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Spielbericht Leipzig auswärts

Bundesliga

Spielbericht Leipzig auswärts

Mit dem sechsten Erfolg in Serie hält der THW Kiel in der DKB Handball-Bundesliga Anschluss an die internationalen Startplätze: Am Donnerstagabend fuhren die "Zebras" dank einer überragenden Abwehrleistung und einem konzentriert vorgetragenen Angriffsspiel einen deutlichen 28:16 (14:8)-Sieg beim SC DHfK Leipzig ein. Die Schwarz-Weißen lieferten in Sachsen über 60 Minuten eine beeindruckende Performance ab und hatten in Nikola Bilyk (6) sowie Lukas Nilsson und Ole Rahmel (beide je 5) ihre besten Torschützen. Mit dem Kantersieg holten sich die Kieler nicht nur zwei wichtige Punkte in der mit 5.283 Zuschauern fast ausverkauften Arena Leipzig, sondern rehabilitierten sich so auch für die deutliche Niederlage im Vorjahr. 

THW nur mit 14 Akteuren

Nur mit 14 Spielern war der THW nach Leipzig gereist: Neben Rune Dahmke und Rene Toft Hansen fehlte auch Steffen Weinhold mit seiner Oberschenkel-Blessur aus dem Skopje-Hinspiel. Der THW startete mit Lukas Nilsson auf der mittleren Rückraumposition, in der Abwehr setzte THW-Trainer auf die offensive Variante mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze. Und diese setzte die Leipziger, die nach Rojewskis Ausfall mit Rechtshändern im rechten Rückraum antraten, von Beginn an unter Druck. Nilsson ließ es krachen, Nikola Bilyk verlud Pieczkowski und traf von Halbrechts zum 2:1, nach dem DHfK-Ausgleich spielte Marko Vujin via Pfosten den Ball zu Raul Santos, der zum 3:2 einnetzte. Kurz danach ließ sich Patrick Wiencek nur regelwidrig stoppen, Vujin verwandelte sicher zum 4:2. Diese Führung hatte allerdings nur kurz Bestand, weil Binder von Außen und nach einem Gegenstoß mithilfe von Pfosten und Landins Rücken zum Ausgleich traf. Nach zwölf Minuten startete die Partie also quasi wieder bei Null.

5:0-Lauf der Zebras

Niklas Landin war einmal mehr ein starker Rückhalt

Diese Phase dauerte allerdings nur kurz an. Fortan übernahmen die "Zebras" vollends die Regie des Spiels. Die Abwehr zwang auf beweglichen Beinen Leipzig in die Knie, und vorne suchten die Kieler geduldig ihre Möglichkeit. Vujin netzte aus zwölf Metern ein und glänzte nach einer grandiosen Landin-Parade gegen Milosevic mit einem Anspiel auf Wiencek, bediente dann den an den Kreis eingelaufenen Duvnjak und vollendete nach Nilssons gestopptem Durchbruch per Siebenmeter zum 8:4, dem Wiencek kurz darauf einen Steal folgen ließ: Rahmel vollendete im Gegenstoß zum 9:4. Nach 18 Minuten nahm Leipzigs Coach Michael Biegler bereits die zweite Auszeit - stoppen konnte er den THW damit aber nicht. Nach Rivesjös Anschluss zum 6:10 schalteten die "Zebras" wieder einen Gang höher.

Klare Pausenführung

Bilyk auf Wiencek: 11:6. Stürmerfoul in Überzahl von Milosevic an Wiencek, Ballbesitz und Bilyks Zehn-Meter-Geschoss: 12:6. Parade Landin gegen Janke, Wienceks feiner Pass auf Santos: 13:6. Nach 27 Minuten hatten die Schwarz-Weißen bereits eine Vorentscheidung erzwungen, nach Nilssons Steal und Rahmels Konter zum 14:7 gelang den Gastgebern zwar noch der 8:14-Anschluss, aber diese überragenden ersten 30 Minuten der Kieler hatten bei den Leipzigern deutliche Spuren hinterlassen. 

Kiel steht weiter auf dem Gaspedal

Steals und Tore: Ole Rahmel machte eines seiner bislang besten Spiele für den THW

Das wurde nach dem Seitenwechsel schnell deutlich, denn die "Zebras" ließen auch nach Wiederanpfiff nur ganz kurz die Zügel schleifen, als Weber von Halbrechts am Dreierblock vorbei zum 9:14 traf. Dann wurde sogar gezaubert: Bilyks Pass hinter dem Rücken verwandelte Wiencek, der kurz darauf in der Abwehr den Ball klaute und Rahmel ein weiteres Konter-Tor ermöglichte. Landin schnappte sich einen Weber-Wurf, Nilsson hämmerte den Ball in die DHfK-Maschen. Landin hielt gegen den frei vor ihm auftauchenden Meschke, Nilsson spielte mit Vujin auf Wiencek: 18:9, dritte Auszeit Leipzig nach nur 37 Minuten. Die Verunsicherung der Gastgeber war bis unter das Hallendach spürbar - sichtbar wurde sie unter anderem, als Vortmann einen Abwurf direkt hoch ins Aus beförderte. Gislason nutzte die klare Führung, um durchzuwechseln. Er brachte Andreas Wolff, der sich mit einer Parade gegen Krzikalla gleich gut einfügte: Rahmel traf zum 19:9.

