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Viva Colonia! Der THW Kiel behält in Barcelona kühlen Kopf

Champions League

Viva Colonia! Der THW Kiel behält in Barcelona kühlen Kopf

Viva Colonia! Der THW Kiel steht zum fünften Mal in Folge im "VELUX EHF Final4" der Champions League! In einem wahren Krimi verteidigten die leidenschaftlich kämpfenden "Zebras" beim Titelverteidiger FC Barcelona den Fünf-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel bravourös. Im ausverkauften Palau Blaugrana sorgten ein überragender Joan Canellas (6 Tore), der ebenfalls sechsfache Torschütze Marko Vujin und Niklas Landin mit wichtigen Paraden in der Schlussphase für ein Happyend und schwarz-weiße Jubeltrauben - trotz der 30:33 (14:13)-Niederlage. Mehrere hundert Kieler Fans feierten ihr Team in Barcelona, viele hundert Anhänger jubelten bei den Public Viewings in Kiel.

Gutes Omen: Flieger "Köln"

Klasse Atmosphäre: Der Palau Blaugrana gab gegen den THW wieder allesTHW-Trainer Alfred Gislason setzte alles auf die Karte Barcelona. Mit Christian Dissinger und Niclas Ekberg kehrten zwei zuletzt verletzte Säulen in das Aufgebot zurück, beide hatten zuvor nach intensiven Reha-Maßnahmen und in Abstimmung mit den Team-Ärzten ihre Bereitschaft erklärt, ihrer Mannschaft im Palau Blaugrana helfen zu können. Der weiterhin verletzte Ekberg sollte die Siebenmeter werfen, der Rekonvaleszent Dissinger im Rückraum aushelfen. Beide waren in "geheimer Mission" am Freitag mit an Bord des auf den Namen "Köln" getauften Airbus "A 319", mit dem die Kieler in die Mittelmeer-Metropole reisten. 

Der THW wackelt

In dieser sprach zunächst alles für die Gastgeber, während bei den "Zebras" die Kräfte zusehends schwanden. Lazarov erhöhte mit einem zweifelhaften Siebenmeter auf 29:25, Ekberg verkürzte ebenfalls per Strafwurf auf 26:29. Dann wurde es bitter für die Kieler: Sigurdsson traf zum 30:26, dann parierte Perez de Vargas einen Weinhold-Wurf von Außen, was erneut Sigurdsson bei angezeigtem Zeitspiel zum 31:26 zu nutzen wusste. Fünf Minuten vor dem Ende war der Hinspiel-Vorsprung des THW aufgebraucht, nur ein Barca-Treffer mehr, und der THW hätte Köln verpasst. Doch die "Zebras" warfen noch einmal alles aufs Feld, mobilisierten die letzten Kräfte. 

Starker THW-Auftakt

Ein gutes Omen? Zunächst sah es absolut danach aus. Die Kieler begannen stark, ließen sich vom ohrenbetäubenden Lärm und den vielen tausend Barca-Fahnen, die beim Einlaufen der Teams geschwungen wurden, nicht irritieren. Vor allem Marko Vujin gehörten die ersten Minuten: Der Serbe traf bei angezeigtem Zeitspiel durch die Beine von Saric zum 1:0 und ließ kurz darauf das 2:0 folgen. In der Abwehr machten Patrick Wiencek und Ilija Brozovic im Mittelblock kurzen Prozess: Mehr als vier Minuten benötigten die Gastgeber für ihr erstes Tor. Die "Zebras" reagierten klasse: Erst bediente Domagoj Duvnjak Canellas zum 3:1, dann klaute Wiencek in der Abwehr einen Ball und vollendete im Gegenstoß zum 4:1 (6.) - lautstark bejubelt von den unglaublich lauten THW-Fans unter dem Dach des Palau Blaugrana.

Unglaubliche Körpersprache

Doch wie schnell es beim FC Barcelona gehen kann, zeigten die Minuten nach Duvnjaks 5:2: Sarmiento, Lazarov und der starke Entrerrios benötigten nur zweieinhalb Minuten zum Ausgleich. Wenig später gingen die Katalanen durch einen Doppelschlag von Gurbindo sogar erstmals in Führung, doch die Kieler Wand hielt, ließ die Gastgeber nicht davon ziehen. Ekberg, nur für die Siebenmeter auf der Platte, verwandelte zum 7:7, der überragende Canellas bediente Igor Anic zum 8:8, verwandelte dann wieder selbst zum 10:10, um dann erneut Anic zum 11:11 anzuspielen (26.). Diesen THW Kiel, das machten die "Zebras" mit jeder gefeierten Abwehr- oder Angriffsaktion klar, würden nicht so einfach zu bezwingen sein. Die Körpersprache tat ihr Übriges: Duvnjak glich aus, Landin hielt einen Wurf von Jallouz fest, was Sprenger zum 13:12 nutzte. Nach Gurbindos Ausgleich war es es Vuin, der mit seinem vierten Treffer vor der Pause zum Halbzeitstand traf: Mit einem zuvor nicht für möglich gehaltenen 14:13 für den THW ging es in die Katakomben. 

