – wirtschaftlich wie sportlich. Jetzt wollen die Bördestädter wieder in obere Tabellenregionen vorstoßen. "Wir haben uns stabilisiert und sind im letzten Jahr gegen den Trend leicht gewachsen“, erklärte der SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt vor der Saison. Die entspannte Grund-Stimmung bei der Saisoneröffnung ist Ausdruck des "neuen" SCM. Eines SCM, der die Negativ-Schlagzeilen der Vergangenheit, als der Traditionsclub mit über 2,5 Millionen Euro Schulden nur knapp an der Insolvenz vorbeischrammte, vergessen machen will. "Sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg sind einfach untrennbar. Der SCM hatte hohe Schulden und stand kurz vor der Insolvenz. Das hat vieles blockiert. Das belastet uns heute nicht mehr", so Schmedt. "Das Thema Schuldenabbau ist fast abgeschlossen. Magdeburg hat Lust auf Handball, und das ist gut so." "Die Stimmung ist richtig toll", erklärte auch Sportchef Steffen Stiebler. "Offenbar haben wir in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht."

Fans strömen wieder in die Getec-Arena

Tatsächlich strömen auch die Fans wieder in die Getec-Arena: Vor der Saison vermeldeten die SCM-Verantwortlichen einen Dauerkarten-Rekord, durchschnittlich 5.583 Zuschauer machten bisher die ehemalige Bördelandhalle wieder zu der Heimfestung, für die Magdeburg berühmt-berüchtigt ist. Platz fünf im Zuschauer-Ranking ist eines der Anzeichen für einen Aufschwung in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt. "Gerade passt einfach vieles zusammen", sagt Schmedt. "Wir erleben viel Zuspruch und Unterstützung. Ich gehe so weit zu sagen, dass der SCM für die Region ein Kulturgut ist."

Sveinsson neuer Chefcoach

Und dieses soll in diesem Jahr sportlich wieder angreifen. "Wir haben den Anspruch, in die Spitzengruppe vorzustoßen", erklärte Schmedt vor der Saison. Verantwortlich für die Umsetzung ist ein neues Gesicht an der Seitenlinie: Der Isländer Geir Sveinsson trat die Nachfolge von Interimscoach Uwe Jungandreas an, der nach der Demission von Frank Carstens die Magdeburger im Dezember vergangenen Jahres übernommen hatte. "Uwe Jungandreas hat einen Super-Job gemacht", lobte der Isländer seinen Vorgänger vor Saisonbeginn. Für Sveinsson, der aus dem österreichischen Bregenz in die Börde wechselte, ist der SCM ein besonderer Club: "Hier spielten viele Isländer wie Olafur Stefansson, und Alfred Gislason war früher Trainer. So eine Chance lehnt man nicht ab." 

Drei Neuzugänge

Neben dem Chefcoach an der Seitenlinie verpflichteten die Magdeburger auch den ehemaligen Weltklasse-Torwart Tomas Svensson, der sich vor allem um die beiden Keeper Dario Quenstedt und Jannick Green kümmert. Letzterer ist einer von drei namhaften Neuzugängen beim SCM. Der 26-jährige dänische Nationaltorhüter, der zuletzt bei der EM in Dänemark mit Niklas Landin ein Gespann bildete, kam vom BSV Bjerringbro/Silkeborg an die Börde und ersetzt den nach Minden abgewanderten Gerrie Eijlers. Ebenfalls aus der höchsten dänischen Liga wechselte Kreisläufer Jacob Bagersted zum SCM: Der 27-Jährige trat am Kreis die Nachfolge von Marco Oneto (ging zu GWD Minden) und Kjell Landsberg an, die keinen neuen Vertrag mehr erhalten hatten. Für den Rückraum holten sich die Magdeburger ebenfalls ein Nordlicht: Vom französischen Meister US Dunkerque verpflichteten sie den 72-fachen norwegischen Nationalspieler Espen Lie Hansen. 

Weber führt die Torschützenliste an

Gemeinsam mit Kapitän Fabian van Olphen und dem 2,12 Meter großen Youngster Tomasz Gebala aus dem eigenen Nachwuchsbereich soll Lie Hansen die Lücke füllen, die der zu den Rhein-Neckar Löwen gewechselte Leistungsträger Stefan Kneer hinterlassen hat. Herausragend spielte in der geschlossen auftretenden Magdeburger Mannschaft bisher Robert Weber: Der österreichische Rechtsaußen führt mit einem Schnitt von 8,7 Treffern in den bisher zehn Partien die Torschützenliste der DKB Handball-Bundesliga an.

Magdeburg rückt auf Platz fünf vor

Trotz aller guten Voraussetzungen war Trainer Geir Sveinsson vor Saisonbeginn mit der Formulierung eines Saisonzieles vorsichtig. Nach Platz sieben in der Vorsaison wolle man sich natürlich verbessern, erklärte 50-Jährige. Hieße also: Platz sechs oder besser. Der Start bei den Rhein-Neckar Löwen war verheißungsvoll, obwohl der SCM nach einer 11:8-Pausenführung am Ende in einer knappe 23:24-Niederlage einwilligen musste. Es folgten aber fünf Spiele ohne Niederlage – einzig beim 32:32 gegen die stark gestarteten Göppinger ließ man bei der Punktejagd einen Zähler liegen. Nach dem 29:26-Heimerfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt fanden sich die Magdeburger urplötzlich auf Platz drei der Tabelle wieder. Weil danach aber sowohl in Gummersbach als auch zuhause gegen Hamburg jeweils der Gegner jubelte, reihte sich der SCM nach dem 33:30-Erfolg am letzten Spieltag gegen die HSG Wetzlar auf Platz fünf der Tabelle ein.

