Bundesliga, 24. Spieltag: 01.03.2014, Sa., 20.15: MT Melsungen - THW Kiel: 30:29 (15:13)
Update #3: KN-Artikel und Stimmen ergänzt
Marko Vujin war erfolgreichster Torschütze der Kieler. © RobohmDer THW Kiel hat die hohe Auswärtshürde MT Melsungen nicht übersprungen: Der Rekordmeister unterlag in Kassel vor 4.300 Zuschauern mit 29:30 (13:15). Lange Zeit hatten die Kieler bei der MT hoch zurückgelegen, bis sie kurz vor Schluss wieder vom Sieg träumen konnten. Allerdings machte der überragende MT-Torhüter Mikael Appelgren die Träume vom doppelten Punktgewinn mit drei Paraden in Folge zunichte. Bester Torschütze auf Seiten der Kieler war Marko Vujin mit 9/3 Treffern.
Besonders bitter für die "Zebras": In der 44. Minute fiel Rasmus Lauge ohne Fremdeinwirkung mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Der Däne, der erst vor Kurzem nach einer Knieverlerletzung wieder in den Kader der Kieler zurückgekehrt war, hielt sich das rechte Knie und wurde von zwei Betreuern gestützt sofort in die Kabine gebracht. Der MT-Mannschaftsarzt vermutet einen Kreuzbandriss bei Lauge, die genaue Diagnose wird nach einer MRT-Untersuchung in Kiel feststehen.
Der THW Kiel musste in Kassel erneut auf den verletzten Christian Sprenger verzichten. THW-Trainer Alfred Gislason vertraute seiner Startsieben vom Wetzlar-Erfolg. Die Gastgeber setzten in der Hexenkessel-Atmosphäre der Rothenbach-Halle auf eine kompromisslos harte Verteidigung, doch die Kieler erwischten den besseren Start. Angetrieben von Filip Jicha, dem Mann der ersten Minuten, zogen sie auf 3:1 davon.
Doch die Gastgeber ließen sich von dem guten Start der "Zebras" wenig beeindrucken. In der Abwehr setzten sie auf eine Sonderbewachung von Marko Vujin und versuchten, vor allem Rene Toft Hansen zu reizen. So schlug Sellin die Hand von Toft aus, und im Angriff bekam der Däne immer wieder die starken Arme des Melsungener Mittelblocks zu spüren. Weil die MT zudem jede sich bietende Chance gegen den zunächst gut gestarteten Johan Sjöstrand nutzen konnte, glich sie znächst aus (3:3), um dann nach Paraden von Appelgren mit 6:4 in Führung zu gehen.
Nachdem Vujin auf 6:7 verkürzt hatte, verwandelte Allendorf zunächst einen Gegenstoß sicher, ehe er Johan Sjöstrand den Ball ins Gesicht warf - die Partie wurde zunehmend hektischer. Auch eine Auszeit von Alfred Gislason brachte keine Ruhe ins Spiel, der Kieler Trainer ersetzte zunächst Jicha durch Jallouz und baute die Abwehr auf eine 5:1-Deckung um. Dieses taktische Mittel war wenig später nur noch Makulatur, als sich Toft Hansen die zweite Zeitstrafe einhandelte und wenig später auch Wiencek gehen musste. Auf der Gegenseite fällte Felix Danner Wael Jallouz - es wurde übersichtlich auf dem Feld. Jicha verkürzte auf 8:9, doch dann wurde in Überzahl zweimal Sellin freigespielt: Die MT führte mit 11:8 (22.).
