Spielbericht Heimspiel Berlin

Bundesliga

Spielbericht Heimspiel Berlin

Der THW Kiel hat in der DKB Handball-Bundesliga zwei ganz wichtige Zähler eingefahren: Vor 10.285 euphorischen Fans in der Sparkassen-Arena besiegten die "Zebras" am Donnerstagabend die Füchse Berlin mit 25:20 (15:8) und zeigten dabei vor allem im ersten Durchgang eine ganz starke Leistung. Nach einem frühen 2:5-Rückstand war es die Kieler Defensive mit einem grandiosen Domagoj Duvnjak und einem überragenden Niklas Landin, die die Weichen noch bis zur Pause auf Sieg stellte. Durch den Erfolg, bei dem Marko Vujin mit 6/2 Treffern erfolgreichster Torschütze des THW Kiel war und Emil Frend Öfors fünfmal traf, zogen die Schwarz-Weißen in der Tabelle an der TSV Hannover-Burgdorf vorbei auf Rang fünf und können somit im Kampf um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb den Druck auf die vor ihnen platzierten Mannschaften hoch halten.

Berlin erwischt den besseren Start

Sechs Tore und schöne Assists: Marko Vujin

Für beide Mannschaften ging es vor dem Anpfiff um viel: Während die Berliner bei einem Sieg erster Verfolger der Rhein-Neckar Löwen geblieben wären, wollte der THW Kiel mit zwei Zählern im Kampf um die internationalen Startplätze dran bleiben. Der THW musste neben den Langzeitverletzten Rune Dahmke und Rene Toft Hansen auch auf Raul Santos verzichten, der nach dem Warmmachen mit einer beim Ludwigshafen-Spiel erlittenen Verhärtung in der Muskulatur passen musste. So wurde Emil Frend Öfors zum "Alleinunterhalter" auf Linksaußen - und war gleich mittendrin im hektischen Geschehen der Anfangsphase. Den besseren Start erwischten dabei die Haupstädter, die ohne Stipe Mandalinic, Paul Drux, Ignacio Plaza-Jimenez und Marko Kopljar nach Kiel gereist waren. Sie nutzten technische Fehler und Abstimmungsprobleme der Kieler zum schnellen 2:0 und 5:2 (10.). Ein kurioses Tor von Steffen Weinhold, der mit dem Torpfosten Doppelpass spielte, eröffnete die Aufholjagd des THW Kiel, die in Domagoj Duvnjak ihren Antreiber hatte: Noch lange nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ackerte der Kapitän auf der Spitze der offensiven deckung, brachte die Füchse vollkommen aus dem Konzept und peitschte zwischendurch auch noch seine Nebenleute und die Fans an.

Kiel übernimmt das Kommando

Torschütze, "Steal-Monster" und Einpeitscher: Kapitän Domagoj Duvnjak

Das 4:5 war Chefsache: Duvnjak klaute den Ball, spielte sich im Doppelpass mit Niclas Ekberg nach vorn und traf. Noch einmal ließ Zachrisson mit einem Strich an Landins Scheitel vorbei die Berliner Bank jubeln, dann übernahm der THW endgültig das Kommando in eigener Halle. Angetrieben von der "weißen Wand", die jede gelungene Abwehraktion feierte wie einen Torerfolg, drehten die "Zebras" auf: Frend Öfors traf von Außen zum 5:6 und wurde kurz darauf von "Steal-Monster" Duvnjak zum Ausgleich auf die Reise geschickt. Vujin verwandelte einen von Patrick Wiencek herausgeholten Siebenmeter zur ersten Kieler Führung überhaupt (17.), während die Füchse durch die grandiose Abwehrarbeit der Zebras mehr und mehr den Glauben an sich selbst verloren. Kreisläufer Erik Schmidt scheiterte an der Latte, setzte einen Heber über das Tor und fand ein ums andere Mal seinen Meister in Landin. Auf der anderen Seite peitschte Vujin den Ball mit 105 km/h unter die Latte und vollendete seinen persönlichen Dreierpack mit dem Strafwurf zum 9:6. Als Lukas Nilssons abgefälschter Wurf doch noch den Weg in das Berliner Netz fand, wechselte sich der bis dato nur mit einem gehaltenen Siebenmeter positiv in Erscheinung getretene Silvio Heinevetter aus (22.). Doch auch Petr Stochl konnte den heißgelaufenen THW-Express nicht stoppen.

