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Die Zebras bringen die Schale nach Hause

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Die Zebras bringen die Schale nach Hause

Die Meisterschale wartete schon in Göppingen, denn auch bei der Handball-Bundesliga (HBL) gab`s keine Zweifel am neuen Deutschen Meister, und der heißt THW Kiel! Die Zebras ließen in der EWS Arena auch nichts mehr anbrennen, gewannen das finale Spiel in der LIQUI MOLI Handball-Bundesliga beim Altmeister Fisch Auf! mit 34:27 (18:13) Toren, brachten ihre 23. Meisterschaft unter dem Jubel der Fans in der Arena und der riesigen Anhängerschaft vor den TV-Bildschirmen in der Heimatstadt unter Dach und Fach und legten die Lunte für die Meisterfeier am Abend in der heimischen Wunderino Arena.

Dickes Tor-Polster vor dem Spiel

Auch eine knappe Niederlage hätte den Titel wegen des großartigen Torverhältnisses nicht gefährdet, aber mit einem Sieg feiert es sich eben am besten. Kurz nach dem Triumph in Göppingen machten sich die Zebras per Charterflug auf den Heimweg, in der Wunderino-Arena warteten schließlich die eigenen Fans, die echte Meistersause sollte in eigenen Gemäuern starten. 

Volle Arena zur Schalenübergabe

Aber gefeiert wurde schon in Göppingen, eine faire Geste der einheimischen Fans. Kaum ein Zuschauer hatte die Göppinger Arena verlassen, alle wollten die Ehrung des neuen Titelträgers miterleben: Erst gab es die Goldmedaillen, dann sollte Domagoj Duvnjak die Schale in die Luft stemmen. Kiels Kapitän aber holte Torhüter Niklas Landin zu sich, ehrte damit die sensationellen Leistungen des scheidenden Dänen in den zurückliegenden Jahren. Eine großartige Geste. Gemeinsam stießen beide Stars die Schale in die Luft, begleitet von goldenem Konfettiregen. „Ich bin unheimlich stolz auf meine Jungs“, strahlte THW-Trainer Filip Jicha voller Freude. „Es ist einfach großartig, mit welcher enormen Energie allesamt die Rückschläge durch Verletzungen etc. weggesteckt haben, das ist einmalig.“ Jicha tanzte den Sieger-Ringelreihen mit seiner Mannschaft, strahlte über sein ganzes Gesicht, nahm jeden einzelnen Spieler in seine Arme, bedankte sich für die überragende Saison seiner Mannschaft.

Sagosen prägt die erste Viertelstunde

Die Kieler waren schon am Sonnabend ins Schwabenland geflogen, wollten sich gut vorbereitet im Saisonfinale präsentieren. Der Start in der EWS Arena war dann auch vollauf gelungen. Vor allem für Sander Sagosen und Torhüter Tomas Mrkva, der den Vorzug vor Niklas Landin erhalten hatte. Der dänische Weltklasse-Torhüter hatte Probleme mit seiner Wade, drückte bis zur 58. Minute die Bank.  Sander Sagosen trumpfte in seinem letzten Spiel für den THW noch einmal mächtig auf. Fast jeder Wurf ein Treffer. Nach zwölf Minuten zappelte bereits der vierte Sagosen-Treffer im Netz der Göppinger, die Kieler lagen zu diesem Zeitpunkt mit 8:5 vorn. Grund genug für Filip Jicha, seine  Mannschaft durchzuwechseln. Karl Wallinius kam für Sagosen, Yannick Fraatz, der eine fehlerfreie Partie bot, ersetzte Niclas Ekberg auf Rechtsaußen, Positionswechsel fanden auf nahezu allen Positionen statt, ohne dass die Kieler ihren Faden verloren hätten.