MT zieht davon - Kiel kontert
Weil Jicha im folgenden Angriff nur die Latte traf und im Gegenzug die Kieler Abwehr bei einem freien Ball nicht im Bilde war und Danner ins leere Tor traf, zog die MT sogar auf vier Tore davon. Gislason nahm die zweite Auszeit, die von den 4.300 Zuschauer frenetisch gefeiert wurde. Gislason brachte Palmarsson für Lauge, und der Isländer führte sich wenige Sekunden später mit einem wuchtigen Wurf gut ein. Die MT konterte mit einem Doppelschlag: Beim 14:9 führten die Melsungener erstmals mit fünf Toren (27.). Was folgte, war der starke Kieler Halbzeit-Endspurt: Erst traf Palmarsson, dann sprintete Klein in den Anwurf und bediente Ekberg, ehe Jicha nach Palickas Parade das 12:14 erzielte (29.) - mit einem Zwei-Tore-Rückstand wurden die Seiten gewechselt.
Die zweite Halbzeit begann unglücklich für den THW: Die "Zebras" blieben in der massiven Abwehr der MT hängen, und die Gastgeber zogen trotz einiger Kieler Ballgewinne in der Defensive auf 19:15 und 21:17 davon (38.). Als der immer stärker werdende Appelgren einen wuchtigen Jicha-Wurf aus dem Rückraum parierte und Sellin zum 23:18 traf (40.), wurde die Rothenbach-Halle beinahe in ihren Grundfesten erschüttert. Mit einem 4:1-Lauf innerhalb von drei Minuten hatte sich die MT abgesetzt, Gislason zog zum letzten Mal den grünen Karton.
Lauge verletzt sich erneut
Die Auszeit zeigte Erfolg: Der immer dominanter werdende Vujin erzielte den Anschlusstreffer, und als kurz darauf der ins Tor zurückgekehrte Sjöstrand einen freien Wurf parierte und Dominik Klein den Gegenstoß sicher verwandelte, waren die Kieler beim 21:24 wieder in der Nähe der Gastgeber (44.). Dann die Schocksekunde: Lauge trieb den Ball nach vorn und hielt sich plötzlich das rechte Knie.
Die "Zebras" reagierten geschockt. Erst warf Jicha einen Gegenstoß an den Pfosten, dann Christian Zeitz in Überzahl von der Außenposition ans Außennetz. Als dann Appelgren erneut der Sieger im direkten Gegenstoß-Duell gegen Jicha war, nahm die dritte Saisonniederlage der Kieler Konturen an - zumindest sah es danach aus. Fünf Minuten lang blieb der THW nach Lauges Verletzung ohne Torerfolg, die Gastgeber zogen auf 26:21 davon, ehe Zeitz den Torfluch durchbrach und einen Gegenstoß im MT-Tor unterbringen konnte.
Tolle Moral bringt Zebras wieder heran
Doch der THW zeigte einmal mehr Moral und kämpfte sich Tor um Tor wieder an die Gastgeber heran: Beim 27:27 durch Palmarsson (56.) hatten die "Zebras" erstmals seit der zehnten Minute wieder ausgeglichen. Als sich Jicha dann in der offeniven Abwehr den Ball schnappte und der starke Klein diesen zur 28:27-Führung für den THW versenkte, waren die Kieler nach einem 6:1-Lauf innerhalb von sieben Minuten wieder auf Kurs.
Appelgren sichert MT-Sieg
Von diesem kamen sie dann aber in Überzahl ab: Erst war Sjöstrand an Fahlgrens Wurf dran, konnte diesen aber nicht stoppen. Dann hielt der überragende Appelgren Vujins Wurf in Überzahl, auf der Gegenseite schoss Schröder den Ball an die Latte. Von dort sprang er an den Fuß des inzwischen eingewechselten Palicka und von dort hinter die Linie. Die MT führte wieder, und als Appelgren Ekbergs Wurf von außen parierte und Sellin 19 Sekunden vor dem Ende zum 30:28 traf, war die dritte Saisonniederlage nicht mehr zu verhindern.
Jetzt haben die Kieler eine Woche Zeit, sich auf die nächste schwere Auswärtspartie in Minden am Sonntag vorzubereiten - und damit Teil eins der Endspielserie bis zum Bundesliga-Saisonende am 24. Mai zu bestreiten.