33:23 gegen Lemgo: THW Kiel feiert deutlichen Sieg im vorletzten Saisonspiel

Bundesliga

33:23 gegen Lemgo: THW Kiel feiert deutlichen Sieg im vorletzten Saisonspiel

Vor 2304 Zuschauern in der Wunderino Arena hat der THW Kiel sein letztes Saison-Heimspiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen den TBV Lemgo Lippe souverän und deutlich mit 33:23 (20:19) Toren gewonnen und damit die Grundlage für ein megaspannendes Saisonfinale. Die Kieler gehen mit einem Punkt Vorsprung in den Saisonausklang bei den Rhein-Neckar Löwen. Es ist angerichtet für ein spannendes Saisonfinale nach einem echten Saison-Marathon mit rund dann 59 schwarz-weißen Pflichtspielen.

Kieler Norweger-Duo treffsicher

Harald Reinkind traf sieben Mal - sechs Mal allein in Hälfte eins

Gegen Lemgo waren Kiels torhungrige Norweger Sander Sagosen und Harald Reinkind mit jeweils sieben Toren die besten Schützen in Reihen des Rekordmeisters, bei den Ostwestfalen traf Bjarki Mar Elisson am besten, sieben Mal war der torhungrige Außen insgesamt zur Stelle, viermal traf er dabei von der Siebenmeterlinie. Die Kieler nahmen mit dem deutlichen Sieg zugleich Revanche für die überraschende Niederlage im Pokal-Halbfinale, als sie Anfang Juni in Hamburg den 18:11-Halbzeitvorsprung noch aus den Händen gaben und sensationell mit 28:29 den Kürzeren zogen. "Wir wussten um die Schwere der Aufgabe in Kiel", bilanzierte TBV-Trainer Florian Kehrmann das Spiel seiner überforderten Mannschaft, "wir haben gut begonnen, dann aber viele Bälle leicht verworfen. So war ein Sieg beim THW nicht möglich. Die Qualität bei den Kielern ist einfach enorm."

Ausgeglichener Beginn

Wurde hinter einer starken Abwehr wieder zur "Wand": Niklas Landin

Sein Kieler Gegenüber Filip Jicha, der erneut auf Patrick Wiencek (Wadenbeinbruch), Niclas Ekberg (Bänderriss im Knie) und Nikola Bilyk (Kreuzbandriss) verzichten musste, war hingegen sehr zufrieden: "Wir waren sehr fokussiert, sehr zielstrebig und haben wieder eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. In der zweiten Halbzeit konnten wir dann durchwechseln." Die ersten Minuten der Partie verliefen noch ausgeglichen, Bjarki Mar Elisson brachte die Gäste per Siebenmeter mit 1:0 in Front, dann folgte ein Kieler 3:0-Lauf durch zwei Treffer von Harald Reinkind und Sander Sagosen. Marcel Timm und weitere zwei Treffer von Elisson sorgten dann für das 4:4 in der achten Minute. 

THW zieht früh weg

Kieler Entschlossenheit: Sander Sagosen

Es war der letzte Gleichstand, fortan bestimmten die auf das Tempo drückenden Zebras das Geschehen eindeutig. Torhüter Niklas Landin mutierte wieder einmal zur Wand für die Lemgoer Angreifer, dabei stand dem Welthandballer eine gut gestaffelte Kieler Abwehr um den Mittelblock mit Hendrik Pekeler und Paavel Horak hilfreich zur Seite. So ließen die Kieler durch Reinkind, zweimal Sven Ehrig, Pavel Horak und Hendrik Pekeler einen 5:0-Lauf folgen - 9:4 hieß es nach 14 Minuten. TBV-Torhüter Peter Johannesson parierte in der Folge zwar einen Siebenmeter von Sander Sagosen, doch der Schwede bekam dann kaum noch Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Vielmehr spielten sich die Zebras nach dem 8:11-Anschluss durch Isaias Guardiola beinahe in einen Rausch. 

