EHF EURO 2022: Spanien trifft im Finale auf Schweden

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EHF EURO 2022: Spanien trifft im Finale auf Schweden

Ein extrem spannender Handball-Freitag begeisterte bei der EHF EURO 2022 die Fans in ganz Europa: Zunächst sicherte sich Norwegen am Nachmittag mit einem Sieg nach Verlängerung gegen Island Platz fünf und damit die direkte WM-Qualifikation. Am Abend dann warf Titelverteidiger Spanien dank einer unglaublichen Defensiv-Leistung und eines überragenden Spielmachers Joan Canellas den Mitfavoriten Dänemark aus dem Turnier, ehe Schweden mit einem herausragenden Torhüter und dreifachen Torschützen Andreas Palicka Frankreich schlug und sich die Finalteilnahme am Sonntag sicherte.

Reinkind sorgt für Norweger-Jubel

Drei Sekunden Spielzeit zeigte die Uhr auf dem Videowürfel in der gigantischen Budapester Arena noch an, da fasste sich der Kieler Harald Reinkind ein Herz: Aus zehn Metern wuchtete er den Wurf ins Netz der Isländer. 34:33, Abpfiff, Schluss einer dramatischen EM für die Norweger, die sich durch den Erfolg nach Verlängerung einen direkten Startplatz für die kommende Handball-Weltmeisterschaft sicherten. Dem Reinkind-"Buzzerbeater" vorangegangen waren 69:57 Minuten Spannung, Einsatz und Leidenschaft beider Teams. In den ersten 30 Minuten hatten die Norweger klar die Nase vorn und gingen mit einer 16:12-Führung in die Pause. Ein starker Sander Sagosen, mit acht Treffern einmal mehr bester Torschütze seiner Mannschaft, und ein erneut herausragender Harald Reinkind, der insgesamt sechs Treffer erzielte und wie Sagosen auf eine Stunde Spielzeit kam, konnten dann aber nicht verhindern, dass die Isländer zurück in die Partie kamen. Der Halbzeitvorsprung war innerhalb der ersten fünf Minuten nach Wiederanpfiff auf nur noch ein Tor zusammengeschmolzen, in der 49. Minute glich Magnusson aus. Nach O'Sullivans Ausgleich in der Schlussminute kame die Norweger wieder in Ballbesitz, nahmen den Torhüter aus dem Kasten. Dies hätte beinahe fatale Folgen gehabt, doch Jönsson warf nach einem Ballverlust am leeren Tor vorbei.  Verlängerung! In dieser wogte das Spiel hin und her - bis sich Reinkind schließlich ein Herz fasste und den Ball zum 34:33 (27:27, 16:12) ins Netz hämmerte. 

Dänemark verliert gegen Spanien

Das erste Halbfinale war für viele Handball-Beobachter ein vorweggenommenes Finale, trafen mit Dänemark und Titelverteidiger Spanien doch die beiden dominierenden Teams der beinahe schon fast zwei Turnierwochen aufeinander. Favorit Dänemark, der im abschließenden Hauptrunden-Spiel vier seiner Stars schonte, setzte sich dank einiger überragenden Parade von Niklas Landin, der insgesamt elf Würfe entschärfte, früh mit 8:4 ab. Eine Führung zu der Magnus Landin, der insgesamt viermal traf, seinen Teil beitrug und die lange Zeit nicht ins Wanken geriet, obwohl der dänische Angriff massive Probleme mit der perfekt eingestellten spanischen Abwehr hatte. So wurde beispielsweise der beste dänische Torschütze, Mathias Gidsel, beinahe vollständig abgemeldet, und auch Mikkel Hansens Pässe fanden oft den Weg in spanische Hände. Und trotzdem führte Dänemark nach Svans 14:11 bis zur 30 Minuten mit drei Treffern, ehe der elffachte Torschütze mit einem Doppelschlag Spanien noch vor der Pause auf 13:14 heranbrachte. Nach dem Wechsel wurde das spanische Spiel immer dominanter, weil nun auch Perez des Vargas im Tor der Spanier zu großer Form auflief. Und dann war da ja auch noch ein ehemaliger Kieler: Joan Canellas, eine Woche lang nach positivem Covid19-Test in Quarantäne, spielte die dänische Abwehr beinahe nach Belieben auseinander, traf sieben Mal. So neigte sich das Blatt in Richtung des Titelverteidigers, der beim 22:19 (47.) erstmals mit drei Toren vorn lag und nach Figueiras 27:23 (57.) zu jubeln beginnen konnte. Zum vierten Mal in Folge erreichte Spanien das EHF EURO-Finale, während Dänemark am Sonntag nur um Bronze spielt.

Schweden besiegt Frankreich

Schweden gegen Frankreich - anders als das Halbfinale zuvor, legten beide Mannschaften sofort los wie die Feuerwehr. Schweden verzichtete unter anderem auf Niclas Ekberg, bei Frankreich konnte Trainer Gille wieder an der Außenlinie stehen. Er sah eine furios startende französische Mannschaft, die mit 5:1 und 6:2 in Führung ging und den Gegner zu überrollen drohte. Dass es nicht so kam, lag vor allem an einem ehemaligen Kieler: Andreas Palicka, der ab Sommer bei Paris Saint-Germain mit seinen Halbfinal-Gegnern zusammenspielen wird, war der Nutznießer einer Zeitstrafe gegen Nikola Bilyk: Mit einem Doppelschlag traf er jeweils nach Parade ins leere französische Tor zum 10:10, es war schon sein dritter Treffe in diesem Halbfinale. Die Schweden übernahmen auch dank Regisseurs Jim Gottfridsson das Kommando, führten zur Pause mit 17:14 und bauten diesen Vorsprung nach dem Wechsel sogar auf 19:14 aus. Doch dann kämpfte sich Frankreich zurück, zog mit dem agilen Minne die Deckung auseinander und war im Spiel, auch wenn Schweden immer eine Antwort auf die französischen Sturm-und-Drang-Phasen hatte. In der 57. Minute verkürzte Minne auf 31:32, es wurde dramatisch. Nach Gottfridssons achtem Treffer zum 32:34 traf Minne zum Anschluss, gegen die offene Deckung der Franzosen brachte ein schwedischer Schrittfehler Frankreich noch einmal in den Angriff, doch Palicka entschärfte den finalen Wurf von Kreisläufer Tournat: 34:33 für Schweden - Finale!  

Finale am Sonntag

So kommt es nun am Sonntag zum geschichtsträchtigen Aufeinandertreffen von Schweden und Spanien im Finale der EHF EURO 2022. Die Spanier könnten in ihrem vierten EM-Finale in Folge zum dritten Mal in Serie gewinnen - ein Kunststück, das zuvor nur Schweden mit der "goldenen Generation" um Stefan Lövgren gelungen war. Das Finale wird am Sonntag um 18 Uhr angepfiffen. Zuvor treffen Frankreich und Dänemark im Spiel um Bronze aufeinander. Diese Partie beginnt um 15:30 Uhr. Beide Partien sind live bei sportdeutschland.tv zu sehen, das Finale wird auch bei Eurosport im Free-TV gezeigt.