Zebras zaubern

Gislason brachte Ekberg für Vujin im rechten Rückraum. Der Schwede traf nach Rahmels Steal zum 22:11 ins leere Tor. Auch mit dem siebten Feldspieler gelang es dem SC DHfK nicht, die 3-2-1-Deckung des THW zurückzudrängen und in Verlegenheit zu bringen. Vorn wurde weiter in die Trickkiste gegriffen: Christian Dissinger setzte einen Dreher an Putera zum 24:13 in die Maschen, Duvnjak spielte hinter seinem Rücken den Ball weiter zu Bilyk, der von Rechtsaußen mit einem "90-Grad-Wurf" zum 25:15 traf. Mit einem Dreierpack schraubten die "Zebras" am Ende das Ergebnis sogar noch auf 28:16, kassierten in beiden Hälften nur acht Gegentore und hatten zwei Punkte ganz souverän im Mannschaftsbus "KI-EL 1" für die Rückreise verstaut. Zuvor bedankten sich die Kieler noch bei ihren vielen Fans in der Arena, die eine ganz starke Vorstellung der dezimierten "Zebraherde" lautstark bejubelt hatten.

Sonntag: Viertelfinal-Rückspiel in Skopje

Sonntag erwarten Rogero Ferreira und der HC Vardar die Zebras

Für den THW Kiel steht bereits am Sonntag (ab 17 Uhr live auf Sky) die nächste wichtige Aufgabe an: Im Viertelfinal-Rückspiel beim HC Vardar wollen sie nach der 28:29-Hinspiel-Niederlage hart für eine Überraschung in Skopje arbeiten. Im seit Wochen ausverkauften Hexenkessel "Jane-Sandanski-Arena" werden sie von mehr als 5.000 heißblütigen Fans erwartet, die die Zebras mit einer Höllen-Atmosphäre über 60 Minuten beeindrucken wollen. "Mit einem Tor Rückstand wird es in Skopje noch schwerer", weiß Alfred Gislason. "Wir reisen jetzt als kompletter Außenseiter nach Mazedonien!" Trotzdem, unterstreicht Kreisläufer Patrick Wiencek, werde man alles geben, um vielleicht doch noch das "VELUX EHF Final4" zu erreichen: "Es wird extrem schwer, nach der Hinspiel-Niederlage ist die Ausgangssituation nicht gerade gut. Aber wir fahren nach Skopje, um dort zu gewinnen." Weiter geht's, Kiel!

Statistik, 30. Spieltag, 26.04.18: SC DHfK Leipzig - THW Kiel: 16:28 (8:14)

SC DHfK Leipzig: Vortmann (31.-45., 0 Paraden), Putera (1.-30., 45.-60., 4 Paraden); Jurdzs, Krzikalla, Binder (4), Janke (1), Pieczkowski, Kunkel (1), Roscheck, Weber (7/3), Rivesjö (1), Strosack, Remke, Meschke, Milosevic (1); Trainer: Biegler

THW Kiel: Landin (1.-38., 7 Paraden), Wolff (38.-60., 6/1 Paraden); Duvnjak (1), Firnhaber, Dissinger (1), Wiencek (4), Ekberg (1), Frend Öfors, Rahmel (5), Zarabec (n.e.), Vujin (3/2), Bilyk (6), Nilsson (5), Santos (2); Trainer: Gislason

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski

Strafzeiten: Leipzig: 1 (Janke (55.)) / THW: 4 (Duvnjak (5.), 2x Rahmel (24., 52.), Frend Öfors (55.))

Siebenmeter: Leipzig: 4/3 (Wolff hält Weber (58.)) / THW: 2/2

Spielfilm: 0:1, 1:2 (3.), 2:2 (6.), 2:4 (9.), 4:4 (12.), 4:9 (18.), 6:10, 6:13 (27.), 7:14 (29.), 8:14;
9:14 (32.), 9:19 (39.), 11:20, 11:22 (45.), 12:23 (50.), 13:24, 15:24 (55.), 16:25 (56.), 16:28.

Zuschauer: 5.283 (Arena Leipzig)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Wir haben auch vor dieser Partie gut gespielt, die Abwehr war zuletzt sehr stark, Niklas Landin und Andreas Wolff auch. Heute mussten wir unbedingt gewinnen, aber man hat auch gesehen, dass die fehlenden Alternativen für Leipzig sehr schwer wogen. Vor allem Rojewski hat ihnen sehr gefehlt gegen unsere starke Abwehr. In der Bundesliga ist Platz vier möglich, aber wir haben noch einige schwierige Aufgaben vor uns. Das Derby ist nie leicht, in Lemgo haben wir im letzten Jahr verloren, Stuttgart sollte man auch zu Hause nicht unterschätzen, und dann haben wir in Minden ein schweres Auswärtsspiel. Jetzt konzentrieren wir uns auf Skopje. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir einen super Tag erwischen. Die Zuschauer dort sind fanatisch, da wird die Hölle losbrechen.

THW-Linksaußen Raul Santos: Wir hatten hier einen Job zu erledigen, und das haben wir gemacht. Ich bin Profi genug, um mit der Situation, das heute mein Wechsel nach Leipzig bekannt geworden ist, umzugehen. Es war deshalb auch ein normales Spiel für mich.

Kiels Sportlicher Leiter Viktor Szilagyi: Alles, was wir uns vorgenommen hatten, hat auch funktioniert. Wir haben im Angriff geduldig gespielt, die Abwehr hat gut gearbeitet und die Gegenstöße liefen flüssig - das war eine sehr gute Vorstellung von uns.

Leipzigs Top-Torschütze Philipp Weber: Heute hat uns die Basis gefehlt. Die Aggressivität war nicht da, die Körpersprache auch nicht. So ein Spiel darf uns nicht passieren, wir haben zeitweise wie in der E-Jugend gespielt.