Spielbericht zum Auswärtsspiel in Berlin
Der THW Kiel hat bei den Füchsen Berlin einen hoch verdienten Punkt geholt: Nach 60 Minuten Handball auf Spitzen-Niveau, wechselnden Führungen und mit leidenschaftlichem Einsatz war es Niclas Ekberg, der mit einem verwandelten Siebenmeter in der Schluss-Sekunde den Kampf der "Zebras" zumindest mit einem Punkt belohnte. Sein Tor zum 25:25 (14:15)-Ausgleich war das Ausrufezeichen hinter einer insgesamt starken Leistung der Kieler, die den Füchsen den ersten Punktverlust in der Max-Schmeling-Halle seit Mai zufügten und in Torhüter Niklas Landin (17 Paraden) und Steffen Weinhold (6 Tore) ihre herausragenden Akteure hatten. Bester Torschütze war indes Ekberg, der 7/5 Treffer erzielte.
Dahmke erzielt die ersten drei Treffer
Berlin führt zur Pause
Starker Neustart
Füchse wieder obenauf
Mit einem Punkt in die Länderspiel-Pause
Doch anders als zuletzt stemmten sich die Zebras zumindest teil-erfolgreich gegen die drohende Niederlage: Dahmke traf 58 Sekunden vor dem Ende aus der Bedrängnis heraus mit einem Traum-Tor aus unmöglichem Winkel zum 24:24, doch 15 Sekunden vor Schluss war es Struck, der die Halle mit seinem Führungstor in ihren Grundfesten erschütterte. Die Kieler machten Tempo, Christian Zeitz konnte nur durch ein klares Foul von Fäth am Torwurf gehindert werden. Siebenmeter für den THW, drei Sekunden vor der Sirene. Berlin zog alle Register, brachte Routinier Petr Stochl, doch das bessere Ende hatte die Nummer 18 des THW Kiel: Eiskalt verwandelte Niclas Ekberg den Strafwurf zum unter dem Strich gerechten Remis. Mit diesem Unentschieden, bei dem sich die Kieler als Mannschaft insgesamt stark präsentiert hatten, verabschiedeten sich die Zebras zu ihren Nationalmannschaften - oder in ein paar wenige freie Tage. Das nächste Mal in Schwarz und Weiß laufen Weinhold, Landin, Ekberg, Bilyk & Co. wieder am 2. November auf: In der Sparkassen-Arena empfangen die Kieler dann die "Eulen Ludwigshafen" (jetzt Tickets sichern!) zum nächsten Duell um wichtige zwei Punkte.
Statistik, 10. Spieltag, 19.10.17: Füchse Berlin - THW Kiel: 25:25 (15:14)
Füchse Berlin: Heinevetter (1.-60., 16/1 Paraden), Stochl (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Wiede (1), Elisson (n.e.), Vukovic, Struck (6), Gojun (1), Nenadic (2), Plaza Jimenez (2), Lindberg (3/2), Zachrisson, Fäth (8), Schmidt, Drux (1); Trainer: Petkovic
THW Kiel: Landin (1.-60., 17 Paraden, 1 Tor), Wolff (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Firnhaber (n.e.), Toft Hansen, Weinhold (6), Dissinger, Wiencek (1), Ekberg (7/5), Zeitz, Frend Öfors, Rahmel (n.e.), Dahmke (5), Zarabec, Vujin (2), Bilyk (3), Nilsson; Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Strafzeiten: Füchse: 6 (Zachrisson (20.), Gojun (27.), Vukovic (30.), Schmidt (46.), Drux (46.), Fäth (60.)) / THW: 4 (2x Dissinger (15., 49.), Toft (26.), Dahmke (28.))
Siebenmeter: Füchse: 2/2 / THW: 6/5 (Heinevetter hält Ekberg (17.)
Spielfilm: 0:2 (3.), 4:2 (7.), 5:3 (10.), 5:6 (12.), 8:6 (18.), 10:8, 10:11 (24.), 11:12, 12:13, 14:14 (30.), 15:14;
15:18 (35.), 16:18 (38.), 18:18 (42.), 20:20 (50.), 22:23, 24:23 (58.), 25:24 (60.), 25:25.
