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KN: THW tut sich gegen Göppingen schwer

Bundesliga

KN: THW tut sich gegen Göppingen schwer

Kiel. Rückkehr ins eigene "Wohnzimmer", Rückkehr zu alten Mustern: Der THW Kiel hat am Donnerstagabend in der Handball-Bundesliga Frisch Auf Göppingen mit 28:23 (13:9, siehe ausführlicher Spielbericht) geschlagen, zwei wichtige Punkte gesichert. Das ist die gute Nachricht. An das Aufplustern, die spielerische Finesse der letzten Partie am vergangenen Sonntag in Veszprém konnten die Zebras indes zu keinem Zeitpunkt anknüpfen.

Gewurschtel im Wohnzimmer

Happy Birthday, Miha Zarabec! Der Slowene feiert heute seinen 26. Geburtstag, und statt einer Geburtstagstorte wird dem quirligen Spielmacher ein Gegner auf dem Silbertablett serviert, der die Reise nach Kiel mit neuem Trainer (Rolf Brack), aber auch vielen Verletzungssorgen und insgesamt nur zwölfköpfigem Personal antreten musste. Rahmenbedingungen, die in dieser Saison bis dato nur wenig Aussagekraft haben. Dennoch, der Nährboden für eine schwarz-weiße Gala ist bereitet, der Slowene bringt zumindest eine Prise Spielwitz auf die Platte, Nikola Bilyk trifft zunächst per Donnerschlag in den Winkel zum 2:0 (3.), bedient hinterrücks elegant Rune Dahmke zum 3:2 (6.), und sogar Zarabec, diese Kieler Zaubermaus 2.0, ist per Sprungwurf nicht zu stoppen - ein ganz erstaunliches 4:3 (8.).

Es könnte so schön weitergehen, wäre den Kielern in dieser Spielzeit auf offener Strecke nicht irgendwo der Killerinstinkt abhanden gekommen. Eine Kostprobe: In der 20. Minute müssen die Göppinger Joscha Ritterbach und Adrian Pfahl nahezu zeitgleich auf die Strafbank, der THW kann 1:50 Minuten in doppelter Überzahl agieren – und macht nichts daraus. Dahmke scheitert an Frisch-Auf-Keeper Rebmann (20.), Patrick Wiencek sieht das leere Tor nicht (21.). Und als Nilsson und René Toft Hansen nach einem Ballgewinn am eigenen Kreis wie paralysiert innehalten, anstatt schnell umzuschalten, versteht auch Niklas Landin die Welt nicht mehr.

Aus den Fugen gerät diese Kieler Handball-Welt nicht mehr. Göppingen folgt auch nach der Pause dem "Kiss"-Prinzip ihres Handball-Professors Rolf Brack ("Keep it simple, stupid"), spielt einfach, verschleppt das Tempo mitunter, muss allerdings auch 18 Minuten in Unterzahl verkraften. Und: Bei nur zehn eingesetzten Feldspielern schwindet den Jungs vom Hohenstaufen irgendwann auch die Kraft. Nach zwei herrlichen Nilsson-Krachern zum 15:11 (33.) geht’s aber auch ganz schnell wieder weiter mit dem Kieler Gewurschtel im Positionsspiel. "Ja, der Killerinstinkt fehlt uns noch. Wir sind heute nicht auf sechs, sieben, acht Tore davongezogen", sagt Linksaußen Rune Dahmke. Bis zum 19:17 (43.) bleibt Frisch Auf irgendwie gut drauf und dran, dann kassiert (der unbeteiligte) Kreisläufer Jacob Bagersted eine kuriose doppelte Zeitstrafe, und jetzt tritt Marko Vujin in Erscheinung. Noch viermal trifft der lange Serbe bis zum Schlusspfiff, etabliert endlich eine effektive Direktverbindung zum Kreis, während die Abwehr weiter einen guten Job verrichtet - ab der 46. Minute mit dem bis dahin angeschlagen aussetzenden Christian Dissinger an der Spitze. Ein paar tolle Paraden des eingewechselten Andreas Wolff, ein paar tolle Tore von Marko Vujin, ein paar "Oooh und Aaah"-Momente, als Ole Rahmel (55./Pfosten) und Wolff (60./vorbei) das leere Tor der müden Göppinger verfehlen.

So richtig nach Derbyform sieht das alles noch nicht aus. THW-Trainer Alfred Gislason spricht von einer "schweren Geburt" und zu wenig "flüssigem Spiel". Sehnsüchtig warten die Zebras auf die Rückkehr ihres Kapitäns und Spielmachers Domagoj Duvnjak, der sich in der kommenden Woche einem finalen Belastungstest bei Teamarzt Dr. Frank Pries unterziehen, dann voraussichtlich ins Training einsteigen wird und schätzungsweise Anfang November wieder an Bord sein kann.

(Von Tamo Schwarz und Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2017, Foto: Sascha Klahn)