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34:18-Erfolg bei GWD Minden: THW Kiel startet Auswärtstournee ohne Probleme

Bundesliga

34:18-Erfolg bei GWD Minden: THW Kiel startet Auswärtstournee ohne Probleme

Der THW Kiel ist mit einem deutlichen Erfolg in seine Auswärtstournee mit insgesamt drei Partien auf fremdem Terrain gestartet: Bei GWD Minden hatten die Zebras auch dank eines überragenden Torhüters Niklas Landin, der 50 Prozent aller Würfe auf sein Tor entschärfte und den Gegner mit insgesamt 18/2 Paraden entnervte, keine Probleme und gewannen mit 34:18 (17:9). Bester Torschütze der Kieler am Sonntagnachmittag war Karl Wallinius mit fünf Treffern, Sven Ehrig, Patrick Wiencek, Harald Reinkind und Rune Dahmke trafen je viermal. Für die dezimierten Gastgeber war Carles Asensio vor 2138 Zuschauern ebenfalls viermal erfolgreich.  

Gastgeber mit ganz junger Mannschaft

Während THW-Trainer Filip Jicha wieder auf den von seinen Rückenproblemen genesenen Miha Zarabec zurückgreifen konnte, standen die Vorzeichen für Minden bereits vor dem Anpfiff auf Rot. Trainer Frank Carstens musste eine deutliche Reduzierung seines Kaders schlucken und konnte gegen den Rekordmeister nach zahlreichen Verletzungen seiner Leistungsträger nur eine ganz junge Truppe ins Rennen schicken. Es hätte aus Gastgebersicht schon eines Handballwunders bedurft, um den deutschen Rekordmeister in die Enge zu treiben. Das Wunder blieb aus, mehr als deutlich - weil der THW Kiel die Aufgabe in Ostwestfalen ernst nahm und nicht in Geberlaune war. Mindens Fans bleibt nur der Blick zurück in die Vergangenheit, um Spaß aus Spielen gegen Kiel zu schöpfen: Am 19. April 2017 glückte beim 23:23 in Kiel immerhin ein Punktgewinn. Und der letzte GWD-Sieg? Liegt schon eine halbe Ewigkeit zurück. Am 12 Februar 2006 war Mindens letzter Freudentag, GWD gewann vor 16 Jahren mit 32:30.

Zebras ziehen früh davon

Mister einhundert Prozent: Rune Dahmke

Vergangenheit eben, aktuell bekamen die Männer von Trainer Frank Carstens gegen den THW Kiel kein Bein an Deck. Widerstand leisteten die Spieler um den guten Torhüter Malte Semisch, der immerhin neun schwere Würfe der Kieler Angreifer aufhielt und die Niederlage ein ganz klein wenig erträglicher gestaltete, nur in der von beiden Seiten durch viele Fehler geprägten Anfangsphase. Kiels Linkshänder Harald Reinkind brachte seine Farben 1:0 in Führung, Vignjevic glich aus, Miha Zarabec, der nach seiner Rückenverletzung wieder in der Kieler Anfangsformation stand, traf zum 2:1. Bis zur zehnten Minute beim 5:3 für den THW Kiel blieben die Gastgeber ein wenig auf Tuchfühlung. Danach zogen die Zebras im Eiltempo davon. Zweimal Wallinius und Niclas Ekberg sorgten mit ihrem 3:0-Lauf für das 8:3. Hundertprozentige Wurfausbeute in der ersten Halbzeit zeichnete gar Rune Dahmke aus: Vier Chancen wurden Kiels Linksaußen von seinen Mitspielern serviert, viermal traf er an Semisch vorbei ins Mindener Tornetz. Unter anderem versenkte Dahmke einen Ball im leeren GWD-Tor, Grundlage für den klaren Sieg war nämlich auch die starke Kieler Abwehrleistung, die sowohl offensiv wie auch defensiv agierte. So schnappte sich Domagoj Duvnjak als vorgezogener Spieler der 3:2:1-Deckung den Ball und bediente Dahmke mustergültig: Tor zum 12:5.

