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34:33-Sieg: Bärenstarke Zebras gewinnen erneut beim SC Magdeburg

Bundesliga

34:33-Sieg: Bärenstarke Zebras gewinnen erneut beim SC Magdeburg

Das war ein bärenstarker Auftritt der Zebras: 45 Minuten zelebrierte der THW Kiel in der unfassbaren Magdeburger Atmosphäre Handball auf Weltklasseniveau, spielte den amtierenden Deutschen Meister dank der überragenden Eric Johansson und Nikola Bilyk phasenweise an die Wand. Dann schwanden zwar die Kräfte und Konzentration, am Ende jubelten dann doch die Zebras und ihr Anhang, der die Kieler über 60 Minuten grandios unterstützte: Der THW Kiel gewann das prestigeträchtige wie wichtige Spitzenspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga beim Weltpokalsieger SC Magdeburg mit 34:33 (19:16). Trainer Filip Jicha war überglücklich mit dem Auftritt seiner Mannschaft: "Wir haben von Beginn an mit viel Mut und Selbstvertrauen agiert, uns nur auf uns und unser Spiel konzentriert.“ Das hätten seine Jungs mit sehr viel Leichtigkeit aufs Parkett gebracht, sagte Jicha. "Mir hat das sehr gefallen. Ich bin stolz auf meine Jungs."

Johansson überragend

Überragend: Nikola Bilyk erzielte sieben Tore

Bester Schütze beim verdienten Sieger aus Kiel war Eric Johansson, der zuletzt angeschlagen gefehlt hatte und erst nach 15 Minuten aufs Parkett gekommen war. Dann wuchtete der 22-Jährige den Ball aber achtmal ins Magdeburger Tor und zeigte auch das selbstbewusste Auftreten, das es in Magdeburg braucht: Johansson ließ sich durch ein böses Foul von Saugstrup nicht beirren, traf und humpelte Richtung Bank - aber reckte die Faust hoch zum Kieler Anhang, der seinen Jung-Star zurecht feierte. "Der ist aus ganz besonderem Holz geschnitzt", bemerkte Fernseh-Experte Stefan Kretzschmar mit Bewunderung in seinen Worten. Sieben ganz wichtige Tore steuerte auch Nikola Bilyk zum Kieler Sieg bei. Das entscheidende 15 Sekunden vor dem Schlusspfiff, als er in Kieler Unterzahl (Patrick Wiencek hatte in der hektischen Schlussphase Rot für ein Foul gegen Kristjansson gesehen) das 34:32 erzwang, sich gegen die halbe SCM-Abwehr durchmogelte und mit der linken Hand traf. Saugstrups Wurf ins leere Kieler Tor tat dem Nordlicht acht Sekunden vor Schluss dann nicht mehr weh, Kapitän Domagoj Duvnjak und seine Mannen spielten die letzten Sekunden im "Tollhaus" Getec Arena überlegt herunter.

Kampf auf Biegen und Brechen

Es war wie zuletzt immer zwischen dem THW Kiel und dem SC Magdeburg: Die Emotionen kochten hoch, die Spannung brodelte bis zum Siedepunkt, die Fans erlebten ein Topspiel, das alles hielt, was es im Vorfeld versprochen hatte. Und: Der THW gewann zum vierten Mal in Folge ein Pflichtspiel gegen das Team aus Sachsen Anhalt. Es ging erneut auf und ab, von Beginn an war es ein Kampf auf Biegen und Brechen. Die SCM-Fans in der mit 6600 Zuschauern ausverkauften Getec-Arena waren lange Zeit ungewohnt leise, beeindruckt vom Kieler Spiel und der klaren Führung. Später kochte die Halle, als Magdeburg Tor um Tor aufholte.

