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KN: Der HSV erfindet sich neu

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KN: Der HSV erfindet sich neu

Hamburg. HSV gegen den THW Kiel - was einst ein prestigeträchtiges Handball-Bundesliga-Duell war, ist am heutigen Dienstag (19 Uhr, Sporthalle Hamburg) das letzte Vorbereitungsspiel für zwei Mannschaften, die nicht mehr viel gemein haben. Während die Zebras am Sonntag wieder ins Meisterschaftsrennen starten, steht beim "Handball Sport Verein Hamburg" in Liga drei wieder alles auf Anfang.

Im letzten Testspiel trifft der THW auf den ehemaligen Ligarivalen

Insolvenz, personeller Aderlass, Lizenz-Entzug - das HSV-Jahr 2016 begann turbulent. Doch der Aufstieg der ehemaligen U 23 aus der Oberliga in die Dritte Liga ermöglichte dem Verein einen vielversprechenden Neubeginn. Früher pumpte Mäzen Andreas Rudolph mal mehr, mal weniger Geld in den Klub. Damit machte er Erfolge wie die Meisterschaft 2011 und den Champions-League-Sieg 2013 möglich, sorgte aber auch für heftige Turbulenzen. Nun wollen die Hanseaten solide wirtschaften: Neuer Geschäftsführer ist Gunnar Sadewater, zuvor Jugendkoordinator, der ehemalige Erfolgstrainer Martin Schwalb wurde sportlicher Leiter, und Torsten Jansen, von 2003 bis 2015 HSV-Ikone und in der vergangenen Saison Linksaußen beim THW Kiel, trainiert hauptamtlich die A-Jugend und assistiert bei der Drittliga-Mannschaft als Co-Trainer. "Wir haben in Hamburg ja schon viel erlebt, aber dieses Mal habe ich ein gutes Gefühl", sagt der 39-Jährige. Dominik Plaue pflichtet ihm bei: "Hier steht wirklich alles auf Null. Die Insolvenz ist kein Thema mehr", sagt der 21-Jährige, der im Juli aus dem erweiterten THW-Profikader zum HSV wechselte. Er ist einer von vier externen Neuzugängen im Team von Trainer Jens Häusler. "Wir haben eine junge Truppe, die schon erstaunlich gut harmoniert", sagt der Torhüter. Zum neuen hanseatischen Understatement gehört, dass es für die Saison keine offizielle Zielvorgabe gibt. "Wir haben uns als Mannschaft entschieden, kein Ziel zu formulieren", erzählt Plaue. "Aber wir wollen nicht gegen den Abstieg spielen." Die Handball-Euphorie in Hamburg sei ungebrochen. Das Testspiel gegen die Zebras werden mehr als 3200 Fans sehen. "Beeindruckend, was unsere Fans gerade abliefern", findet Plaue. Trotz der neuen Zurückhaltung ist der HSV kein Drittliga-Verein wie jeder andere. Zum Trainingsauftakt kam Innensenator Andy Grote, jedes Heimspiel - auch das heutige - soll bei sportdeutschland.tv, dem Online-Sportsender des Deutschen Olympischen Sportbundes, live übertragen werden. Und: Als die Hanseaten kürzlich ihren neuen Vermarktungspartner vorstellten, war schon wieder die Rede von nationalen und internationalen Triumphen. Auch THW-Trainer Alfred Gislason rechnet mit einer baldigen Rückkehr des HSV in die Bundesliga. "Ich denke, in drei Jahren sind sie wieder da. Und auch wenn es zwischen uns Nord-Klubs immer eine gewisse Rivalität gibt, würde uns das freuen." Für Gislason war der HSV zwischen Pokal-Wochenende in Hamm und Liga-Start beim TVB Stuttgart ein Wunschgegner. "Ich kenne zwar den Kader kaum, aber ich weiß, dass er stark genug ist, um uns zu fordern", sagt der Isländer, dessen Team sich noch besser einspielen soll. "Alle Nationalmannschaften haben bei Olympia unterschiedliche Abläufe für die neuen Regeln einstudiert. Die müssen wir jetzt vereinheitlichen." Bis auf Torhüter Niklas Landin fahren alle Zebras mit nach Hamburg. Der Olympiasieger hat seit dem Finale Rückenprobleme. "Wir versuchen, ihn bis zum Wochenende fit zu bekommen", so Gislason. Den HSV erwartet am Freitag zum Drittliga-Start der Vorjahresneunte DHK Flensborg. "Ein harter Auftaktgegner", findet Plaue. "Aber es wird Zeit, dass es losgeht." Auch auf das Testspiel gegen seine Ex-Kollegen freut er sich. "Das ist für uns alle etwas ganz Besonderes." (Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)