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Starker THW entscheidet 77. Landesderby deutlich für sich

Bundesliga

Starker THW entscheidet 77. Landesderby deutlich für sich

Bundesliga, 32. Spieltag: 11.05.2014, So., 15.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 33:25 (15:12)

Update #2: KN-Artikel und Stimmen ergänzt...

Was für eine Energieleistung! Der THW Kiel ließ sich am Sonntag im 77. Landesderby auch nicht von einer frühen Bänderverletzung Aron Palmarssons stoppen und gewann das Duell gegen die SG Flensburg-Handewitt deutlich mit 33:25 (15:12). Ein trotz Außenbandanriss auf die Zähne beißender Filip Jicha, ein vom Siebenmeterpunkt nervenstarker Marko Vujin, ein klasse an beiden Kreisen kämpfender Patrick Wiencek und ein glänzend aufgelegter Johan Sjöstrand ragten in der Sparkassen-Arena aus einer starken Mannschaftsleistung heraus, die die "Zebras" weiterhin von der 19. Meisterschaft träumen lassen.

Löwen haben vorgelegt

Dass der THW Kiel die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga nach diesem 32. Spieltag verlieren würde, stand schon seit dem Samstagabend fest: Die Rhein-Neckar Löwen hatten bei personell gebeutelten Eisenachern einen 42:19-Kantersieg eingefahren, so dass der deutsche Rekordmeister die SG mit mindestens 16 Toren hätte besiegen müssen - eine Utopie, spielt das Team von Trainer Ljubomir Vranjes doch ebenfalls eine starke Saison und konnte sich ebenfalls noch theoretische Chancen auf den Meistertitel machen.

Bangen um Filip Jicha

Die bange Frage unter den 10.285 Fans in der Sparkassen-Arena war daher vor dem Anpfiff, ob und inwieweit Filip Jicha im 77. Schleswig-Holstein-Derby würden mitwirken können. Der Kapitän führte seine "Zebra"-Herde jedenfalls aufs Parkett, nahm beim Anwurf der Flensburger zunächst auf der Bank Platz, im Angriff aber wirkte der Tscheche dann doch gleich mit.

Früher Schock nach Palmarsson-Verletzung

ie Partie begann rasant: Johan Sjöstrand parierte gleich den ersten Versuch Glandorfs, ehe Palmarsson den ersten Treffer setzte. Glandorf glich aus, doch ein Sprungwurf des isländischen Spielmacher brachte postwendend das 2:1. Der Jubel über dieses Tor wich im Kieler Hexenkassel aber schnell blankem Entsetzen: Palmarsson landete unglücklich auf dem Fuß Jacob Heinls und blieb verletzt liegen. Schnell wurde klar: Für den Regisseur würde es im 77. Landesderby nicht mehr weitergehen.

Andersson sorgt für Gästeführung

So musste Jicha nun auch im 6:0-Abwehrverbund seinen Mann stehen, während zunächst Wael Jallouz im Angriff mitwirkte, wenig später aber für Christian Zeitz Platz machte, der ab sofort die Spielregie übernahm. Und die "Zebras" steckten den Schock des Palmarsson-Ausfalls schnell weg, kämpften in der Abwehr um jeden Ball und blieben nach einem unfassbaren Schlagwurf Zeitz' mit 120 km/h bis zum 4:4 dran. Dass die Gäste beim 6:4 ihren ersten Zwei-Tore-Vorsprung herauswerfen konnten, lag einzig am stark beginnenden Mattias Andersson, der gleich zweimal einen Zeitz-Durchbruch, einen freien Sprenger-Wurf und gar einen Wiencek-Gegenstoß entschärfte. Als Filip Jicha in der zehnten Spielminute vom Parkett humpelte, schien alles für die Flensburger zu sprechen.

THW kämpft sich in die Partie

Doch der THW zeigte Kampfeswillen: Zeitz verkürzte im zweiten Versuch auf 5:6, Jallouz gelang nach einem Ballgewinn in der Abwehr per Gegenstoß der Ausgleich, und Sjöstrand fand mit zwei Paraden gegen den blassen Thomas Mogensen immer besser in die Partie. Und als Jicha nach fünfminütiger Pause zurückkehrte, machte sich bei den "Zebras" immer größerer Optimismus breit. Dieser ließ sich auch dadurch nicht erschüttern, dass Flensburg noch einmal auf 8:6 erhöhen konnte, denn nach einer weiteren Glanztat Sjöstrands gegen Knudsen war auch Marko Vujin mit seinem ersten Treffer zum 7:8-Anschluss im Landesderby angekommen.

5:0-Lauf bringt THW in Front

Nachdem die Kieler eine Unterzahl-Situation glimpflich überstanden hatten, drehten sie ihrerseits nach Zeitstrafen gegen Tobias Karlsson und Lasse Svan auf: Jicha bediente den kurzzeitig auf der Mitte aushelfenden Dominik Klein mit einem fantastischen Rückhandanspiel zum 8:9, und nach einem Ballgewinn Rene Toft Hansens in der Abwehr gelang Gudjon Valur Sigurdsson der Ausgleich. Doch damit nicht genug, denn Patrick Wiencek gehörten die nächsten Minuten: Erst verwertete er artistisch ein klasse Anspiel Sigurdssons, dann holte der deutsche Nationalspieler einen Siebenmeter heraus, den Vujin zum 11:9 verwandelte, und letztlich vollendete der Kreisläufer einen Gegenstoß zum 12:9. Und Filip Jicha? Der hatte seine Außenbandverletzung mittlerweile längst ausgeblendet und fightete auch an der Spitze der 3:2:1-Deckung nun um jeden Ball.