THW und Fans wie im Rausch

Entnervte Berlin mit einer 50-Prozent-Quote: Niklas Landin

Nach Kochs 7:9-Anschluss und Nilssons abgefälschtem Wurf spielte sich der THW Kiel mit seinen Fans in einen echten Heimspiel-Rausch, kassierte in den neun Minuten bis zur Pause nur noch ein Gegentor - und sorgte neben der starken Defensive auch im Angriff für Glanzpunkte.  Bilyk traf zum 11:7, Duvnjak bestrafte Petkovics Hereinnahme eines siebten Feldspielers mit dem 12:7 ins leere Tor, Landin parierte einen Struck-Gegenstoß, und Lukas Nilsson fand zweimal in Folge den an den Kreis eingelaufenen Ekberg: 13:8 und 14:8. Und der Tabellenzweite? Leistete sich Abspielfehler und wurde von Minuten zu Minute nervöser: Mit einem Steal und einem erneuten Wurf in den verwaisten Berliner Kasten setzte Duvnjak einer überragenden ersten Halbzeit die Krone auf: Mit dem 15:8 war bereits zur Pause eine Vorentscheidung gefallen. 

Schluss-Akkord per Kempa

Fünf Tore inklusive Kempa-Trick: Emil Frend Öfors

Denn auch nach dem Wechsel gab der THW, der zur Pause mit Christian Dissinger, Miha Zarabec und Ole Rahmel drei frische Kräfte brachte, keinen Deut nach: Landin nagelte jetzt seinen Kasten komplett zu, entnervte neben Schmidt auch die Außen Elisson und Lindberg. Nach Paraden gegen Schmidt und Elisson riss die außergewöhnliche Darbietung des Dänen die Fans aus den Sitzen: Ovationen für einen ganz starken Auftritt, bis Alfred Gislason Landin nach 46 Minuten zum Verschnaufen auf die Bank beorderte. Zu diesem Zeitpunkt hatten Nilsson und Frend Öfors, der mit Dissinger bei angedrohtem Zeitspiel die komplette Berliner Abwehr mit einem "Bauerntrick" narrte, das Ergebnis auf einen Zehn-Tore-Vorsprung gestellt. La Ola kreiste durch das Oval, die Fans machten sich schon einmal warm für das Champions-League-Spiel am Sonntag gegen Skopje, während die Zebras nun mehrere Gänge zurückschalteten. Die Konzentration ließ nach, Fehler schlichen sich ein - und Berlin kam mit einem 4:0-Lauf zumindest wieder in den einstelligen Bereich. Gefährlich werden konnten sie diesem THW Kiel aber nicht - und als Nilsson seinen Landsmann Frend Öfors zum Kempa-trick aufforderte und der Außen zum 25:18 verwandelte, feierten die Fans längst einen ganz starken Sieg "ihrer" Schwarz-Weißen, die damit in der Tabelle auf Rang fünf vorrückten.

Sonntag: Weiße Wand gegen Skopje

Bereits am Sonntag steht dem THW Kiel und seinen Fans ein Saison-Höhepunkt ins Haus: In der VELUX EHF Champions League empfangen die "Zebras" den Titelverteidiger HC Vardar aus Skopje zum ersten von zwei entscheidenden Viertelfinal-Duellen um den Halbfinal-Einzug in der Königsklasse. "Mit dem THW Kiel nach Köln zu fahren, ist ein großer Traum von mir und meinen Teamkollegen", sagt Miha Zarabec. "Die Aufgabe gegen Skopje wird allerdings richtig hart. Vardar hat nicht umsonst im vergangenen Jahr die Königsklasse gewonnen, dieses Jahr in der SEHA-League triumphiert und die Vorrunde mit der besten Abwehr aller Teilnehmer als Gruppenerster abgeschlossen." Man habe, fügt der slowenische THW-Spielmacher an, vielleicht den schwersten aller Gegner vor der Brust. "Deshalb brauchen wir am Sonntag jeden einzelnen unserer Fans, es muss so laut wie noch nie werden!" Landin freute sich bereits gegen die Füchse über die "weiße Wand" und wandte sich direkt an die THW-Fans: "Sonntag wollen wir Euch alle in Weiß sehen, und wir brauchen vom Warmmachen bis zum Schlusspfiff eure Emotionen und Eure Unterstützung!" Karten für die "weiße Wand" im Hinspiel gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen - wie zum Beispiel in Kiel bei CITTI, im Ticketcenter der Sparkassen-Arena oder landesweit in allen famila-Märkten, telefonisch unter 01806/300234 (gebührenpflichtig) und rund um die Uhr im Online-Ticketshop des THW Kiel. Lasst den Traum von Köln weiter leben, Kiel! 