Zuschauer: 9.000 (ausverkauft) (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Dieses Spiel hat alles geboten, was man sich als Fan unseres Sportes wünscht. Wir haben es in den 15 Minuten nach der Pause versäumt, uns komplett abzusetzen. Deshalb ist es jetzt direkt nach der Partie schwierig zu sagen, ob es ein gewonnener oder verlorener Punkt war. Wir haben gut gespielt, deshalb ist es schade, dass es nicht zwei Punkte geworden sind. Aber wenn man zehn Sekunden vor Schluss zurückliegt, Zeitz den Siebenmeter gut herausholt und Ekberg sicher verwandelt, ist dieses Ergebnis unter dem Strich vielleicht gerecht. Landin hat super gehalten, die Schiedsrichter hatten bei der Trikot-Zieh-Aktion an Weinhold eine schlechte Sicht, haben insgesamt aber eine sehr gute Leistung gezeigt.
In den KN: Die Rechtshänder im Rückraum haben noch immer nicht das nötige Selbstvertrauen, heute kamen hier nur drei Tore. Das Unentschieden ist gerecht. An Spekulationen über Titelchancen beteilige ich mich nicht. Die Tendenz der Mannschaft ist besser und besser, aber erst einmal müssen wir überhaupt die Punkte machen, um auf die Europapokalplätze zu kommen.
Füchse-Coach Velimir Petkovic: Wenn man zehn Sekunden vor Schluss führt und dann noch den Ausgleich kassiert, kann man mit einem Punkt nicht zufrieden sein. Kiel hat heute gezeigt, was in dieser Mannschaft steckt. Junge Spieler, die sich entwickeln, und gut gecoacht werden. Meine Jungs haben gegen solch einen starken Gegner - und das drei Tage nach dem Sieg in Flensburg - nicht aufgegeben. Das war klasse.
In den KN: Ich hatte gleich nach dem Spiel viele Anrufe. Alle waren begeistert von dem Spiel, dann muss ich mich wohl auch freuen, aber ich brauche noch ein bisschen Zeit. Es waren schwierige Monate mit all den Verletzten. Das hat die Mannschaft phänomenal gelöst. Es macht mir richtig Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.
THW-Geschäftsführer Thorsten Storm: Das war viel Werbung für den Handball. Ich hatte das Gefühl, dass wir die Nase ein bisschen vorn haben. Deshalb wäre es umso bitterer gewesen, wenn wir von hier mit leeren Händen nach Hause gefahren wären. Wenn man gesehen hat, wie sich unsere Jungs für Alfred und den THW reingehängt haben, dann weiß man, dass es innerhalb der Mannschaft stimmt. Ein Punkt ist gut, wir werden weiter nach oben klettern.
THW-Torhüter Niklas Landin: Wir haben zum ersten Mal in der Schlussphase nicht alles weggeworfen, was wir uns zuvor erarbeitet hatten. Das Unentschieden ist ok, mit ein bisschen Glück wären zwei punkte drin gewesen.
Füchse-Torhüter Silvio Heinevetter: Es war ein geiler Kampf mit einem gerechten Unentschieden.
Füchse-Spieler Paul Drux in den KN: Beide Mannschaften können wohl mit dem Punkt zufrieden sein. Wir können oben mitspielen, das haben wir in dieser Woche bewiesen. Einen Punkt gegen Kiel hatten wir ja schon lange nicht mehr. Die doppelte Unterzahl war ein kleiner Wendepunkt. Da lief es ja eigentlich gegen uns.
THW-Kreisläufer Patrick Wiencek in den KN: Wir mussten eigentlich gewinnen, um noch eine Chance zu haben. Schade, dass die Schiedsrichter am Ende jede 50:50-Entscheidung für Berlin pfeifen. Da stimmten die Verhältnisse nicht mehr. Trotzdem können wir auf dieser Leistung aufbauen. Ein Punktverlust ist es dennoch. Natürlich ist die Meisterschaft noch möglich, aber man muss auch Realist bleiben.
THW-Rückraumspieler Christian Dissinger in den KN: Wir haben es zwei-, dreimal in der Hand und machen die entscheidenden Tore nicht. Jeder versucht, das Beste einzubringen, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen und den Weg zu gehen, den wir uns vorgestellt haben. Bevor wir an Titel denken, müssen wir wieder zu unserer Form finden und wieder konstant 60 Minuten lang abliefern.