KN: THW-Turbo zündet auch in Wetzlar

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KN: THW-Turbo zündet auch in Wetzlar

Wetzlar. In der Rittal Arena in Wetzlar haben die Handballer des THW Kiel schon so manche bange Stunde erlebt. Zuletzt im DHB-Pokal vor zwei Wochen, als sie sich mit einem Tor Vorsprung ins Viertelfinale zitterten. Gestern war vom Zittern bei den Zebras keine Spur. Im Gegenteil: Mit dem Rückenwind der jüngsten Königsklassen-Großtat in Skopje (31:20) stürmten sie auch die Heimstätte der HSG, gewannen 30:26 (17:10).

Zebras sorgen beim 30:26-Sieg mit einem erneut starken Start in die Partie für die frühe Entscheidung

Ein Ergebnis, das die Kräfteverhältnisse nicht in Gänze widerspiegelt. Denn wie schon bei seiner Gala in Skopje ließ der THW dem Gegner vom Start weg keine Chance. In der Abwehr packten erneut Pavel Horak, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek zu, dahinter stand Niklas Landin im Tor. Komponenten für einen weiteren Turbo-Start. Zwar verteidigten die Zebras wieder in der gewohnt beweglichen 6:0-Formation. Trotzdem war der Effekt ein ähnlicher wie in Nordmazedonien. Führung durch Nikola Bilyk, Landin entschärft den nächsten Angriff. Treffer Wiencek, Parade Landin. Treffer Ekberg (per Siebenmeter), Doppelparade Landin. Jubelfäuste auf der THW-Bank, Stille in der Rittal Arena. Denn Landin war nicht der einzige Kieler, der nahtlos an die Form vom vergangenen Wochenende anknüpfte. Knapp zehn Minuten spielten die Zebras Handball wie aus einem Guss. Als HSG-Keeper Till Klimpke in der achten Minute einen Wurf von Lukas Nilsson entschärfte, war das der erste Ball, der nicht den von den Kielern gewünschten Weg nahm.

Wetzlars Top-Torschütze Stefan Cavor scheiterte mehrfach am starken Landin (14 Paraden). Dass er schon nach zehn Minuten beim Stand von 6:1 für den THW Platz für Joao Ferraz machte, sprach Bände - hat der Portugiese in Wetzlar inzwischen doch den Ruf eines Totalausfalls. Direkt fasste Ferraz sich ein Herz und zimmerte den Ball Richtung Kieler Tor - und mitten ins Gesicht des Kieler Torwarts, dem ein dänischer Fluch entwich. Später allerdings sagte er trocken: "Es war ganz gut, dass der Ball mich frontal getroffen hat. Das tut nicht so weh."

An der Kieler Dominanz konnte auch dieser Zwischenfall nichts ändern. "Wenn wir ehrlich sind, haben wir in der ersten Halbzeit kein Bein auf den Boden bekommen", bekannte HSG-Trainer Kai Wandschneider. Patrick Wiencek wand sich am Kreis um seine Gegenspieler herum, im Rückraum wechselten sich Nikola Bilyk und Harald Reinkind mit dem Torewerfen ab, Niclas Ekberg verwandelte Siebenmeter um Siebenmeter. "Gegen Kiel ist so ein Spiel bei 17:10 zur Pause gegessen", sagte Wandschneider, der seinem Team nun kleinere Ziele steckte. "Wir wollten die zweite Halbzeit gewinnen."

Das gelang der HSG. Mit einer Steigerung im Tempospiel und mehr Aggressivität in der Abwehr brachte sie den THW-Turbo ins Stocken. Durch Ballverluste im THW-Angriff konterte sich Wetzlar auf 17:23 heran. "Man denkt dann, es läuft und wird ein bisschen unkonzentrierter", beschrieb Nikola Bilyk, mit sieben Treffern bester Torschütze, das THW-"Problem" der zweiten Halbzeit. Um Stabilität zu bringen, wechselte THW-Trainer Filip Jicha Kapitän Domagoj Duvnjak ein. Der Kroate hatte sich vor drei Tagen leicht am Sprunggelenk verletzt, für das Spiel aber grünes Licht gegeben. Die Kieler fingen sich, feierten den Sieg. "Besonders hat mir der konzentrierte Anfang gefallen", sagte Jicha nach dem Spiel. "Es war ein Sieg mit großer Übersicht. In der zweiten Halbzeit weiß man unterbewusst, dass wir in weniger als 48 Stunden in Montpellier antreten." Nach dem Spiel zog der Zebra-Tross noch nach Frankfurt weiter. Von dort aus geht es heute nach Südfrankreich. Morgen um 17.15 Uhr wollen die Zebras ihren Turbo dann wieder in der Champions League zünden.

 (Von Merle Schaack aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2019, Foto: Laurin Sawellion)