KN: Jicha setzt auf Team-Gefühl

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KN: Jicha setzt auf Team-Gefühl

Kiel. Erster Belastungstest für die Handballer des THW Kiel: Gestern Vormittag stand bei den Zebras der obligatorische Laktattest auf dem Programm. Schon ganz am Anfang der Saisonvorbereitung wurde dabei die Handschrift von Neu-Trainer Filip Jicha sichtbar: Erstmals fand der Test nicht auf dem Laufband statt. Stattdessen ging es für die Handballer mit einer Pulsuhr ausgestattet bei frischen 14 Grad auf die Tartanbahn auf dem Sportplatz der Kieler Uni.

Zebras absolvierten Leistungsdiagnostik zum Start der Trainingswochen erstmals gemeinsam

Den Fitness-Test, bei dem es darum geht, die optimale Trainingsbelastung für jeden Spieler zu ermitteln, hatten sie zuvor immer einzeln im Institut für Sportwissenschaft der Uni Kiel absolviert. "Aber ich möchte so viel wie möglich mit der ganzen Mannschaft machen", sagte Jicha. "Es macht viel aus, wenn man zum Training kommt und die ganze Mannschaft da ist. Und bei der Leistungsdiagnostik muss man schon ordentlich was auf die Beine bringen."

Seit dem 1. Juli hält Jicha, in der Vorsaison noch der Co-Trainer der Zebras, das Zepter in der Hand. Den Lauftest absolvierten die Handballer gestern in zwei Gruppen und - abseits der Laufbahn - in lockerer Atmosphäre. "In den ersten Einheiten ist der Fokus meist nicht so hoch. Die Jungs müssen erst einmal zusammenkommen und sich erzählen, wie der Urlaub war", sagte Jicha. Und seine Spieler hatten sich einiges zu berichten: "Ich habe so viele tolle Sachen erlebt, dass die Zeit nur so verflogen ist", schwärmte zum Beispiel Lukas Nilsson, dessen Sommer-Highlight die Hochzeit mit seiner Hanna war. Junggesellenabschied in Barcelona, Trauung in Schweden, fünf Flittertage auf den Malediven - "das war ein megaschöner Urlaub. Jetzt habe ich wieder richtig Bock auf Handball."

Auch Miha Zarabec erfüllte sich mit seiner Reise nach Kuba einen Traum. "Da habe ich den Handball mal ganz vergessen", sagte der Slowene. Das gelang seinem österreichischen Teamkollegen Nikola Bilyk, der in Wien, Kroatien und auf Sardinien ausspannte, nicht ganz. "Man ist ja doch immer am Trainieren. Aber wir haben vorher alle einen Plan von Filip bekommen. Da musste man sich zumindest keine Gedanken machen, was man tun muss. Ich bin viel gelaufen. Jetzt freue ich mich, wieder den Ball in die Hand zu nehmen."

Einer der Ersten im Kraftraum des THW Kiel war indes Neuzugang Dario Quenstedt. Pünktlich am 1. Juli, dem Tag seines Vertragsbeginns, stand der 29-jährige Torwart im Leistungszentrum in Altenholz bereit. Auf eine Urlaubsreise verzichtete der Ex-Magdeburger, der mit seiner vierköpfigen Familie ein Haus mit Garten im Kieler Stadtteil Schilksee bezog. "Ich wollte mich schon mal einleben und alle Wege abfahren", sagte er. "Noch bin ich allerdings meistens mit Navi unterwegs."

Erst am Wochenende bezog das zweite Neu-Zebra Pavel Horak nach einem Familienurlaub in der tschechischen Heimat seine Wohnung in Kiel. "Viel früher wäre es auch nicht gegangen. Ich habe die Wohnung erst letzte Woche bekommen", sagte der Abwehrspezialist. Am Montag trabte der 36-Jährige routiniert über den Uni-Sportplatz und konstatierte nach dem Leistungstest: "Das war leichter als erwartet, human. Da habe ich schon ganz andere Laktattests erlebt." Überhaupt sei sein erster Eindruck von seinem neuen Klub ein guter. "Das erste Gefühl ist positiv. Wir haben eine sehr nette Truppe, ich fühle mich wohl."

Wohl fühlt sich auch sein Landsmann Jicha in seiner neuen Rolle des Cheftrainers, in der er in den kommenden Tagen vormittags zur Kräftigung und nachmittags zum Training mit dem Ball bitten wird. "Seit ich den ersten Kontakt zum THW hatte, habe ich mich darauf gefreut", sagte er, der an der Seitenlinie seinen eigenen Stil entwickeln will. "Wenn man kopiert, ist man immer der Zweite." Nach dem entspannten Aufgalopp in die Saisonvorbereitung wird es ab heute ernst - auch für Jicha. "Ich fordere Trainingsdisziplin und möchte, dass wir in den Höhen nicht abheben und in Tiefen eine Mannschaft sind. Wir haben eine Saison mit vielen Spielen vor uns, in der es all das geben wird."

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 16.07.2019, Foto: Sascha Klahn)