Zebras erkämpfen sich mit großem Willen einen Punkt in Lemgo

Bundesliga

Zebras erkämpfen sich mit großem Willen einen Punkt in Lemgo

Lemgo gegen den THW Kiel: Dieser Klassiker der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga findet seit diesem Mai gefühlt nicht nur jeden Monat einmal statt, auf der Platte ist diese Partie stets ein echter Hingucker. So auch am Sonntagnachmittag in Ostwestfalen. Nach großartigen Leistungen beider Abwehrreihen mit ihren Torhütern Finn Zecher und Niklas Landin als letzte Instanzen trennten sich der Pokalsieger und der Deutsche Meister mit 21:21 (10:9) unentschieden. Die Kieler, ohne drei ihrer Stammkräfte angereist, sahen angesichts eines Zwei-Tore-Rückstandes in der Schlussphase ihre Felle komplett davonschwimmen, holten mit großem Willen aber noch einen wichtigen Zähler. Bester Torschütze war Harald Reinkind mit acht Treffern. 

THW ohne Drei nach Lemgo

Bester Torschütze: Harald Reinkind

Es war das Spiel der Dauerläufer der Liga: Während Gastgeber TBV Lemgo in der heimischen Phoenix-Contact-Arena sein zehntes Saison-Pflichtspiel bestritt, brachte es der THW bereits auf Spiel Nummer 13 - und beide Teams konnten das Spiel nicht in Bestbesetzung absolvieren. Während die Lipperländer neben Andreas Cederholm verletzungsbedingt auch auf Torhüter Peter Johannesson verzichten mussten, stand auf der Ausfallliste von Kiels Trainer Filip Jicha neben Rune Dahmke (Oberschenkel) und dem erkrankten Steffen Weinhold jetzt auch noch der Name von Sander Sagosen. Der Norweger meldete sich noch vor der Abfahrt des Mannschaftsbusses "KI-EL 1" gen Lemgo ebenfalls krank. Zudem ging Miha Zarabec mit einer schmerzhaften Fußverletzung angeschlagen in die Partie, machte in der ersten Halbzeit auch nur wenige Schritte, biss aber auf die Zähne und half seinem Team später in den entscheideneden Phasen der zweiten Halbzeit.

Lemgo dreht Kieler Führung

Nikola Bilyk traf in der Anfangsphase

Die Abwehrreihen beider Mannschaften dominierten an diesem Nachmittag deutlich das Geschehen, Freunde des Zauberhandballs kamen nur selten auf ihre Kosten. Und dennoch: In Bezug auf Spannung, Dynamik und Kampf erlebten die gut 3600 Zuschauer Werbung für ihre Sportart. Die Kieler legten eine 2:0-Führung vor, Domagoj Duvnjak traf mit einem Stemmer zum 1:0, Patrick Wiencek bedankte sich für die großartige Vorarbeit von Harald Reinkind mit seinem Treffer vom Kreis zum 2:0. Schagen und Guardiola glichen aus, bevor Bilyk Kiel erneut nach vorn brachte. Harald Reinkind traf in der zwölften Minute mit einem Rückraumkracher zum 4:3, Magnus Landin nach grandiosem Anspiel von Duvnjak zum 5:4 und nach dem 6:6 von Reinkind in der 22: Minute hatte Kiels Angriff sechs Minuten Funkstille. Zweimal Schagen und Hutecek ließen die Lipperländer auf 9:6 davoneilen. 

Kieler holen Drei-Tore-Rückstand auf

Nahm die Zügel in die Hand: Domagoj Duvnjak

Doch die Kieler antworteten auf Lemgos 3:0-Lauf postwendend mit einem eigenen Drei-Tore-Solo, wenngleich ihre Torausbeute über die gesamte Partie hinweg zu wünschen übrig ließ. Aber in dieser Phase glichen Reinkind und zweimal Duvnjak, der einmal mehr die Zügel in die Hand nahm, bis zur 30. Minute zum 9:9 aus. Gigantisch dabei das Tor zum Remis, als "Dule" vom eigenen Kreis losstürmte, den Ball von Sven Ehrig serviert bekam und das Solo durch Lemgos Abwehrreihe mit dem Tor zum Ausgleich krönte. Fast mit dem Halbzeitpfiff traf Tim Suton dann aber noch zum 10:9 für die Gastgeber - 19 Tore in 30 Minuten waren Audruck dessen, was man durchaus als Abwehr-Schlacht beider Teams bezeichnen könnte. 