THW-Express überrollt Lemgo

Sven Ehrig bejubelt eines seiner vier Tore

Satte zehn Minuten sollten der THW Kiel kein Gegentor mehr zulassen und zog in dieser Phase, in der Dario Quenstedt auch noch einen Siebenmeter von Elisson entschärfte und mit seinem Jubelschrei die Kieler Entschlossenheit untermalte, durch einen sagenhaften 8:0-Lauf davon. Domagoj Duvnjak, vier Mal Sagosen, zwei Mal Reinkind und Pekeler nach einem Traumanspiel von "Dule" trafen - und sie spielten mit dem TBV Katz und Maus. Kehrmann versuchte, seine Reihen zu ordnen, nahm in der 25. Minute bereits seine zweite Auszeit, den Tordrang der Kieler hielt aber auch diese Maßnahme nicht auf. Nachdem Sander Sagosen in der 29. Minute seinen fünften Treffer zum 20:9-Halbzeitstand im Lemgoer Tor versenkt hatte, war die Partie quasi nach 30 Minuten entschieden.

Schaulaufen der Zebras

Domagoj Duvnjak und die Zebras sind bereit für das Saisonfinale

Die zweiten 30 Minuten gerieten nach dem Wiederanpfiff-Spurt zum 23:9 dann zum Kieler Schaulaufen vor euphorischen Fans und zum Austrudeln auf weiterhin gutem Niveau. Filip Jicha nutzte die Gelegenheit, seinen Stammkräften vor dem alles entscheidenden Wochenende Ruhepausen zu verschaffen und gab Spielern aus der zweiten Reihe die Chance, sich zu bewähren. Oskar Sunnefeldt, Leon Ciudad oder auch Malte Voigt dankten ihrem Trainer mit viel Einsatz und freuten sich über das eine oder andere sehenswerte Tor. Rune Dahmke rückte auf Rechtsaußen, Dario Quenstedt löste Niklas Landin ab der 43. Minute im Tor ab und stand ebenfalls seinen Mann. Auch nach dem 22:29 durch Simak (50.) brach keine Hektik aus, vielmehr schraubten die Zebras im Endspurt das Resultat noch auf einen Zehn-Tore-Erfolg, brachten die Partie sicher über die Runden. 

Abschied von drei Zebras

Danke Oskar, Bevan und Malte!

Nach der Partie wurde es dann noch einmal feierlich: DIe Kieler und ihre Fans verabschiedeten mit Bevan Calvert, Malte Voigt und Oskar Sunnefeldt die drei Spieler, die ihnen in dieser Saison über Verletzungen, Erkrankungen und Quarantäne-Schwierigkeiten hinweggeholfen haben. Bevan Calvert (Co-Trainer THW-U23) und Malte Voigt (TSV Altenholz) bleiben im Norden, Sunnefeldt zieht es nach Leipzig. Der Schwede, der erst in Kiel Deutsch gelernt hatte, gab sein erstes Interview auf der Platte - und schloss mit einem "Danke an alle Fans"!

Sonntag Saisonabschluss bei den Löwen

Nach der Partie bedankten sich die Zebras bei ihren Fans, die sie über weite Strecken der Saison vermisst hatten

Noch ein Spiel, dann ist die spannende, schwierige und trotz aller Unkenrufe zu Ende gespielte Saison Geschichte: Am Sonntag beendet der THW Kiel mit seinem 59. Pflichtspiel die Spielzeit 2020/2021 - und das hat es noch einmal in sich, denn die Zebras reisen zu den Rhein-Neckar Löwen nach Mannheim. Das Spitzenspiel beim Tabellenfünften wird um 15:30 Uhr in der SAP-Arena von den beiden Top-Schiedsrichtern Robert Schulze und Tobias Tönnies angepfiffen, nach der Partie werden die Zebras direkt zurückreisen, um sich dann am Montag in alle Winde zu zerstreuen. Eine kurze Entspannung steht an, bevor für viele der Kieler Spieler die Vorbereitung auf die Olympia beginnt. Doch zunächst einmal müssen sie noch einmal 60 Minuten alles reinhauen: Weiter geht's in Mannheim, Kiel!