Vorentscheidung bereits zur Pause

Sven Ehrig traf viermal

Die Gastgeber mühten sich, fanden aber immer wieder ihren Meister in Niklas Landin. Immerhin durfte Magnus Holpert einmal jubeln, Mindens Nachwuchsspieler überwand den dänischen Weltklassemann im Kieler Tor zum 13:7. Holpert? Ja, richtig, ein berühmter Handballname. Magnus ist Sohn des Flensburger Torhüters Jan Holpert - und er traf im Spiel gegen Kiel auf den Sohn eines ebenfalls bekannten THW-Torhüters aus früheren Zeiten: Sven Ehrig, Sohn von Thorsten Ehrig, der vor rund 20 Jahren an der Seite von Michael Krieter das Kieler Tor vernagelte. Holpert gegen Ehrig - eine schöne Begegnung am Rande. Auf dem Parkett dominierten weiterhin ausschließlich die Zebras. Harald Reinkind traf noch zweimal in Folge vor dem Pausenpfiff und Eric Johansson sorgte für das 17:9-Halbzeitergebnis.

THW zieht davon

Stoppschild für Mindens Angreifer: Niklas Landin

Immerhin glückte Minden der erste Treffer nach dem Pausentee: Tomas Urban überwand Landin zum 17:10. Danach setzte sich das einseitige Spiel vor den Augen enttäuschter GWD-Fans fort. Patrick Wiencek mit einem Doppelschlag binnen 20 Sekunden, Kapitän Domagoj Duvnjak mit einem Netztest-Kracher, Wallinius mit viel Zug zum Tor -  25:12 leuchtete der Spielstand nach dem Treffer von Sven Ehrig in der 40. Minute auf dem Hallenwürfel. Frank Carstens tippte auf den Buzzer, nahm seine zweite Auszeit. "Wir lassen nicht nach, um jeden Zentimeter Hallenboden, um jeden Ball wird gekämpft", gab er seiner hoffnungslos überforderten Mannschaft mit in die letzten 20 Minuten.

Schwormstede mit dem letzten THW-Treffer

20 Minuten, die weiterhin von den Kielern dominiert wurden, 20 Minuten, die auch Kiels Nachwuchsmann Luca Schwormstede in guter Erinnerung behalten dürfte. Trainer Filip Jicha schickte den 20-Jährigen früh ins Geschehen, weil sowohl Patrick Wiencek als auch Petter Överby beide mit je zwei Zeitstrafen belastet waren, die dritte drohte und damit der vorzeitige Feldverweis. Also durfte Schwormstede seine Abwehrkünste im Kieler Mittelblock demonstrieren. Es gelang ihm vorzüglich, und dass Schwormstede mit einem "Hammer" in den rechten oberen Winkel zudem das abschließende Tor der einseitigen Begegnung zum 34:17 erzielte, war so etwas wie die Kirsche auf der Kieler Sahnetorte.

Mittwoch in Celje

Freut sich auf die Atmosphäre in Celje: Domagoj Duvnjak

Die Auswärtstournee führt die Zebras am Mittwoch nach Slowenien: In Celje geht es um die nächsten zwei wichtigen Zähler in der "Machineseeker EHF Champions League". Die Gastgeber haben wieder eine junge, hungrige Mannschaft zusammengestellt, die am ersten Spieltag auswärts bei Aalborg Handbold die dänische Millionentruppe vor große Probleme stellte. Am Ende gewannen die favorisierten Dänen auch dank zehn Treffer des Superstars Mikkel Hansen mit 36:32, während die Slowenen viel Lob für ihren couragierten Auftritt erhielten. "Das wird ein richtig schweres Spiel in einer großartigen Atmosphäre", ahnt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. Anwurf in der stimmungsvollen "Dvorana Zlatorog" ist Mittwoch um 18:45 Uhr, DAZN überträgt live. Weiter geht’s in Celje, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: GWD/Angela Metge

