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Derbysieger! THW gewinnt Thriller nach Riesen-Aufholjagd

Bundesliga

Derbysieger! THW gewinnt Thriller nach Riesen-Aufholjagd

Was für ein Landes-Derby! Die 89. Auflage des geschichtsträchtigen Duell des Rekordmeisters THW Kiel mit der SG Flensburg-Handewitt erfüllte alle in sie gesetzte Erwartungen. Eine dominante SG in der ersten Hälfte, eine furiose Aufholjagd der "Zebras" und die Entscheidung erst nach dem Schlusspfiff: Anders Eggert setzte den finalen Siebenmeter-Wurf an den Pfosten, der Rest war eine Stimmungs-Explosion im Tollhaus Sparkassen-Arena. Alle "Zebras" stürmten nach dem 24:23 (11:14)-Sieg im Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga auf Andreas Wolff zu: Der THW-Torhüter verschwand nach seinen 25 Paraden in einer Jubeltraube aus Schwarz und Weiß. Bester Torschütze in diesem Thriller war THW-Kapitän Domagoj Duvnjak mit sechs Treffern. Endlich wieder Derbysieger!

Flensburg von Beginn an vorn

Dreimal hatten die "Zebras" zuletzt das Nachsehen gegen den ewigen Rivalen. Und auch in diesem Topspiel sah zunächst wenig nach Kieler Jubel aus: Der THW machte Fehler, die SG nutzte diese. Von Beginn an lag der Tabellenführer im Hexenkessel Sparkassen-Arena vorn, hatte vor allem in Thomas Mogensen einen steten Unruheherd für die Kieler Abwehr in seinen Reihen. Mit seinem vierten Tor markierte er das 7:5 für die Gäste, während sich beide Torhüter in Galaform steigerten. Wolff hielt einen Eggert-Siebenmeter und Gegenstöße, Mattias Andersson machte vor allem den Kieler Außen das Leben schwer. Gut, dass Domagoj Duvnjak schnell auf Betriebstemperatur war, und gut, dass Patrick Wiencek Verantwortung übernahm. Sein viertes Tor, aus dem Rückraum (!) erzielt, war der Weckruf nach sieben Minuten, in denen die Flensburger von 9:7 auf 13:7 (25.) enteilt waren.

Bilyk trifft mit der Pausensirene

Das 8:13 des Kreisläufers setzte Energien frei. Beim Publikum, und bei den "Zebras". Eggert bezwang Wolff per Siebenmeter, aber bis zum Pausenpfiff sollte der THW sich noch heranrobben. Lukas Nilsson traf bei angezeigtem Zeitspiel mit Willen, Niklas Ekberg setzte den Ball an Andersson vorbei, und nachdem Wolff auch die die letzte Offensiv-Aktion der SG mit seiner 14. Parade zunichte gemacht hatte, war es mit Nikola Bilyk ein weiterer junger Spieler, der mit unglaublichem Tempo und noch mehr Leidenschaft unbedingt die letzten Sekunden mit einem Tor anschließen wollte: Bilyk traf, die Fans riss es von den Sitzen. Und der THW Kiel hatte es nach einer schwierigen ersten Halbzeit geschafft, den Rückstand in moderatem Rahmen zu halten

Ekberg trifft zum Ausgleich

Eigentlich kam der Gang in die Kabinen zur Unzeit für die Kieler: Sie hatten in den letzten Minuten vor dem Wechsel ordentlich Selbstvertrauen getankt und waren dran. Doch dieses gute Gefühl nahmen sie mit zurück auf die Platte: Anders Eggert brachte seine Farben mit einem Strafwurf zwar mit 15:11 in Führung, doch dann wurde es ein echtes Derby. Mit "Zebras", die um jeden Zentimeter kämpften. Mit THW-Fans, die ihre Mannschaft unermüdlich nach vorn peitschten. Und mit einem Andreas Wolff, der hinter einer immer energischer zupackenden Abwehr zum Riesen wurde: Wolff parierte einen Gegenstoß von Svan, Rune Dahmke traf zum 12:15. Steffen Weinhold tankte sich durch: 13:15. Ekberg klaute in der Abwehr den Ball und traf vom eigenen Kreis ins verwaiste SG-Tor: 14:15. Wolff hielt einen Wurf von Lauge, Ballbesitz Flensburg. Doch anders als im ersten Durchgang machte der Tabellenführer nun Fehler. Ekberg klaute sich den Ball - und machte den Ausgleich: 15:15 (41.). 