LIQUI MOLY HBL, 37. Spieltag: TBV Lemgo Lippe - THW Kiel: 33:23 (20:9)

THW Kiel: N. Landin (1.-43., 8 Paraden), Quenstedt (43.-60. und 2 Siebenmeter, 4/1 Paraden); Ehrig (4), Duvnjak (1), Sagosen (7/1), Reinkind (7), M. Landin, Sunnefeldt (3), Weinhold (2), Wiencek (n.e.), Ciudad (2), Dahmke, Zarabec (1), Voigt, Horak (1), Pekeler (5); Trainer: Jicha
TBV Lemgo Lippe: van den Beucken (54.-60., 2 Paraden)Zecher (24.-54., 5 Paraden), Johannesson (1.-24., 3/1 Paraden); Elisson (7/4), I. Guardiola (2), Simak (4), Carlsbogard (3), Schagen, Timm (4), Hangstein (2), G. Guardiola, Hansen, Geis, Reimann, Bajens (1); Trainer: Kehrmann

Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Zeitstrafen: THW:  2 (Duvnjak (27.), Sunnefeldt (38.)) / TBV: 1 (Simak (27.))
Siebenmeter: THW: 2/1 (Johannesson hält Sagosen (17.)) / TBV: 5/4 (Quenstedt hält Elisson (26.))
Spielfilm: 0:1, 3:1 (6.), 3:3 (7.), 4:4, 9:4 (13.), 11:6 (15.), 11:8 (16.), 19:8 (27.), 20:9;
23:9 (33.), 23:13 (35.), 25:14, 27:16 (43.), 28:19 (47.), 29:22 (51.), 33:22 (57.), 33:23.
Zuschauer: 2304 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Wir waren sehr fokussiert, sehr zielstrebig und haben wieder eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. In der zweiten Halbzeit konnten wir dann durchwechseln, und wir haben zum Teil in einer recht unorthodoxen Formation gespielt. Es ging mir darum, nach dieser Wahnsinns-Saison, die allen in den Knochen steckt, vor dem Saisonfinale die Stammkräfte noch ein bisschen zu schonen. Vielleicht hilft das bei einem Prozent, die Jungs haben ihren Job gemacht und einen souveränen Sieg gefeiert. Jetzt können wir uns auf das Saisonfinale am Sonntag freuen.

TBV-Trainer Florian Kehrmann: Wir haben die ersten zehn Minuten erfrischend mitgespielt, haben uns Chancen erarbeitet und hatten beim 4:4 die Chance, im Gegenstoß wieder in Führung zu gehen. Wir hatten heute aber auch ein paar Personalprobleme, die wir nicht wegstecken konnten - zumal wir Gedeon Guardiola auch ein bisschen schonen mussten. Dass wir da nicht gegen eine Mannschaft wie den THW Kiel, der bis auf Wiencek und Ekberg fast in Bestbesetzung antreten konnte, 60 Minuten dagegenhalten können, war klar. Trotzdem war ich mit der zweiten Halbzeit mehr einverstanden als mit der ersten, die eine Katastrophe war. Da fehlte uns alles - von Überzeugung bis Einsatzwillen. In der Kabine wurde es ein bisschen lauter, nachher haben die jungen Spieler das gut gemacht. Klar, der THW hat sich dann ein bisschen zurückgenommen, aber dass wir die zweite Halbzeit gewinnen sollten wir als Positives mit in das letzte Saisonspiel nehmen.

THW-Torhüter Niklas Landin bei Sky: Die erste Halbzeit hat sich für mich ein wenig komisch angefühlt, weil Lemgo nicht so viel aufs Tor geworfen hat. Es war eine super Abwehr, welche vor mir stand. Und so war es ein cooles Gefühl, mit elf Toren Vorsprung in die Halbzeit zu gehen. Jetzt fahren wir nach Mannheim. Egal, wie platt wir sind und welche Verletzungen wir haben - wir können uns sehr darüber freuen, dass es nur 60 Minuten gibt. Dafür gibt es noch extra Energie, und wenn man sich auf ein so großes Spiel nicht freuen kann, dann ist man falsch hier.