Drei Tore Vorsprung zur Pause

Gästetrainer Vranjes hatte inzwischen munter durchgewechselt, und die frischen Kräfte Radivojevic, Gottfridsson und Steffen Weinhold unterbrachen den Kieler Lauf mit ihren Treffern zum zwischenzeitlichen 12:13-Anschluss. Doch die Schlussphase des ersten Durchgangs gehörte wieder den Kielern: Vujin traf zum wichtigen 14:12, dem glücklosen Mogensen unterlief ein Stürmerfoul und Ekberg verwertete einen weiten Gegenstoßpass Zeitz' zum 15:12. Dies war auch der Pausenstand, da Sjöstrand mit seiner neunten Parade gegen Nenadic zur Stelle war und Wiencek den letzten Versuch Weinholds abblockte.

Verheißungsvoller Neustart

Auch der zweite Durchgang begann verheißungsvoll für die "Zebras", die nach einem Ekberg-Gegenstoß bis auf 19:14 erhöhten, während sich die dänische Flügelzange der SG, Anders Eggert und Lasse Svan, nach jeweils zwei Fehlversuchen auf der Bank wiederfand. Doch die Flensburger steckten noch nicht auf, der erste Treffer Mogensens setzte neues Selbstvertrauen frei, und nach zwei Gegenstoßtreffern durch Wanne und Radivojevic war der Kieler Vorsprung schnell auf zwei Tore geschmolzen.

Starke 6:0-Serie

Doch Filip Jicha hatte sofort die passende Antwort parat: Der Kapitän, der kurzzeitig auf der Bank verschnaufen durfte, setzte einen Sprungwurf zum 20:17 in die Maschen. Dann holte der glänzend von Sigurdsson bediente Tscheche einen Siebenmeter heraus, den Vujin nervenstark zum 21:17 verwandelte. Und nachdem die Kieler Deckung die immer konfuser auftretenden Gäste zu zwei technischen Fehler zwang, erhöhten Toft Hansen und erneut Jicha gar auf 23:17. Radivojevic unterbrach den schwarz-weißen Torreigen nur kurz, denn der starke Wiencek und Sigurdsson per Gegenstoß nach eigenem Steal sorgten gar für das 25:18. Während einige Optimisten bereits ausrechneten, wie viele Tore noch bis zur Tabellenführung fehlen würden, scheiterten die "Zebras" mehrfach an Mattias Andersson. Und wäre Sjöstrand auf der Gegenseite nicht auch gegen Radivojevic und Gottfridsson zur Stelle gewesen, die SG hätte vielleicht noch dichter als auf 22:25 herankommen können. Neun Minuten vor Schluss schien es doch noch einmal spannend werden zu können.

Entscheidung in doppelter Überzahl

Erneut die Achse Sigurdsson/Wiencek besorgte das wichtige 26:22 für die "Zebras", doch Gottfridsson antwortete prompt. Dann aber unterbrach der junge Schwede die Flensburger Aufbruchstimmung: Nachdem er an Vujins Trikot zerrte, musste er für zwei Minuten auf die Bank. Dann bediente Vujin Ekberg, der nur durch eine rüde Attacke gestoppt werden konnte. Auch Jacob Heinl wurde folgerichtig bestraft, und in doppelter Überzahl sorgte der THW nun für die Entscheidung: Vujin verwandelte den folgenden Siebenmeter zum 27:23, Jicha schloss einen Konter nach einem Zeitz-Ballgewinn zum 28:23 ab, Toft Hansen erhöhte per zweiter Welle nach einem Stürmerfoul Weinholds auf 29:23, und nachdem Sjöstrand gegen Radivojevic parierte und Ekberg eine schöne Ballstafette zum 30:23 nutzte, machte sich endgültig Feierstimmung im weiten Oval der Sparkassen-Arena breit. Unter Standing Ovations aktivierten die Kieler in den letzten Minuten noch ihre letzten Reserven und kamen so durch einen Doppelschlag Wienceks und einem Gegenstoß Sigurdssons noch zu einem deutlichen 33:25-Erfolg.

Nächstes Ziel: Sieg in Lübbecke

Der Meisterschaftskampf spitzt sich also zu: Aus dem langwöchigen Vierkampf ist endgültig ein Duell um den Titel geworden, in dem die Rhein-Neckar Löwen dank einer um acht Treffer besseren Tordifferenz derzeit wieder die Nase vorn haben. Die "Zebras", die durch den Derbysieg nun die erneute direkte Champions-League-Qualifikation für die nächste Spielzeit sicher haben, unterstrichen aber einmal mehr eindrucksvoll, dass sie bis zur letzten Sekunde um jedes einzelne Tor kämpfen werden. Weiter geht es für die Kieler am nächsten Sonntag, wenn sie zum letzten Auswärtsspiel der Saison beim TuS N-Lübbecke antreten.