1000 Bundesliga-Tore: Hendrik Pekeler

Nach dem 1:0, das Patrick Wiencek mit energischem Einsatz vom Kreis erzielt hatte, glich Göppingen durch Blagotinsek aus, es sollte der einzige Gleichstand für die Hausherren im gesamten Spiel bleiben. Die THW-Abwehr agierte erneut zupackend, zumeist defensiv in der 6:0-Formation, glänzte auf schnellen Beinen, ließ die Schwaben nie zur Entfaltung kommen. Sander Sagosen war beim 2:1 zur Stelle, Petter Överby erzielte das 3:1. 6:3 hieß es nach neun Minuten, und nach einem 3:0-Lauf durch Sagosen (2) und Ekberg stand in der 15. Minute 9:5 auf dem Videoblock unter der Hallendecke. Heymann verkürzte nach 25 Minuten auf 11:14 für Frisch Auf!, der THW antwortete unverzüglich mit einem 3:0-Lauf. Hendrik Pekeler netzte nach glänzender Bilyk-Vorarbeit ein, Rune Dahmke veredelte ein Zuspiel von Karl Wallinius und Yannick Fraatz traf nach dem Reinkind-Zuspiel zum 17:11 für Kiel. Mit dabei: Das 1000. Bundesliga-Tor von Hendrik Pekeler, ein großartiges Jubiläum für den THW-Kreisläufer. Die Seiten wurden dann mit 18:13 für den THW gewechselt. Zeit für ein kurzes Interview mit Kiels verletztem Linkshänder Steffen Weinhold. Die Schulter sei gerade vor ein paar Tagen von seinem Arzt kontrolliert worden. „Es sieht gut aus“, sagte der 37-Jährige, der sich über die Leistung seiner Mannschaft freute, insbesondere über die von Sander Sagosen. „Sander hat in seinem letzten Spiel für uns noch einmal richtig Bock. Das sieht jeder. Er ist ein großartiger Typ, natürlich auf dem Spielfeld, vor allem aber auch privat. Sander wird uns sehr fehlen.“

THW ließ keine Zweifel am Sieg

Hellwach kamen die Hausherren zurück auf das Parkett, mit einem Doppelschlag von Hermann und dem Treffer von Blagotinsek legte das Team von Trainer Markus Baur einen blitzsauberen 3:0-Lauf hin, nur noch 16:18. Doch damit weckte Frisch Auf!  gleichzeitig das Kieler Team. Karl Wallinius traf zweimal unhaltbar aus dem Rückraum, Yannick Fraatz von Rechtsaußen, der THW zog auf 21:17 davon. Einmal noch, beim 21:24 von Ellebäk in der 43. Minute rückte Göppingen näher heran, dann ließen die Zebras wieder ihre Muskeln spielen, zauberten schnell einen weiteren 3:0-Lauf aus ihrem Meisterhut: Karl Wallinius hämmerte den Ball ins Frisch Auf!-Netz, Sander Sagosen traf nach Doppelpass  mit Patrick Wiencek und Rune Dahmke glänzte mit großartigem Dreher: nach 46 Minuten lagen die Kieler mit 27:21 vorn.

Niklas Landin mit letzter Parade für den THW

Dann ging es hin und her, ehe der THW die Zügel noch fester in seine Hände nahm, die Göppinger Abwehr förmlich überrollte und nach dem Tempogegenstoß von Nikola Bilyk in der 56. Minute mit 33:24 vorne lag. Letzte Zweifel am Kieler Titelgewinn waren längst vorher beendet, aber es war die Zeit gekommen, dem Matchwinner so vieler Spiele noch einmal zu ehren: Filip Jicha schickte den angeschlagenen Niklas Landin ins Tor, Göppingens Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen, bejubelten den Gästetorhüter. Und Niklas Landin? War tatsächlich noch einmal im Spiel Mann gegen Mann zur Stelle, hielt seinen letzten Ball im THW-Tor. „Eine Hundertprozent-Quote zum Abschluss“, lächelte der Däne mit verschmitztem Gesichtsausdruck. Dann war es vorbei, die Zebras feierten und machten sich auf den Weg zu ihren Fans nach Kiel.

