EM 2018: Deutschland verpasst Gruppensieg

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EM 2018: Deutschland verpasst Gruppensieg

Der Titelverteidiger hat bei der Europameisterschaft in Kroatien den Gruppensieg verpasst: Mazedonien erkämpfte sich gegen die deutsche Nationalmannschaft ein verdientes 25:25 (12:11)-Unentschieden und geht nun als Erster der Vorrundengruppe C in die am Freitag beginnende Hauptrunde. Die beiden überragenden Kieler Steffen Weinhold, mit acht Treffern erfolgreichster Torschütze der DHB-Auswahl, und Patrick Wiencek, der in der Abwehr wichtige Bälle holte und vorne in fünf Versuchen vier Mal traf, reichten am Ende nicht zum doppelten Punktgewinn. Dabei hatte die deutsche Mannschaft elf Sekunden vor dem Ende nach einer starken Heinevetter-Parade den Ball, versuchte sich aber mit einem Angriff über die Außen: Patrick Groetzki wurde abgeräumt, der anschließende Freiwurf brachte nichts mehr ein.

Kieler Fraktion legt den Schalter um

Patrick Groetzki jubelt mit dem achtfachen Torschützen Steffen Weinhold.

Bei der DHB-Auswahl stand Finn Lemke, vor der Partie für Bastian Roscheck in den EM-Kader aufgenommen, von Beginn an in der Abwerhr. Doch wie schon gegen Slowenien verschlief die deutsche Mannschaft nach weinholds gutem Auftakt den Start: Die neuformierte Defensive kam nicht richtig in die Partie, und vorn wurden die Bälle überhastet weggeworfen. Nach etwas mehr als sieben Minuten führten die Mazedonier mit 5:2, weitere vier Minuten sollte es bis zum nächsten Treffer dauern: Wieder war es Weinhold, der in die Lücke stieß. Nach Soilovs 6:3 lief es dann etwas besser für die DHB-Auswahl, was an drei Kielern lag: Andreas Wolff hielt, Weinhold traf, und Wiencek machte hinten dicht, störte mit schnellen Armen das Aufbauspiel der Mazedonier und traf nach eigenem Steal zum 4:6. Kapitän Uwe Gensheimer schaffte nach einigen nicht gut gelungenen Aktionen ein Comeback, netzte einen Gegenstoß und einen Siebenmeter ein: Nach 18 Minuten hatte der Titelverteidiger den Ausgleich geschafft und das Momentum auf seiner Seite. Wieder war es die Kieler Fraktion, die den Schalter umlegte: Fünf Minuten hielt Wolff sein Tor sauber. Wiencek traf zum 8:7, Weinhold erhöhte auf 9:7, Wiencek schnappte sich nach einem gehaltenen Weinhold-Wurf den Ball und erzielte das 10:7.

Zu viele Chancen ausgelassen

Anfeuerung: Patrick Wiencek und Andreas Wolff

Die beste Phase der deutschen Mannschaft in der Partie endete allerdings vier Minuten vor dem Wechsel. Eben hatte Wolff einen Lazarov-Siebenmeter gehalten, und Reichmann hatte zum 12:9 getroffen (26.). Nach Taleskis Anschluss verpasste es die DHB-Auswahl aber, nachzulegen. Eine höhere Führung zu erzielen. Reichmann scheiterte mit einem Gegenstoß am "Manof the Match" Boris Ristovski, Lazarov verkürzte auf 11:12. 150 Sekunden waren da noch zu spielen, 150 Sekunden, in denen die "Bad Boys" gleich mehrfach die Möglichkeit ausließen, mit einem größeren Polster in die Halbzeitpause zu gehen. Drux feuerte unvorbereitet in Richtung Ristovskis Kasten, Reichmann leistete sich einen technischen Fehler, und Wiencek wurde beim letzten Angriff der ersten Hälfte gefoult, verzog den Wurf, bekam aber keinen Siebenmeter zugesprochen.

Mazedonien setzt sich ab

Gegen den sechsfachen Torschützen Manaskov hatte Heinevetter keine Abwehrchance

Der allzu sorglose Umgang mit den Möglichkeiten setzte sich auch im zweiten Durchgang fort - und er sollte sich rächen. Weinhold hatte seine Farben beim 13:11 mit zwei Treffern in Führung gebracht, doch Drux nach Taleskis Anschluss am Tor vorbeigeworfen. Manaskov bedankte sich mit einem Gegenstoß zum Ausgleich, und nach einem gehaltetenen Wurf von Steffen Fäth war es erneut der sechsfache Torschütze Manaskov, der Mazedonien mit einem Siebenmeter wieder in Führung brachte (33.). Fortan lief die deutsche Mannschaft einem Rückstand hinterher. Auch, weil sie das Spiel über Außen nicht unterbinden konnte. Silvio Heinevetter, nach 38 Minuten für Wolff eingewechselt, änderte daran wenig. Und als Ristovski einen weiteren Drux-Wurf abwehren konnte, nutzten die Mazedonier dies zum 18:16. Wieder durch Manaskov von der Linie. Weinhold war zu diesem Zeitpunkt zum kurzen Luftholen auf der Bank - Häfner verzog, und Lazarov erhöhte auf 19:16 (42.). Zwei weitere erfolglose Versuche später nahm Prokop die Auszeit. Und die schien den Deutschen gut zu tun. Wieder waren es die Kieler Wiencek und Weinhold, die das Heft des Handelns in die Hand nahmen. 