Traditionsduell

Von den bisher 46 Bundesliga-Partien gegen den THW Kiel gewann der SCM elf, zuletzt am 9. Oktober 2013 (34:31, siehe Spielbericht). Im Rückspiel in der Sparkassen-Arena gab es in der vergangenen Saison mit dem dramatischen 27:27 (siehe Spielbericht) eins von bisher fünf Unentschieden, 30 Partien gewannen die "Zebras" (siehe Gegnerdaten im THW-Archiv). Für Spannung dürfte am Mittwoch also gesorgt sein, wenn die beiden Unparteiischen Christoph Immel und Ronald Klein um 19 Uhr die Spitzenpartie der DKB Handball-Bundesliga in der Sparkassen-Arena anpfeifen.

KN: „Neuer“ SCM ist eine hohe Hürde für den THW Kiel

Kiel. Acht Spiele, acht Siege – der Oktober hätte für den THW Kiel nicht besser verlaufen können. Nun will der Handballmeister den November nutzen, um weiter fleißig Punkte zu sammeln. Gelegenheiten gibt es reichlich, warten doch in den nächsten 25 Tagen erneut acht Spiele auf die Zebras. Der Startschuss fällt heute mit dem Heimspiel gegen den starken SC Magdeburg (19 Uhr/Sport1). Der zehnmalige DDR-Meister gewann bislang nur einmal in Kiel (32:29). Es geschah am 5. April 2003, seitdem ist viel passiert. Der fünfmalige Torschütze Stefan Kretzschmar ist heute als Sport1-Experte in der Halle. Christian Gaudin, Trainer des HSV Hamburg, hielt damals einen Siebenmeter der Kieler „Zaubermaus“ Nikolaj Jacobsen, der mittlerweile beim Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen das Sagen hat. Den SCM trainierte Alfred Gislason, der offenbar erfolgreich Werbung für seine isländische Heimat gemacht hat: Der Tabellen-Fünfte verpflichtete zu Saisonbeginn seinen Landsmann Geir Sveinsson als neuen Trainer. Der isländische Rekord-Nationalspieler (340) arbeitete zuvor für den österreichischen Erstligisten Bregenz HB. Den Sprung in die Bundesliga, die als härteste ihrer Art gilt, traut Gislason dem 50-Jährigen zu, den er in gemeinsamen Tagen in der Nationalmannschaft schätzen gelernt hat. „Er ist ein richtig guter Typ.“ Auch der Kreisläufer hat seine Kiel-Vergangenheit. Er war dabei, als Aufsteiger LTV Wuppertal am 22. November 1997 mit dem 31:28-Sieg in der damaligen Ostseehalle für eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Rekordmeisters sorgte. Sveinsson warf drei Tore. Mit ihm verpflichtete der SC Magdeburg den starken dänischen Nationaltorhüter Jannick Green (BSV Bjerringbro-Silkeborg), den norwegischen Rückraumspieler Espen Lie Hansen (US Dunkerque) und Thomas Svensson als neuen Torwarttrainer. Der Schwede hatte dieses Amt zuletzt erfolgreich bei den Löwen ausgeübt. „Dieser Kader ist durchaus mit dem der Löwen und der Flensburger zu vergleichen“, lobt Gislason. „Mittelfristig wird der SC bei der Vergabe der Champions-League-Plätze ein Wörtchen mitreden.“ Möglicherweise wird das schon in dieser Saison geschehen. Die Sveinsson-Schützlinge bewiesen bereits, dass sie mit Top-Adressen mithalten können. Gegen Flensburg gewann das Team um Top-Torjäger Robert Weber (87) mit 29:26, in Mannheim endete eine überzeugende Vorstellung unglücklich (23:24). Befragt nach seinen Zielen, äußerte Sveinsson den Wunsch, seinen Spielern zu vermitteln, auch auswärts durchaus an einen Sieg zu glauben. Was im Innenverhältnis mit dem THW Kiel angebracht ist, gewannen die Zebras doch von 27 Heimspielen 25. Der Respekt der Gastgeber ist trotzdem groß, zumal die Personallage weiter angespannt ist. Gislason, der seine Mannschaft nach der Länderspielpause gestern erstmals wieder in Gänze zu Gesicht bekam, geht davon aus, dass neben Kapitän Filip Jicha (Reha nach Sprunggelenk-OP) auch Aron Palmarsson (Muskelfaserriss) fehlen wird. Denkbar sei, so Gislason, dass Rasmus Lauge erstmals nach seinem im März erlittenen Kreuzbandriss wieder im Kader stehe. Kiels Trainer geht nicht davon aus, dass der Gast im Sveinsson-Zeitalter seine Spielweise grundlegend ändert. „Die Abwehr ist extrem robust, da geht es immer am Rande des Erlaubten zur Sache.“ Die Magdeburger Defensive ist für ihre Stabilität berüchtigt, doch auch im Angriff läuft es mit dem starken Spielmacher Marko Bezjak gut. Ein wichtiger Faktor ist dabei Linkshänder Andreas Rojewski, der unlängst für Schlagzeilen sorgte, als er, ein deutscher Nationalspieler, sich entschied, künftig das Trikot seines Geburtslandes Polen zu tragen. „Es ist ein schönes Gefühl, gebraucht und mit offenen Armen empfangen zu werden“, sagte der 29-Jährige, der 2004 unter Martin Heuberger noch Junioren-Europameister geworden war. Als Bundestrainer verlor Heuberger das Interesse an ihm, auch Nachfolger Dagur Sigurdsson setzt auf anderes Personal – dieser Abend könnte Aufschluss darüber geben, ob das ein Fehler gewesen ist. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2014)