Gruppenphasen-Abschluss: THW Kiel Samstag in Kielce gefordert
Mit einem dramatischen Unentschieden gegen PGE Vive Kielce vor heimischer Kulisse startete der THW Kiel im September in die Gruppenphase der VELUX EHF Champions League. 13 Spieltage, eine Menge Erlebnisse und einen bereits feststehenden Gruppensieg später endet jetzt die Königsklassen-Vorrunde für die Zebras in Kielce. Das Topspiel beim letztjährigen "VELUX EHF Final4"-Teilnehmer, für den es in der Partie noch um wichtige Punkte im Kampf um Platz drei geht, beginnt am Samstag um 18 Uhr. "Wir wollen mit einer guten Leistung in diesem Spitzenspiel zurück in die Erfolgsspur", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "In solch einem Spiel will man als Sportler sein Bestes zeigen, weil man sich mit den Besten misst." Sky überträgt live aus der "Hala Mosir".
Dramatisches Hinspiel
Dramatisch und hitzig ging es im Hinspiel zu
Im September endeten für den THW Kiel 511 Tage ohne Königsklasse. Der Gegner beim Comeback auf der ganz großen europäischen Bühne macht es den Kielern nicht leicht: Über weite Strecken der Partie führte PGE Vive Kielce damals in der Sparkassen-Arena, ehe die Schwarz-Weißen sich eine 30:28-Führung rund 60 Sekunden vor dem Ende erarbeiteten. Die ganze Klasse und Abgezocktheit des Champions-League-Siegers 2016 zeigte sich dann abermals in den finalen Aktionen: Quasi mit dem Abpfiff traf Alex Dujshebaev noch zum Ausgleich für den polnischen Meister. "Jetzt stehen wir da und haben gefühlt einen Punkt verloren", ärgerte sich Filip Jicha nach seiner Königsklassen-Premiere als Trainer über das 30:30 (siehe Spielbericht), um dann anzufügen: "Trotzdem haben meine Spieler ein starkes Spiel gemacht, wenngleich über einige Situationen gesprochen werden muss. Aber wir werden weiter an uns arbeiten." Dieser Ankündigung ließen die Kieler Taten folgen und gewannen neun der folgenden Partien. Der Lohn: Bereits vor den beiden letzten Spieltagen sicherten sich die Zebras als erste deutsche Mannschaft überhaupt nach der Einführung des neuen Gruppen-Systems Platz eins und die damit verbundene Viertelfinal-Teilnahme.
Topspiel im Hexenkessel
Alex Dujshebaev ist Top-Torschütze des polnischen Meisters
Für die Mannschaft von Handball-Legende Talant Dujshebaev lief es in der Folge hingegen nicht ganz so wie erhofft. Denn nach einem weiteren Unentschieden beim HC Vardar, der bisher einzigen Heim-Niederlage gegen Montpellier (27:29) sowie den verlorenen Spielen in Porto (30:33), Veszprem (24:28) und dem dramatischen 24:25 Anfang des Monats in Montpellier verpasste Kielce die große Möglichkeit auf den Gruppensieg. Stattdessen brauchen die Polen, bei denen Neuzugang Andreas Wolff zu den großen Stützen gehört, aus dem Spiel gegen die Zebras einen Sieg, um Platz drei gegenüber den Franzosen von Montpellier HB (spielen ebenfalls am Samstag beim HC Vardar) zu verteidigen. Kein Wunder also, dass die "Hala Mosir" am Samstag aus allen Nähten platzen wird: 4173 Anhänger in Gelb werden ihre Mannschaft nach vorn peitschen, 27 Fans aus Kiel die Zebras mit Stimme und viel Leidenschaft unterstützen.
Europameister Dujshebaev Top-Torschütze
Engagiert: Talant Dujshebaev im Zwiegespräch mit Rune Dahmke
Im Kader der Polen, den wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, ist jede Position zweifach mit Weltklasse besetzt. Eine herausragende Stellung neben Kapitän Wolff nimmt natürlich Alex Dujshebaev ein: Der Europameister, der im Finale gegen Kroatien das entscheidende Tor erzielte, führt die Torschützenliste von PGE Vive Kielce mit 59 Treffern an, ist mit seiner Präsenz einer der Schlüsselspieler im Team von Vater Talant. Alex Dujshebaev folgt im Tore-Ranking der slowenige Ausnahme-Rechtsaußen Blaz Janc (56) und die weißrussischen Stars Artsem Karalek (Kreis, 48) und Uladzislau Kulesh (linker Rückraum, 45). Dujshebaev (5), Kulesh (5) und Karalek (4) waren auch im Hinspiel neben Wolff (zwölf Paraden) die entscheidenden Faktoren auf Kielcer Seite.
Lange Auswärtsreise
Wurde zuletzt in der Liga geschont: Kielces Kapitän Andreas Wolff
Bei den Zebras war Nikola Bilyk mit sieben Treffern im Hinspiel am erfolgreichsten. Der Österreicher, zuletzt durch eine Grippe gut zwei Wochen lang außer Gefecht gesetzt, wird am Freitag wieder mit dabei sein, wenn die Zebras am Morgen zur letzten Auswärtstour der Gruppenphase aufbrechen. Diese hat es in sich: Von Altenholz fahren die Zebras mit dem Mannschaftsbus "KI-EL 1" von AK Touristik zum Flughafen Hamburg, von dort geht es mit dem Flugzeug via München nach Krakau. Es schließt sich eine gut zweistündige Busfahrt in die 120 Kilometer von Krakau entfernte 200.000-Einwohnerstadt Kielce an. Gut neun Stunden Reisezeit und 1500 Kilometer werden die Kieler am Abend in den Knochen haben, wenn THW-Trainer Filip Jicha direkt nach der Ankunft zum Training in die "Hala Mosir" ruft. Die Gastgeber warfen sich unterdessen am Dienstag mit einem problemlosen 35:25-Liga-Erfolg bei Zglebie Lubin warm für den THW Kiel. Alltag für PGE Vive Kielce in der heimischen Liga - und das ohne die Topstars, die erst gar nicht mit nach Lubin reisten: Wolff, Alex Dujshebaev, Igor Karacic, Janc, Karalek und Mateusz Jachlewski wurden für das THW-Spiel geschont.
Sky überträgt live
Anwurf ist am Samstag um 18 Uhr im ausverkauften gelben Hexenkessel "Hala Mosir", in dem nicht nur die Zebras, sondern auch die beiden Unparteiischen Slave Nikolov und Gjorgji Nachevski aus Nordmazedonien kühlen Kopf bewahren müssen. Für die EHF wird der Delegierte Vladimir Sokol aus Kroatien nach Kielce reisen. Sky überträgt wie gewohnt live, mit Sky Ticket kann man auch ohne Monatsabo das Spiel sehen. "Wir wissen, was uns erwartet: Ein Spiel zwischen zwei Top-Mannschaften in einer unglaublichen Atmosphäre", sagt Domagoj Duvnjak. "So ein Spiel will man unbedingt gewinnen." Also: Auf geht's nach Kielce, Kiel!