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KN: Die drei großen L: Leidenschaft, Lust und Leidensfähigkeit

Bundesliga

KN: Die drei großen L: Leidenschaft, Lust und Leidensfähigkeit

Kiel. Noch achtmal spielen, dann ist Weihnachten. Handball-Rekordmeister THW Kiel muss bis Heiligabend noch einmal im Viertelfinale des DHB-Pokals, zweimal in der Champions League und fünfmal in der Bundesliga auflaufen. Die große K-Frage danach, ob die Kraft im Jahresendspurt reichen würde, haben die Zebras am Mittwoch beim 32:27-Krimisieg gegen die MT Melsungen eindrucksvoll mit drei großen L beantwortet: Leidenschaft, Lust, Leidensfähigkeit.

Noch acht  Spiele muss der THW Kiel bis Weihnachten absolvieren

Mit Ästhetik hatte es nicht immer etwas zu tun, wenn die Körper zu Boden schmetterten, Arme im vollen Wurf kollidierten, erschöpfte Körper sich final nur noch auf den eigenen Knien abzustützen wussten. Nach 60 intensiven, körperlichen Minuten drängte sich die Frage auf: Wie würde eigentlich Domagoj Duvnjak, überragender Regisseur, Drahtzieher im Rückraum und neunmaliger Torschütze, am nächsten Morgen aus dem Bett kommen? Am Donnerstagmittag nach regenerativem Training und einer Wurfeinheit, beantwortete der 27-jährige Kroate und Ex-Welthandballer diese Frage mit seinem ganz eigenen Understatement: "Alles gut! Ich habe genug Kraft und freue mich über den Sieg. Das Spiel war sehr schwer, sehr körperlich. Aber ich gebe immer alles, und die Hauptsache ist, dass ich mich nicht verletze." Duvnjak, Prototyp des Kriegers, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Wie andere: Niclas Ekberg, Steffen Weinhold, die beide angeschlagen ins Spiel gingen (und trotzdem auch am Sonnabend in der Champions League in Celje dabei sein werden). Oder Christian Dissinger, der die Regionen auf dem Feld, in denen es wehtut, förmlich zu suchen schien, unsanft zu Boden ging, einen Bluterguss davontrug (und auch in Celje dabei sein wird). Melsungen war der (vorläufige) Abschluss des hammerharten Bundesliga-Programms, das jetzt mit Stuttgart (Platz 14), Balingen (16.), Leipzig (11.), Lemgo (13.) fortgesetzt wird, während Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen in Flensburg und schließlich am 23. Dezember in Kiel antreten muss. "Wenn wir bis dahin alles gewinnen, sind wir nah an der Spitze.  Für uns ist jetzt in der Liga noch alles möglich, wir haben von den Spitzenteams das schwerste Programm hinter uns", sagt THW-Coach Alfred Gislason, der im Melsungen-Match das "miserable" Überzahl-Spiel seiner Mannschaft kritisierte, aber für Interims-Abwehrchef Joan Canellas voll des Lobes war: "Das war eine sehr gute Leistung." Auch der Spanier zeigte wie der Rest des Teams "Leidenschaft pur" (Manager Thorsten Storm), sagte nach der Partie: "Ich muss auf der ungewohnten Position alles für die Mannschaft tun." Eine Position im Innenblock, für den Canellas auch künftig erste Wahl sein dürfte. Bei Domagoj Duvnjak geht Alfred Gislason noch einen Schritt weiter: "Noch steckt er alles sehr gut weg. Im Moment sind wir abhängig von ihm." Duvnjak gibt das Lob weiter an die "bombastischen Fans", will über die Löwen und die Tabellenspitze nicht sprechen: "Wir konzentrieren uns auf uns. Ob wir am 23. Dezember gegen die Löwen um die Tabellenspitze spielen? Das ist noch weit weg, aber bis Weihnachten wollen wir erst einmal alles gewinnen." Zurückhaltung, Bescheidenheit - Domagoj "Dule" Duvnjak und die zwei Gesichter. Auf dem Feld: Leidenschaft, Lust und Leidensfähigkeit ohne Rücksicht auf Verluste am eigenen Körper. Die drei großen L, das Rezept der Zebras bis Weihnachten.   (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2015, Foto: Sascha Klahn)