Statistik, 29. Spieltag, 19.04.18: THW Kiel - Füchse Berlin: 25:20 (15:8)

THW Kiel: Landin (1.-46., 13 Paraden), Wolff (45.-60., 3 Paraden); Duvnjak (3), Firnhaber, Weinhold (2), Dissinger, Wiencek (1), Ekberg (2), Frend Öfors (5), Rahmel, Zarabec (1), Vujin (6/2), Bilyk (1), Nilsson (4), Santos (n.e.); Trainer: Gislason

Füchse Berlin: Heinevetter (1.-22., 31.-60., 7/1 Paraden), Genz (n.e.), Stochl (22.-30., 2 Paraden); Wiede (4), Elisson (3), Milde (1), Vukovic, Struck (2), Gojun, Lindberg (3/2), Zachrisson (2), Fäth (2), Schmidt (1), Reissky (1), Koch (1); Trainer: Petkovic

Schiedsrichter: Peter Behrens / Marc Fasthoff

Strafzeiten: THW: 3 (Duvnjak (5.), Rahmel (42.), Wiencek (47.)) / Füchse: 4 (Gojun (4.), Koch (6.), Schmidt (28.), Elisson (41.))

Siebenmeter: THW: 3/2 (Heinevetter hält Ekberg (7.)) / Füchse: 2/2

Spielfilm: 0:2 (3.), 2:3 (8.), 2:5 (10.), 4:5, 5:6 (14.), 9:6 (21.), 9:7, 12:7 (24.), 12:8 (24.), 15:8 (29.);
16:8, 17:10 (37.), 20:10 (43.), 22:12 (49.), 22:16 (54.), 24:17 (56.), 25:18 (58.), 25:20.

Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Wir haben 40 bis 50 Minuten überragend und eine starke Abwehr gespielt, solange "Dule" Kraft hatte. Niklas Landin hatte einen super Tag, hat viele freie Würfe gehalten und der Mannschaft sehr geholfen. In den letzten 15 Minuten haben beide Mannschaften viel probiert, und wir haben ein wenig den Faden verloren. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit den Jungs, weil Berlin gezeigt hat, dass sie zurecht eine Spitzenmannschaft sind. Wir haben indes die Tendenz beibehalten, die in den vergangenen Wochen nach oben zeigte. 
Jetzt kommt Vardar - die beste Mannschaft der Champions League. Da muss alles passen, um weiter zu kommen. Ich hoffe auf eine extrem gute Stimmung und eine extrem laute Kulisse am Sonntag, beides werden wir brauchen!

Füchse-Coach Velimir Petkovic: Wir haben richtig gut angefangen, und plötzlich haben wir einen Bruch in unserem Spiel. Oder anders gesagt: Plötzlich war Landin da, hat sieben freie Würfe gehalten und mein Team gelähmt. Wir haben in dieser Phase aufgehört, diszipliniert Handball zu spielen, haben diskutiert und waren frustiert, dass wir vor allem vom Kreis nicht getroffen haben. Dann habe ich es mit dem siebten Feldspieler probiert, und wir haben einige weitere unglückliche Treffer kassiert. Das war dann unter dem Strich eine Halbzeit zum Vergessen. Die zweite Hälfte haben wir dann in Kiel, vor dieser Kulisse und mit diesen Schiedsrichtern 12:10 gewonnen, bis die Verletzung von "Zacke" den guten Eindruck kaputt gemacht hat.

Berlins Sport-Koordinator Volker Zerbe: Wir müssen nach vorn schauen, morgen geht es für uns ja bereits nach Kroatien. Wir müssen abwarten, wie schwer sich Zachrisson verletzt hat und den Kopf schnell wieder freikriegen.

THW-Torhüter Niklas Landin: Die weiße Wand war heute schon eindrucksvoll. Sonntag gegen Vardar brauchen wir sie noch weißer, noch emotionaler und noch lauter!

Kiels Sportlicher Leiter Viktor Szilagyi: Wir sind schwer in die Partie gekommen, haben dann aber - angeführt von Dule und Niklas - den Schalter umgelegt. Jetzt haben wir Sonntag das letzte Champions-League-Heimspiel des Jahres, in das Spieler und Fans alles reinhauen müssen. Wir haben gegen Szeged gezeigt, was gemeinsam möglich ist. Die Halle muss am Sonntag vom Warmmachen an kochen!