Konzentration auf die Bundesliga

Die Auslosung für das "VELUX EHF Final4" am Dienstag können die "Zebras" nicht live verfolgen - Alfred Gislason bittet sie zeitgleich zum Training. Denn viel Luft für Feierlichkeiten in der Mittelmeermetropole haben die Kieler nicht, denn für die "Zebras" geht es jetzt zunächst in der DKB Handball-Bundesliga um wichtige Punkte: Mit einem Heimspiel-Doppelpack gegen Lübbecke am Mittwoch (19 Uhr) und Wetzlar (Sonntag, 15 Uhr) wollen sie Anschluss an den Tabellenführer aus Mannheim halten. Auf geht's, Kiel!

Barca stellt um

Der Neustart in die zweite Hälfte war wieder "Kiel-Zeit": Nach Entrerrios' Ausgleich nagelte Vujin den Ball zum 15:14 in die Maschen, dann bediente der Linkshänder Brozovic zum 16:14, Wiencek spitzelte den Ball raus, und Dominik Klein vollendete zum 17:14. Als Landin dann Tomas' Wurf entschärfte, ließ es Klein aus dem Rückraum richtig krachen: Sein Unterarm-Schlagwurf zum 18:14 brachte den THW Kiel in der Addition beider Spiele mit neun Treffern in Führung - und zwang Barca-Coach Xavier Pascual zu einer frühen Auszeit (34.). Die Katalanen setzten nun alles auf eine Karte, nahmen mit Canellas und Vujin gleich zwei "Zebras" in Manndeckung. Mit Erfolg: Das Kieler Angriffsspiel stockte, sechsa Minuten lang gelang den Kielern nach Vujins 19:15 kein Treffer mehr.

Gastgeber sind im Spiel

Starkes Spiel: Im zweiten Einsatz nach seinem Comeback machte Patrick Wiencek die Abwehr dichtDer Kampfgeist der Gastgeber und ihrer Fans wurde nun richtig geweckt: Perez de Vargas hielt, Sigurdsson und Bengoechea verkürzten auf 18:19, in Überzahl gelang Tomas der Ausgleich, und kurz darauf markierte Entrerrios das 20:19 für den FCB. Dieser packte nun richtig zu - es entwickelte sich harter Kampf um jeden Zentimeter. Klein beendete die Torflaute - doch Barcelona war längst zurück. Bis zu Steffen Weinholds 24:24 (45.) hatten die Kieler immer eine passende Antwort parat - dann neigte sich die Waagschalte zugunsten der Gastgeber. Lazarov, Bengoechea und der nun immer präsentere Wael Jallouz, dessen Wurf vom Pfosten über den Rücken des für ein paar Minuten eingewechselten Katsigiannis ins Tor ging, brachten Barca mit 27:24 in Führung. Der Auftakt für eine intensive, dramatische Schluss-Viertelstunde.

Landin und Canellas machen den Deckel drauf

Vor allem Joan Canellas: Der Katalane im schwarz-weißen Trikot hielt den THW am Leben, traf bei angezeigtem Zeitspiel zum 27:31 (56.), dann im Eins-gegen-Eins zum 28:31 und nach Landins unglaublicher Parade gegen Sigurdsson zum 29:31. Zwei Minuten vor dem Ende standen die "Zebras" mit einem Bein im Halbfinale, das andere zog Landin dann nach: Der Däne hielt einen Gegenstoß von Bengoechea, einen Sigurdsson-Wurf aus dessen eigener Hälfte - und machte so den Deckel drauf. Der Rest war Jubel - auf dem Feld, und dann im Fanblock unter dem Dach: Dorthin zog es die Mannschaft schnurstracks nach dem Schlusspfiff, die THW-Spieler wollten sich so für die unglaubliche Unterstützung im Heimspiel und im Palau Blaugrana bedanken. Ein großartiges Ende eines denkwürdigen Abends!