Feier am Abend in Kiel

Die Deutsche Meisterschaft 2023 wird noch am Abend in Kiel gefeiert. Der Eintritt zur Meisterfeier in der Wunderino Arena ist frei, die Mannschaft des THW Kiel wird mit einem Autokorso an der Arena eintreffen. Auf der großen Party-Bühne werden ab 19 Uhr die Kieler Bands „Baltique“ und „Tiffany“ für Stimmung sorgen. Die Zebras sind los – und freuen sich riesig, gemeinsam mit ihren Fans diesen großartigen Titel zu feiern, der nach der Heim-Niederlage im März gegen Leipzig bereits in weiter Ferne schien. Der THW Kiel ist Deutscher Meister! Danke, Zebras! Danke, #weissewand!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Bernd Dunstheimer/Jürgen Weber 

LIQUI MOLY HBL, 34. Spieltag: FRISCH AUF! Göppingen - THW KIEL: 27:34 (13:18) 

FRISCH AUF! Göppingen: Rebmann (19.-60., 6 /1 Paraden), Sego (1.-19., 1 Parade); Neudeck, Kneule (1), Lindenchrone, Heymann (1), Sarac (1), Ellebaek (4), Blagotinsek (2), Schiller (2/2), Röller, Goller (3), Hermann (3), Kozina (4), Malus (3), Goßner (1); Trainer: Baur

THW Kiel: N. Landin (58.-60., 1 Parade), Mrkva (1.-58., 14 Paraden); Duvnjak, Sagosen (7), Reinkind (3), M. Landin (3), Øverby (2), Wiencek (2), Ekberg (2/1), Fraatz (3), Dahmke (2), Zarabec, Wallinius (4), Bilyk (4), Pekeler (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah
Zeitstrafen: FAG: 1 (Heymann (39.)) / THW: 2 (Överby (12.), Wiencek (24.))
Siebenmeter: FAG: 2/2 / THW: 2/1 (Rebmann hält Zarabec (58.))
Spielverlauf: 1:1, 1:3 (5.), 3:4, 3:6 (10.), 5:6, 5:9 (15.), 6:11 (18.), 7:12,9:12 (21.), 11:14, 11:17 (29.), 13:18;
16:18 (34.), 17;19, 17:21 (35.), 18:23 (38.), 19:24, 21:24 (43.), 21:27 (46.), 24:27, 24:33 (54.), 27:34
Zuschauer: 5.200 (ausverkauft) (EWS Arena, Göppingen)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Spieler Nikola Bilyk: Die Saison ist immer sehr sehr lang und am Ende ganz oben zu stehen und die Meisterschale hochheben zu dürfen, ist eine große Ehre. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sau geil. Wir freuen uns riesig auf das was die nächsten Tage jetzt kommt. Wir werden den Moment genießen und wir sind überglücklich. Jetzt wird Gas gegeben. Jetzt wird das, was wir am Spielfeld die ganze Saison gemacht haben, heute wo anders stattfinden. Wir freuen uns auf die Fans und hoffen, dass die auch zahlreich erscheinen werden und, dass wir eine geile Party zusammen haben werden.

THW-Spieler Rune Dahmke:

Das ist einer der schöneren Tage meiner Karriere. Das bedeutet viel. Ich glaube wirklich wir hatten so eine unglaubliche Berg- und Talfahrt in dieses Saison. Leipzig war der Tiefpunkt, nach dem wir Stunden noch zusammen saßen in der Kabine und alles ausgesprochen haben, was es zu besprechen gab - und mehr. Zu dem Zeitpunkt hatte fast niemand gedacht, dass wir das noch schaffen. Auch wenige von uns würde ich sagen dachten dass wir jetzt hier stehen, Bier durchnässt, mit der Schale in der Hand. Das bedeutet unglaublich viel. Und für mich ist es die Meisterschaft, die mir persönlich am meisten bedeutet.