KN-Interview mit Bob Hanning zur (möglichen) Bundestrainer-Suche

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KN-Interview mit Bob Hanning zur (möglichen) Bundestrainer-Suche

Berlin. Seit Tagen rätseln die Handball-Fans über die Zukunft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson. DHB-Vizepräsident Bob Hanning sieht der bevorstehenden Entscheidung des Isländers gelassen entgegen, wie Hanning im Interview mit den Kieler Nachrichten unterstreicht.

"...wann man mal den Mund halten sollte"

Haben Sie sich mit Bundestrainer Dagur Sigurdsson schon zu einem Vier-Augen-Gespräch verabredet?
Es gibt noch keinen Termin. Er hat mich aber schon länger in seine Gedankenwelt einbezogen, um auch die Beweggründe zu analysieren. Was Dagur gemacht hat, war offen und ehrlich, eine klare Kommunikation. Ich gehe davon aus, dass dies auch so weiter geht. Suchen Sie bereits einen Nachfolger?
Es wäre nicht professionell, sich keine Gedanken zu machen, wenn man von der anderen Seite hört, dass sie sich mit einer Veränderung beschäftigt. Ich befinde mich in Gesprächen mit Managern und Trainern aus der Bundesliga – keine Kandidaten für den Job des Bundestrainers –, um mir ein Gesamtbild zu machen. Das werde ich dann mit dem Präsidium und dem Sportdirektor, aber auch mit der Bundesliga abstimmen. Wie geht es weiter, sollte Sigurdsson seinen Vertrag kündigen?
Dann wollen wir eine Liste aufstellen mit 15 Namen, die überhaupt in Frage kommen. Den Kreis wird man dann verkleinern und mit den Vereinen reden, wenn Kandidaten unter Vertrag stehen. Und dann macht man eine Wunschliste von drei bis fünf Trainern, mit denen man in konkrete Gespräche geht. Wie schnell muss das gehen?
Wir stehen überhaupt nicht unter Zeitdruck. Wir werden an der Zielsetzung nichts verändern. Aber damit wir die Ziellinie erreichen, brauchen wir eine richtig gute Lösung. Wenn es denn eine Veränderung geben muss, muss die genauso sitzen, wie sie mit Dagur Sigurdsson gesessen hat. Dafür lasse ich mir so viel Zeit, bis ich zu 100 Prozent überzeugt bin, dass ich dem Präsidium den richtigen Vorschlag machen kann. Welche Optionen haben Sie?
Klar ist, dass Dagur auf jeden Fall die WM macht. Es gibt die Möglichkeit, er macht danach weiter bis 2020. Es gibt die Möglichkeit, er bleibt bis Sommer. Es gibt die Möglichkeit, wir besetzen ab Februar neu. Und es gibt die Möglichkeit, wir machen eine Übergangslösung. Entscheidend ist nicht, was ich will, sondern was für den Verband richtig ist. Sie sind seit vielen Jahren befreundet. Werden Sie versuchen, Sigurdsson zum Bleiben zu übereden?
Ich möchte, dass er weitermacht. Wenn er den Gedanken hat zu bleiben, dann werden wir ein Gespräch genau in diese Richtung führen. Aber er muss von seinem Entscheidungsprozess dorthin kommen, das auch zu wollen. Es gibt jedoch Lebenssituationen, die sich verändern. Das ist bei ihm jetzt so. Wenn man die kennt, so wie ich, weiß man, wann man auch mal den Mund halten sollte. Wie würden Sie seine Arbeit beschreiben?
Dagur hat der Mannschaft neues Selbstbewusstsein gegeben, er hat das System verändert und die Eisenbahn wieder auf die Gleise gesetzt. Und das Umfeld hat neue Bahnhöfe gebaut. Von daher sind wir sehr stabil. Er war angesichts des Veränderungsprozesses, der so notwendig und so inhaltsstark war, die absolut beste Lösung. Aber der deutsche Handball braucht keine Angst zu haben, wenn Dagur Sigurdsson geht. Ich würde das bedauern, weil ich einen guten Trainer verlieren würde. Aber es würde nichts an der Gesamtsituation verändern. Es wird viel über mögliche Ziele von Sigurdsson und mögliche Nachfolger spekuliert.
Ich halte es für legitim, dass er sich Gedanken macht. Jetzt kommen solche Schlagzeilen, er würde ein Projekt im Stich lassen oder will mehr Geld. Wer Dagur kennt, der weiß, dass dies nicht stimmt. Und was einen Nachfolger betrifft: Erst wenn ich Namen nenne, wird es interessant. Punkt. (Das Interview führte Eric Dobias, aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)