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KN: In Katar sind viele Dinge anders

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KN: In Katar sind viele Dinge anders

Doha. Mit Polizeieskorte zur Halle, ein Scheich mit Affe im Souq, ein Krankenhaus nur für Falken - in Katar sind viel Dinge anders. Wie sehr? Die persönliche Hitliste des KN-Redakteurs Wolf Paarmann von Platz eins bis zwölf. Und die Weltmeisterschaft ist noch nicht vorbei....

Die persönliche Weltmeisterschafts-Hitliste von Platz eins bis zwölf

Platz eins: Ein Kamerateam, das die Fahrt des deutschen Mannschaftsbusses vom "Hilton" bis in den Bauch der gewaltigen "Lusail-Arena" filmt, nahm mich zum Viertelfinale gegen Katar mit. Die Polizisten, die den Bus auf Motorrädern begleiteten, tragen schwarz-rot-goldene Helme und sperren jeden Kreisel - so komme ich in der Stau-Stadt Doha in Rekordzeit zum Ziel. Platz zwei: Beim Qatar Masters sorgt englisches Personal dafür, dass an den Grüns absolute Ruhe herrscht, wenn die Golfstars putten. Doch gegen den Muezzin haben sie keine Chance, als der deutsche Profi Marcel Siem am 16. Loch zum Birdie einlochen will, fordert dieser die Gläubigen lautstark zum Gebet auf. Platz drei: Taxifahrten sind in Doha immer ein Erlebnis, doch dieses dürfte für mich nicht mehr zu toppen sein: Ein Inder, der den Spielort nicht kennt, fragt einen Landsmann, der glaubhaft behauptet, ihn zu kennen. Wir steigen um. An der nächsten Ampel fragt er einen Taxifahrer aus Nepal nach dem Weg. Platz vier: Wahrscheinlich ist es in Amerika Standard, doch ich sehe es in Doha zum ersten Mal: Einen Geldautomaten für Autofahrer - einen McCash quasi. Passenderweise steht er an der Ecke Abdulla Bin Jasmin/Al Bank. Auch schön: Im Souq sind die Geldautomaten in Gebetsstühlen untergebracht. Platz fünf: Das Falkenhospital im Souq al Waqif ist größer als das Krankenhaus einer mittelgroßen Stadt in Deutschland. Platz sechs: Während Tausende Arbeiter über die zahllosen Baustellen Dohas wuseln, stehen bei einem Turm, der an der Uferstraße "Corniche" entstehen soll, seit Wochen die Kräne still. Warum? Keine Ahnung. Klar ist aber, dass nur wirklich schnell gebaut wird, wenn der Emir sich das wünscht. Ausländische Bauunternehmen beschreiben das Land so: Es ist eine Sache, eine Ausschreibung zu gewinnen. Eine zweite, es trotz der arabischen Bürokratie & Willkür auch zu realisieren. Platz sieben: Das Islam-Museum in Doha ist ein beeindruckendes Gebäude, der Blick von hier auf die Skyline atemberaubend. Der Eintritt ist frei, das WLAN umsonst. Keiner stört sich daran, wenn Touristen in Shorts und Badelatschen die Ausstellungen besuchen. Platz acht: Die Lusail-Arena hat acht Eingänge. Einer, die Nummer sechs, dient nur den Besuchen des Emirs: Die "Kings Road". Platz neun: Eine Tasse Kaffee im Souq trinken und einfach nur das bunte Treiben beobachten. Einen Scheich beispielsweise, den sein Affe bei einem Spaziergang begleitet. Ein Junge, dessen Aufgabe es ist, hinter berittenen Polizisten herzulaufen und Pferdeäpfel aufzusammeln. Platz zehn: In jeder großen Stadt gibt es einen Sightseeing-Bus, der Touristen ermöglicht, alle Sehenswürdigkeiten innerhalb von 24 Stunden abzuhaken. In Doha auch, aber keiner fährt mit - ein bunter Geisterbus. Platz elf: Der katarische Handballverband bezahlt 60 Spanier dafür, die Mannschaft des Gastgebers zu unterstützen. Die Leiharbeiter erledigen diesen Job mit großer Leidenschaft. An manchen Tagen, so wie gestern, schreien sie erst für Katar und dann für Spanien - eingekleidet in den jeweiligen Landesfarben. Platz zwölf: Mehr als 1700 Journalisten sind für das Turnier akkreditiert, ihnen bietet eine riesige Kantine in der Lusail-Arena ausreichend Platz. Spiegelgleich ist auf der anderen Seite ein ähnlich futuristischer Raum errichtet und lediglich mit Teppichen ausgelegt worden - für die Betenden. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2015)