Derby-Wahnsinn nimmt Fahrt auf

Hätte Andersson nicht den Gegenstoß von Wiencek gehalten, dieses Derby wäre binnen acht Minuten gekippt. So dauerte es elf Minuten: Wolff machte Eggerts Gegenstoß zunichte, und Duvnjak ließ sich nicht stoppen. Nach 43 Minuten war der THW Kiel erstmals in Führung! 14 Minuten sollte es dauern, bis auch die SG wieder jubeln konnte: Svan traf zum 16:16. Die bisher schon intensive Partie nahm noch mehr Fahrt auf. Mit einem Doppelschlag brachte der gerade eingewechselte Jakobsson die Gäste wieder in Führung (48.), Weinhold glich im Gegenzug aus. Andersson hielt von Außen, Mogensen traf zum 19:18. Duvnjak glich aus, und Ekberg markierte nach einem technischen Fehler von Jakobsson das 20:19. Der Derby-Wahnsinn nahm acht Minuten vor dem Ende noch einmal richtig Fahrt auf. 

Coburg unterbricht Derby-Wochen

Beide Mannschaften dürfen nach diesem Derby nicht lange durchschnaufen: Während die Flensburger am Mittwoch aber ein Heimspiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten bestreiten dürfen, müssen die "Zebras" erneut weit reisen. Am Dienstag setzen sie sich in Richtung Coburg in Bewegung. In der über 600 Kilometer entfernten Stadt trifft der Rekordmeister Mittwoch um 20:15 Uhr auf den vor allem vor eigenem Publikum starken Aufsteiger HSC 2000 Coburg. Nach dieser Herausforderung geht es direkt nach Kiel zurück - denn schon am Sonntag steht das nächste Derby an: In der VELUX EHF Champions League geht es im Landesderby Nummer 90 um wichtige Punkte in der Gruppenphase. Anpfiff in Kiel ist um 19:30 Uhr, Sky überträgt live. Weiter geht's, Kiel!

THW gewinnt die Oberhand

Mit ihm zog die Atmosphäre gleich: Jeder eroberte Ball, jede Wolff-Parade und jeder Treffer riss die Fans nun von den Sitzen. Die Unterstützung half vor allem dem Kapitän: Duvnjak, Dauer-Motor und Anheizer der Schwarz-Weißen, tankte sich zum 20:19 durch, klaute dann hinten den Ball und war damit maßgeblich am 22:20 durch Ekberg beteiligt. Es schien, als sollten die "Zebras" nun, sieben Minuten vor dem Ende, die Oberhand gewinnen. Doch sie verpassten die Entscheidung, ließen Chancen liegen. 140 Sekunden vor dem Ende verkürzte Henrik Toft Hansen auf 22:23, nun war klar: Jeder Fehler könnte entscheidende Auswirkungen haben. Duvnjak jagte den Ball mit 101 km/h zum 24:22 ins Netz, Svan verkürzte. 50 Sekunden waren da noch zu spielen, THW-Trainer Alfred Gislason nahm eine Auszeit. 

Derby geht in die "Verlängerung"

Doch dieses Derby sollte in die "Verlängerung" gehen: Sieben Sekunden vor Schluss musste sich Nilsson bei angedrohtem Zeitspiel den Wurf nehmen, von Anderssons Bein flog der Ball direkt in die Arme von Gottfridsson, der den startenden Mahé bediente. Ausgleich? Nein, Wolff hielt den Wurf von Mahé, der Ball prallte zu Lasse Svan, der von Nilsson bedrängt zum Wurf kam. Und wieder hatte der Teufelskerl zwischen den Kieler Pfosten das bessere Ende für sich, kickte den Ball auf die Tribüne. Doch für Jubel war es zu früh: Zu recht gab es Siebenmeter für die SG, die Zeit war abgelaufen. Eggert schritt an die Linie, Wolff machte sich groß. Und dann die Explosion: Vom Innenpfosten sprang der Ball zurück ins Feld, der THW Kiel hatte dieses Derby nach zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand doch noch für sich entschieden - den kollektiven Aufschrei der 10.000 dürfte man locker bis zum Kanal vernommen haben. Derbysieger THW Kiel!