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Heute vor 25 Jahren: Triple 1998 – als die Zebras fertig hatten

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Heute vor 25 Jahren: Triple 1998 – als die Zebras fertig hatten

Der 29. April 1998 war ein sonniger Tag in der Landeshauptstadt. "Titel-Wetter" frohlockten damals die Fans des Handball-Rekordmeisters, dem am Abend Historisches gelingen sollte: Mit einem 27:24-Erfolg gegen den City-Cup-Sieger TuS Nettelstedt feierte die Zebras ihren vierten Meistertitel innerhalb von fünf Jahren. Mehr noch: Die Schale, vom damaligen DHB-Präsidenten Uli Strombach überreicht, war der Beweis, dass die Zebras fertig hatten: Sie holten nach ihrem erste Triumph im DHB-Pokal (5. April 1998) und ihrem ersten internationalen Titel im EHF-Cup nach dem Final-Sieg über Flensburg (22. April 1998) auch noch die Meisterschaft und feierten ihr erstes Triple der Vereinsgeschichte - der Auftakt für eine große Handball-Party in Kiel, bei der die "Men in Black" bis weit nach Mitternacht mit ihren Fans auf dem Rathausplatz ausgelassen feierten. Bemerkenswert: Es war das erste Triple nach einer 18 Jahre andauernden Durststrecke des deutschen Handballs. Zuvor war dem TV Großwallstadt 1980 ein solcher Coup gelungen.

Auftakt-Sause mit dem ersten DHB-Pokalsieg der THW-Geschichte

Den ersten Titel der Saison holten die Zebras am 5. April 1998 beim Final Four um den DHB-Pokal. Nach 19 Jahren standen die Zebras erstmals wieder in einem Pokalfinale - und wollten sich nun unbedingt zum ersten Mal zum Pokalsieger krönen. Das gelang: Der THW siegte eine Woche vor Ostern gegen den TV Niederwürzbach mit 30:15 und läutete gleich eine Riesenfeier ein. Zeremonienmeister Klaus-Dieter "Pitti" Petersen hatte dafür extra weiße T-Shirts besorgt. Darauf zu lesen: "THW Kiel - Deutscher Pokalsieger 1998" und "Wir haben noch nicht ganz fertig …" Diese Aussage war für jeden verständlich verpackt. Denn kurz zuvor erklärte der damalige Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni in der legendären Pressekonferenz wütend: "Ich habe fertig." Petersen wandelte das Zitat ab und war stolz, dass die Anekdote griffig rüberkam. "Siehst du", sagte Magnus Wislander nach dem Pokal-Triumph, "wir können doch Endspiele gewinnen“. Ausgiebig gefeiert wurde anschließend im Velvet und im Nachtcafé in der Kieler Eggerstedtstraße - und zwar die ganze Nacht lang, ehe Trainer Noka Serdarusic am nächsten Tag seine Mannschaft zum Ausklang der Pokal-Sause ins kroatische Restaurant Rijeka einlud.

Emotional-hitzige Finalspiele im EHF-Cup gegen Flensburg

Michael Menzel war einer der Helden 1998: Heute ist er Team-Koordinator der Zebras

Doch der Pokalsieg war in diesem legendären April 1998 nur der Auftakt. Es folgte pure Dramatik in den hitzigen Endspielen des EHF-Cups. "Wir sind ein bisschen der Angstgegner der Flensburger, schließlich haben wir schon beide Spiele in der Bundesliga gewonnen", frotzelte Petersen, der im Hinspiel des Europapokal-Finales früh die Rote Karte sah. Thomas Knorr, der für die darauffolgende Spielzeit bei der SG anheuern sollte, ging für Petersen an den Kreis. "Knorre hat der SG ganz schön die Suppe versalzen", kommentierte Petersen die fünf Treffer des Rückraumspielers. Der THW unterlag an der nördlicheren Förde trotzdem mit 23:25 (siehe Spielbericht im THW-Archiv). Im Rückspiel brannten die Kieler mit ihren unglaublich frenetischen Fans, die die Flensburger und vor allem SG-Mittelmann Peter Leidreiter - er hatte Nenad Perunicic im Hinspiel ungeahndet geschlagen - 60 Minuten lang mit einem gellenden Pfeifkonzert belegten, ein Handball-Feuerwerk ab und gewannen 26:21 (Spielbericht im THW-Archiv) - zum ersten Mal in seiner Geschichte hatte der THW Kiel mit dem EHF-Cup einen internationalen Titel geholt. Es regnete schwarze und weiße Luftballons von der Hallendecke. Und natürlich hatte "Pitti" wieder T-Shirts bedrucken lassen: "Die haben wir im Vergleich zum Pokalsieg ein wenig verfeinert", schmunzelte Petersen. Die Aufschrift hinten: "HW Kiel, EHF-Pokalsieger 1998". Und vorne? "Wir haben immer noch nicht fertig …"