Rasanter Beginn

Bester Torschütze: Eric Johansson

Gut, dass sich das THW-Lazarett langsam lichtet: Nach Hendrik Pekeler, der am Mittwoch in Erlangen erste Schnupperminuten in der Liga absolvierte, tauchte auch Magnus Landin nach seiner Leberverletzung wieder auf der Spielerbank auf. Selbstverständlich aber startete Rune Dahmke auf Linksaußen, hochmotiviert wie alle Zebras. Die schnelle Magdeburger 2:0-Führung durch Magnusson und Saugstrup glichen Niclas Ekberg und Patrick Wiencek postwendend aus. Mertens überlistete THW-Torhüter Niklas Landin zum 3:2, der folgende 3:0-Lauf der Kieler war dann das Resultat großartiger Abwehrarbeit um den Mittelblock mit Patrick Wiencek und Petter Överby. Vorne nutzten Rune Dahmke nach Zuspiel von Nikola Bilyk, Niclas Ekberg, der von Rechtsaußen in den langen Winkel traf. und Harald Reinkind mit einem Solo ihre Chancen eiskalt. Der THW hatte die Führung übernommen, 5:3 nach neun Minuten. Bis zur Mitte der ersten Halbzeit blieben beide Teams auf Augenhöhe, das Tempo war hoch, der Körperkontakt auf beiden Seiten extrem. 9:9 hieß es nach 16 Minuten, es sollte das letzte Remis für die Heimmannschaft bleiben, fortan war es vor allem der 22-jährige Eric Johansson, gerade von Jicha ins Rennen geschickt, der Magdeburg im Rückraum unter Druck setzte, sich mit einem Doppelschlag einführte, bis zum Pausenpfiff viermal traf.

THW bringt den Sieg nach Hause

Nikola Bilyk erzielte das entscheidende Tor mit links!

In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit wurde den Magdeburgern und ihrem Anhang dann der Stecker gezogen, sie wurden von einer THW-Mannschaft, der jetzt - wie bei Bilyks Rückraum-Kempa zum 21:17 - förmlich alles gelang, schlichtweg überrannt. Eric Johansson läutete die besten Kieler 15 Minuten in dieser Saison mit dem 20:16 ein. Magnussen hielt zunächst noch mit zwei verwandelten Siebenmetern dagegen, doch der folgende Kieler 5:0-Lauf durch Niclas Ekbergs Strafwurf, dem blitzsauber herausgespielten Tor von Patrick Wiencek und dem Dreierpack des großartig auftrumpfenden Johansson sorgten für die 26:18 Führung nach 41 Minuten. Die Vorentscheidung? Lange sah es so aus, der THW agierte im Angriff jetzt durchgängig mit der Variante sieben gegen sechs, kassierte zwar einige schnelle Gegentore nach Fehlern in das dann verlassene eigene Netz, hielt bis zum 31:26 in der 52. Minute aber immer einen beruhigenden Vorsprung. Der dann plötzlich schrumpfte, weil der SCM Stürmerfouls provozierte, und den müder werdenden Zebras die Kräfte schwanden. So wurde es doch noch einmal spannend, Magnusson verwandelte einen Siebenmeter nach 59:11 Minuten zum 32:33 - die Halle war nun wieder wach. Doch Nikola Bilyks Abschluss gegen drei Gegenspieler mit der linken Hand packte den Deckel drauf, die restlichen Sekunden wurden mit viel Ruhe und Routine heruntergespielt, ehe die Zebras mit ihrem Anhang zwei ganz wichtige Auswärtszähler feierten. 

Europäischer Klassiker am Donnerstag in Kiel

Die Zebras jubelten mit ihren Fans über wichtige zwei Punkte

Nachdem die Zebras zuletzt vor allen Dingen in Sachen LIQUI MOLY HBL unterwegs waren, kehrt jetzt die Machineseeker EHF Champions League zurück in den Fokus - und wie! Am kommenden Donnerstag kommt es in der Wunderino Arena zur Neuauflage des Klassikers: Der THW Kiel empfängt dann zum 30. Duell auf europäischer Ebene den FC Barcelona. Zum ersten Mal seit 2017 können auch die Fans in Kiel wieder live dabei sein: Anwurf ist um 18:45 Uhr, für die Top-Begegnung der Königsklasse gibt es bei CITTI, in famila-Märkten mit Ticketservice, in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de noch Eintrittskarten ab 14 Euro. Weiter geht’s gegen Barca, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: THW Kiel, Eroll Popova