Lemgo legt wieder vor

Auf schnellen Beinen boten beide Teams dann nach dem Wechsel weiterhin Abwehrarbeit vom Feinsten. Hinzu kam, dass die Torhüter ihre guten Leistugen aus der ersten Hälfte noch toppten. Hendrik Pekeler glich mit Tempogegenstoß schnell zum 10:10 aus. Elisson scheiterte dann von der  Sienmeterlinie an Landin, brac hte den Ball aber im Nachwurf unter, Lukas Zerbe verwandelte den nächsten Strafwurf zum 12:10 (36.) für Lemgo. Kiel konterte mit erneutem 3:0-Lauf durch Ekbergs Siebenmeter, Reinkinds Rückraumknaller und Niclas Ekbergs Gegenstoßtor nach Ballgewinn von Patrick Wiencek. Jetzt griff Lemgos Coach Florian Kehrmann zur Grünen Karte, nahm die Auszeit und setzte auf den siebten Feldspieler. Doch die Zebras blieben zunächst am Drücker, gingen durch Ekberg erstmals wieder mit zwei Toren in Führung. Doch nach Magnus Landins 18:16 blieben die Zebras neun Minuten ohne Torerfolg, während sich Niklas Landin und Zecher ein Duell um die spektakulärsten Paraden lieferten. Die Folge: Hutecek und Suton brachten die Gastgeber in der 51. Minute auf 20:18 nach vorn. 

Krimi mit wenigen Toren

Niklas Landins Paraden verhalfen dem THW zum Punktgewinn

Filip Jicha setzte nun alles auf eine Karte, brachte den siebten Feldspieler im Angriff und setzte defensiv auf die 3-2-1-Formation mit Duvnjak in vorderster Linie. So wurden die letzten zehn Minuten zu einem wahren Krimi mit vielen Höhepunkten, aber wenigen Toren. Den Anschlusstreffer zum 19:20 erzielte Ekberg in der 54. Minute per Strafwurf, den er selbst herausgeholt hatte. Als dann Tim Suton mutterseelenallein an Niklas Landin scheiterte und damit die mögliche Vorentscheidung ausließ, traf Reinkind zum 20:20. Kiels Torhüter machte dann den Siebenmeter von Zerbe unschädlich, kassierte aber einen Gegenstoß von Zerbe zum 20:21. Dann schickte Harald Reinkind Lemgos Abwehr mit einem großartigen Wackler ins Leere, traf in der 59. Minute zum 21:21. Schließlich war es ausgerechnet Routinier Gedeon Guardiola, der den Ball am Kieler Kreis vertändelte und den Gästen doch noch die Möglichkeit zum Sieg eröffnete. Aber Reinkind wurde von Lemgos Abwehr gestellt, und Magnus Landins finaler Wurf landete bei Zecher - eine gerechte Punkteteilung nach einem kraftraubenden Spiel, in dem sich die Zebras mit großem Willen gegen die Niederlage stemmten.
 

Spitzenspiel am Mittwoch

Die Zebras sind nach dem harten Liga-Spiel in Lemgo jetzt wieder in der EHF Champions League gefordert - und wie! Am kommenden Mittwoch kommt der ungarische Meister MOL-Pick Szeged zum Spitzenspiel der Vorrunden-Gruppe A in die Wunderino Arena. Die Szegediner haben in der vergangenen Saison in der heimischen Liga Telekom Veszprem distanziert und lieferten dem THW Kiel im Achtelfinale der Königsklasse einen großen Kampf, den die Zebras nach zwei starken Spielen für sich entscheiden konnten (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Im Sommer verstärkten sich die Ungarn mit den beiden Norwegern Kent-Robin Tönnesen (Veszprem) für den rechten Rückraum und Linksaußen Alexander Blonc (Elverum).

Noch Tickets verfügbar

Am Mittwoch ist wieder Spitzenspiel-Zeit in Kiel!