"Wir haben fertig"

Denn in der Bundesliga brauchte der THW Kiel zu diesem Zeitpunkt noch drei Punkte aus drei Spielen. Dem 27:25 beim ThSV Eisenach folgte schließlich ein 27:24-Erfolg über City-Cup-Sieger TuS Nettelstedt - die Zebras waren am Ziel! Die Spielerfrauen empfingen ihre Helden in T-Shirts mit der Aufschrift "Fertig! Triple 98: Deutscher Meister, DHB-Pokalsieger, EHF-Pokalsieger". Rund eine Stunde vor Mitternacht stand das Team bei Oberbürgermeister Norbert Gansel, der die Sperrstunde für den Rathausplatz unter dem Jubel der tausenden THW-Fans einfach aufhob, auf dem Rathausbalkon - verkleidet als "Men in Black". Die Handballer präsentierten sich in schwarzen Anzügen mit dunklen Brillen - und starteten so gekleidet in eine lange Party-Nacht...

Text: Jörg Lühn / Fotos: THW-Archiv/Sascha Klahn

Die Mannschaft 1997/1998: 

Tor: Goran Stojanovic, Michael Krieter
Linksaußen: Christian Scheffler, Karsten Wöhler
Rechtsaußen: Michael Menzel, Martin Schmidt
Rückraum links: Wolfgang Schwenke, Nenad Perunicic, Thomas Knorr, Henning Brütt (1 Spiel)
Rückraum Mitte: Magnus Wislander
Rückraum rechts: Staffan Olsson, Henning Siemens
Kreis: Klaus-Dieter Petersen
Trainer: Zvonimir "Noka" Serdarusic

Mehr Informationen zum Triple-Team 1998 gibt's auf dieser Seite im THW-Online-Archiv

Ausstellung im Stadtmuseum Warleberger Hof 

Die Zebras – ein Jahrhundert Handball: Ausstellung im Warleberger Hof

Dem ersten internationalen Triumph im EHF-Cup 1998 folgten bis heute drei weitere Titel im EHF-Cup, der Gewinn der Champions-Trophy 2007, der Erfolg bei der Vereins-Weltmeisterschaft 2011 sowie 2007, 2010, 2012 und 2020 der Sieg in der EHF Champions League. im DHB-Pokal triumphierten die Zebras nach 1998 elf weitere Male - und sind heute Rekordmeister und Rekord-Pokalsieger Deutschlands. Wie erklärt sich dieser wundersame Aufstieg zur mit 56 nationalen und internationalen Titeln erfolgreichsten Handball-Mannschaft Deutschlands, der vor 100 Jahren im kleinen Kieler Vorort Hassee begann? Was beförderte den THW Kiel zu einer globalen Marke des Sports? Davon will das Stadtmuseum Kiel im Warleberger Hof (Dänische Straße 19) mit der Ausstellung "Die Zebras - ein Jahrhundert Handball" vom 2. April bis zum 28. Januar 2024 zu den Öffnungszeiten (Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr) mit außergewöhnlichen historischen Objekten erzählen. Der Eintritt ist frei. Sonntags von 15:30 Uhr bis 16:30 Uhr finden öffentliche Führungen statt. Flankiert wird die Schau von einem umfangreichen Begleitprogramm, das unter www.kiel-museum.de eingesehen werden kann.