LIQUI MOLY HBL, 13. Spieltag: SC Magdeburg – THW Kiel 33:34 (16:19)

SC Magdeburg: Jensen (22.-28., 40.-45., 2 Paraden), Portner (1.-22., 28.-40., 45.-60., 6 Paraden); Meister, Chrapkowski, Musche, Kristjansson (4), Pettersson (1), Magnusson (9/5), Hornke (6), Weber, Mertens (5), Saugstrup (5), O’Sullivan (1), Bezjak (1), Smits, Damgaard (1); Trainer: Wiegert
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 12 Paraden), Mrkva (2 Siebenmeter, keine Parade); Duvnjak (1), Reinkind (1), M. Landin (n.e.), Øverby, Weinhold (2), Wiencek (6), Ekberg (5/3), Fraatz (n.e.), Johansson (8), Dahmke (3), Zarabec (1), Wallinius (n.e.), Bilyk (7), Pekeler; Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen: SCM: 5 (Magnusson (5.), Pettersson (16.), O’Sullivan (22.), 2x Saugstrup (38., 51.)) / THW: 5 (Wiencek (7.), 2x Øverby (16., 40.), 2x Weinhold (36., 42.))
Disqualifikation: Wiencek (grobes Foulspiel (59.))
Siebenmeter: SCM: 5/5 / THW: 3/3
Spielverlauf: 2:0, 3:2 (5.), 3:5 (9.), 4:6, 6:6 (11.), 6:8. 7:9 (15.), 9:9 (16.), 9:12 (21.), 11:12, 12:13, 12:15 (26.), 15:17 (28.), 15:19 (30.), 16:19;
16:20, 18:21 (33.), 18:26 (41.), 21:26 (43.), 21:28 (46.), 23:28, 23:30 (50.), 26:30 (52.), 28:32 (54.), 30:32 (55.), 32:33 (60.), 32:34 (60.), 33:34.
Zuschauer: 6600 (ausverkauft) (Getec-Arena, Magdeburg)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Das war ein Wahnsinns-Handballspiel vor einer Wahnsinns-Kulisse. Das Ergebnis macht mich glücklich, ein Sieg in Magdeburg ist alles andere als selbstverständlich. Daher bin ich ein sehr stolzer Trainer, denn wir haben 40 Minuten lang eine unglaubliche Qualität gezeigt. Dann verlieren wir zwar ein bisschen den Faden, haben aber am Ende die Ruhe bewahrt – was hier auch nicht selbstverständlich ist. Ich möchte aus unserer Mannschaft drei Spieler hervorheben: Niklas Landin, Nikola Bilyk und Eric Johansson. Gerade Eric hat heute zum ersten Mal in dieser Halle gespielt, ich habe gestern in langen Gesprächen versucht, ihn auf das vorzubereiten, was ihn hier erwartet. Ich bin sehr zufrieden – und ein glücklicher Trainer.

SCM-Trainer Bennet Wiegert: Mir fällt die Analyse sehr schwer, denn wir machen in der ersten Halbzeit nicht so viel verkehrt, hatten eine hohe Angriffseffektivität. Aber Kiel war sogar noch effektiver, so kommt ein bisschen Unsicherheit in unser Spiel. Und die sorgt dann auch dafür, dass wir Anfang der zweiten Halbzeit ein bisschen den Plan verlassen. Die letzte Viertelstunde war ein Charaktertest, und den haben wir bestanden. Aber heute ging es nicht um Charakter, sondern um Punkte. Und da steht eben ein 33:34 auf dem Tableau. 

THW-Rückraumspieler Nikola Bilyk: Bis zur 45. Minute haben wir nahezu ideal gespielt, haben dann aber Fehler gemacht, die diese Weltklassemannschaft gnadenlos bestraft hat. Am Ende aber war unser Sieg klar verdient.