LIQUI MOLY HBL, 4. Spieltag: GWD Minden – THW Kiel: 18:34 (9:17)

GWD Minden: Semisch (1.-46., 9 Paraden), Grabitz (n.e.), Shamir (46.-60., 3/1 Paraden); Jungmann (1), Richtzenhain (1), Korte (3), Pieczkowski, Holpert (1), Staar (2), Vignjevic (1), Asensio (4), Bitsch (2), Mattausch, Urban (3); Trainer: Carstens
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 18/2 Paraden), Mrkva (n.e.); Ehrig (4), Duvnjak (1), Reinkind (4), M. Landin (1), Øverby (1), Weinhold (3), Wiencek (4), Ekberg (1/1), Johansson (1), Dahmke (4), Zarabec (2), Schwormstede (1), Wallinius (5), Bilyk (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel
Zeitstrafen: GWD: 4 (Pieczkowski (11.), Asensio (15.), Staar (17.), Richtzenhain (48.)) / THW: 4 (2x Øverby (5., 27.), 2x Wiencek (9., 35.))
Rote Karte: Richtzenhain (grobes Foulspiel, 57.))
Siebenmeter: GWD: 2/0 (Landin hält 2x Urban (5., 51.)) / THW: 2/1 (Shamir hält Ekberg (52.))
Spielfilm: 0:1, 1:1, 1:3 (5.), 2:5 (8.), 3:8 (12.), 4:10 (17.), 5:12 (18.), 6:13 (25.),7:15 (29.), 9:17;
10:17, 10:20 (34.), 12:22 (36.), 12:26 (42.), 13:28 (47.), 15:31 (53.), 17:31, 17:34 (60.), 18:34 .
Zuschauer: 2138 (Kampa-Halle, Minden)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Torhüter Niklas Landin: Wir sind relativ gut in die Saison gekommen und haben viele Spieler einsetzen können – so auch heute. Das macht uns bisher aus, immer wieder kommt einer ganz frisch von der Bank und schlägt dann zu. Aber in der Bundesliga ist es nie leicht, auswärts zu gewinnen. Deswegen hat das heute richtig viel Spaß gemacht. Unser aktuelles Programm ist schon stressig, aber wir beklagen uns nicht. Wir freuen uns auf jedes Spiel – auch, weil wir dann nicht trainieren müssen. Und wir haben einen breiten Kader, der uns die Situation leichter macht. In zwei Tagen geht’s nach Celje, dann müssen wir Auswärtspunkte auch in der Machineseeker EHF Champions League holen. Wir wollen immer zwei Punkte holen, und wir haben den Glauben, dass uns das gegen jede Mannschaft der Welt auch gelingen kann. Ob es dann so eintrifft? Das steht auf einem anderen Blatt.

GWD-Trainer Frank Carstens: Man sollte in diese Niederlage nicht zu viel hineininterpretieren. Wir kommen nicht so schlecht rein in dieses Spiel, holen hinten die Bälle und haben letztlich gegen einen Mann diese Bälle nicht genutzt: Niklas Landin. Wir hatten nicht nur Gegenstöße, sondern auch freie Würfe aus dem Positionsangriff uns erarbeitet. Da waren eine Menge guter Chancen dabei, die wir nicht genutzt haben. Und dann haben wir ein paar Konter und andere Tore bekommen. Aber eigentlich war das gar nicht so schlecht, und trotzdem steht es zur Pause schon deutlich für den THW Kiel. Dann ist irgendwann die Moral auch mal gebrochen. In der zweiten Halbzeit haben wir gesehen, dass gegen diesen THW Kiel, wenn er sein Ding durchzieht, kein Kraut gewachsen ist. Für uns geht es darum, dass wir unsere Leistung konsequent ausbauen und die Dinge, die wir richtig gemacht haben, auch weiter richtig machen – und aus den anderen Dingen müssen wir lernen.