Zudem verpflichtete man den österreichischen Nationalspieler Sebastian Frimmel sowie mit Mittelmann Miguel Martins einen der Stars des FC Porto. Sie alle machen ein Team, das mit seinen Stars wie Dean Bombac, dem erfahrenen Torhüter-Duo aus Alilovic und Mikler, dem kroatischen Linkshänder Luka Stepancic oder Kreisläufer-Hüne Bence Banhidi eh schon überragend besestzt ist, noch gefährlicher. Die Zebras werden dagegen halten - das Spitzenspiel in der Königsklasse wird um 18:45 Uhr angepfiffen, Tickets für die Begegnung in der Wunderino Arena gibt es unter anderem in der THW-FANWELT und unter www.thw-tickets.de. Weiter geht's gegen Szeged, Kiel! 

Fotos: Paul Cohen

LIQUI MOLY HBL, 7. Spieltag: TBV Lemgo Lippe - THW Kiel: 21:21 (10:9)

TBV Lemgo Lippe: Mühlenstedt (n.e.), Zecher (1.-60., 18 Paraden); Hutecek (3), Elisson (3/1), Kogut, I. Guardiola, Simak, Carlsbogard, Schagen (3), Timm, Schwarzer, Suton (2), Zerbe (5/1), G. Guardiola (2), Reitermann (1), Blaauw; Trainer: Kehrmann
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 14/2 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (4), Reinkind (8), M. Landin (2), Wiencek (1), Ekberg (4/2), Ciudad (n.e.), Wäger (n.e.), Zarabec, Horak (n.e.), Bilyk (1), Pekeler (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen: TBV: 1 (Reitermann (28.)) / THW: 2 (Duvnjak (4.), Landin (35.))
Siebenmeter: TBV: 3/1 (Landin hält Elisson, der den Nachwurf verwandelt (35.), Landin hält Zerbe (54.)) / THW: 2/2
Spielfilm: 0:2, 2:2 (8.), 4:5 (15.), 6:5 (18.). 6:6 (22.), 9:6 (25.), 9:9 (30.), 10:9;
10:10 (31.), 12:10 (36.), 12:13 (39.), 14:15 (41.), 15:17 (43.), 16:18 (44.), 20:18 (51.), 20:20 (55.), 21:20 (57.), 21:21 (60.).
Zuschauer:  3605 (Phoenix Contact Arena, Lemgo)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Es war ein Spiel mit zwei unglaublichen Abwehrreihen, beide Defensiv-Reihen waren sehr dominant. Ich habe lange schon nicht mehr solch ein Spiel mit so wenig Toren erlebt und bei dem man für jeden einzelnen Torerfolg so viel Aufwand betreiben musste. Wir wussten, dass das hier kein Spaziergang werden wird. Die beiden Treffer zum 2:0 waren die leichtesten unserer Tore heute - dann wurde es ein richtiger Kampf. Wir haben viel versucht, aber Lemgo hat das schlau gemacht und uns immer vor neue, unangenehme Aufgaben gestellt. In der Endphase konnten wir das Spiel nach dem Zwei-Tore-Rückstand noch drehen. Am Ende - auch wenn mir das schwerfällt - war die Punkteteilung verdient. Wir wollten mehr, und haben alles auf dem Feld gelassen. Trotzdem sind meine Jungs jetzt natürlich enttäuscht. Das, was wir erlebt haben, gehört zu den Up and Downs in einer langen Saison, die man als Herausforderung annehmen muss. Wir haben heute einen Punkt gewonnen und haken das jetzt ab.

TBV-Torhüter Finn Zecher bei Sky: Das war heute ein Mega-Genuss. Unsere Abwehr war herausragend, ich musste nur hinter ihr stehen und mein Ding machen. Das Zusammenspiel hat perfekt funktioniert. 

TBV-Mittelmann Tim Suton bei Sky: Nur 21 Gegentore gegen Kiel zu bekommen ist echt stark. Wir haben eine unfassbar gute Abwehr gespielt, und als wir ein bisschen müder wurden, hat Finn einige gute Bälle herausgeholt. Bei mir persönlich ist auch ein weinendes Auge dabei, weil ich den Sieg in der Hand hatte. Aber nach 60 Minuten muss man trotzdem zufrieden sein, einen Punkt aus dieser Partie mitgenommen zu haben.