Gruppensieg weggeworfen

Enttäuschte Gesichter nach dem zweiten Unentschieden

Wiencek traf zum 17:19, Weinhold legte nach, Lazarov konterte für die Rot-Gelben. Doch es schien, als ob die deutsche Mannschaft mit großem Einsatz die Partie in den Griff bekommen könnte. Pekeler glich nach furiosem Groetzki-Pass aus (49.), Weinhold traf zur deutschen Führung. Jetzt legte die DHB-Auswahl vor, verpasste aber immer wieder den zweiten Treffer und konnte den postwendenden Ausgleich so nicht abwenden. Wiencek  verhinderte mit einem wahnsinnigen Hechtsprung-Steal immerhin die mazedonische Führung und leitete damit Groetzkis 24:23 ein (57.), das Peshevki von Außen mit dem Ausgleich beantwortete. Der in der Schlussphase wieder agilere Mittelmann Weber traf aus neun Metern zum 25:24, doch Taleski traf wieder von Linksaußen zum 25:25 - zwei Minuten waren da noch zu spielen. Zwei Minuten, in denen Ristovski Webers Wurf hielt. Mazedonien nahm klug mehr als eine Minute von der Uhr, spielte Stoilov am Kreis frei und hätte die Entscheidung herbeiführen können. Doch Heinevetter hielt dessen Chance mit einer Großtat, Wiencek sicherte sich den Abpraller im Stile eines Basketballers. Elf Sekunden verblieben auf der Uhr, in der Auszeit wurde von Prokop für den Angriff zum möglichen Sieg eine Rückraum-Variante angesagt, bei der entweder Weber oder Weinhold den entscheidenden Wurf ansetzen sollten. Doch es kam anders: Weber passte über der Abwehr stehend auf den gedeckten Groetzki, der wurde unsanft gestoppt - nicht aber die Zeit: Fünf Sekunden ließen die Unparteiischen die Uhr weiterlaufen, der abschließende direkte Freiwurf aus der Feld-Ecke durch Fäth brachte dann nichts mehr ein. Enttäuscht verließen die "Bad Boys" das Feld - sie hatten die große Möglichkeit auf den Gruppensieg weggeworfen. Durch das Remis sicherten sich die Mazedonier Platz eins in der Gruppe C. 

Spannende Hauptrunden-Gruppe

Im zweiten Spiel der Gruppe C sicherten sich die Slowenen von Miha Zarabec mit einem 28:19 gegen Mazedonien das Hauptrunden-Ticket. Sie nehmen als Dritter 1:3 Punkte mit, Deutschland  startet die ganz heiße Phase der EM mit 2:2 Zählern. Gruppensieger Mazedonien wird mit einem 3:1-Punktepolster in die Hauptrunde gehen, in der es spannend wie selten sein wird. Durch den 25:22-Sieg Dänemarks gegen Vize-Europameister Spanien in der Parallelgruppe D ergibt sich für die deutsche Mannschaft trotz des enttäuschenden Unentschiedens zum Abschluss der Vorrunde eine gute Situation, denn sowohl Gruppensieger Spanien als auch der Zweite Dänemark und Tschechien, das sich am abschließenden Spieltag durch einen 33:27-Sieg gegen Ungarn für die nächste Runde qualifizierte, gehen wie die DHB-Auswahl mit 2:2 Punkten in das Rennen um die beiden Halbfinalplätze. Die erste Partie wird Deutschland am Freitag gegen Tschechien bestreiten, am Sonntag geht es im Handballbahnhof mit dem Klassiker gegen Dänemark weiter, ehe es am Mittwoch zum ultimativen EM-Showdown, der Neuauflage des Finales 2016, zwischen dem DHB-Team und Vize-Europameister Spanien kommt. Die genauen Anwurfzeiten stehen noch nicht fest, alle Spiele werden live im Handballbahnhof gezeigt.

Statistik, EM, 3. Spieltag: Deutschland - Mazedonien: 25:25 (12:11)

Deutschland: Wolff (Kiel, 7 Paraden), Heinevetter (Berlin, 3 Paraden) - Weinhold (Kiel/8), Gensheimer (Paris/5/2), Wiencek (Kiel/4), Fäth (Berlin/2), Reichmann (Melsungen/1), Weber (Leipzig/2), Pekeler (Rhein-Neckar Löwen/1), Drux (Berlin/1), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/1), Kühn (Melsungen), Kohlbacher (Wetzlar), Häfner (Hannover), Janke (Leipzig), Lemke (Melsungen) 
Mazedonien: Ristovski (12 Paraden), Mitrevski (2 Paraden) - Taleski (6), K. Lazarov (5), Manaskov (5/2), Stoilov (3), Peshevski (3), Kuzmanovski (2), Popovski (1), Velkovski, Pribak, Jonovski, Mirkulovski, V. Markoski, N. Markoski, Georgievski

Schiedsrichter: Gousko / Repkin (Weißrussland)
Zeitstrafen: Deutschland: 3 (Wiencek, Pekeler, Weber) / Mazedonien: 2 (Stoilov, Ristovski)
Siebenmeter: Deutschland: 2/2 / Mazedonien: 3/2 (Wolff hält Lazarov)
Zuschauer: 5.100 in Zagreb