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KN: Wundertüte Wetzlar

Bundesliga

KN: Wundertüte Wetzlar

Wetzlar/Kiel. Gäbe es die HSG Wetzlar nicht, der THW Kiel hätte am Ende der vergangenen Saison Dritter in der Handball-Bundesliga sein können. Zwei Niederlagen kassierten die Zebras gegen die Hessen, die so etwas wie die Star-Fabrik der Liga sind - und jedes Jahr dem personellen Aderlass trotzen müssen. Am Donnerstag sind die Hessen jetzt zu Gast in Kiel (siehe THW-Vorbericht). Es gibt noch Tickets für die Begegnung.

Wetzlar ist die Kaderschmiede der Liga

Denn immer wieder wird das Trainergespann aus Kai Wandschneider und Co-Trainer Jasmin Camdzic seinem exzellenten Ruf gerecht. Das Duo formte Spieler wie Tobias Reichmann (MT Melsungen), Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen) oder Jannik Kohlbacher, der seit dieser Saison ebenfalls für die Rhein-Neckar Löwen auf Torejagd geht. Auch THW-Torhüter Andreas Wolff wurde in Wetzlar zum Nationalspieler. Überhaupt die Torhüter: Mit Benjamin Buric verließ vor Saisonbeginn das nächste gereifte Keeper-Talent die Wetzlarer Kaderschmiede und schloss sich dem deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt an.

"Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass das nicht auch manchmal nervt", sagt Wandschneider, seit 2012 Trainer der Hessen.

Doch umgekehrt profitiert Wetzlar auch von der erfolgreichen Nachwuchsarbeit. Dass Emil Frend Öfors, der aus Schweden als Aushilfs-Linksaußen zum THW Kiel gewechselt war, sich Wetzlar aussuchte, um in der Liga weiter Fuß zu fassen, kam nicht von ungefähr. "Das war die richtige Entscheidung", sagt der 24-Jährige nach einem Vierteljahr im neuen Team. "Hier habe ich eine ganz andere Rolle, kann mehr Verantwortung übernehmen." Kontakt nach Kiel hat er aber nach wie vor. "Manchmal schreibe ich mit Ecki (Niclas Ekberg, d. Red.) oder Flamme (Sebastian Firnhaber, d. Red.)."

Obwohl die besten Spieler oft abgeworben wurden, schaffte die HSG in den vergangenen Spielzeiten immer eine Platzierung im Tabellen-Mittelfeld. Nach einem überragenden sechsten Platz im Sommer 2017 landeten die Hessen in der vorigen Spielzeit auf Rang elf. Doch nun hakt es im Wetzlarer Getriebe. Aus den ersten acht Spielen holten sie nur die magere Ausbeute von vier Punkten. Zwei davon zum Auftakt gegen Aufsteiger Bietigheim. Die anderen beiden immerhin in Leipzig. Auch gegen die Rhein-Neckar Löwen ließ Wetzlar aufhorchen, als es nur knapp mit 25:26 verlor - es war eines von vier Spielen, das nur mit einem oder zwei Toren Unterschied verloren ging.

"Das ist Erfahrungssache. Wir haben das drittjüngste Team der Liga und sieben neue Spieler zu integrieren", sagt Wandschneider. Und nicht nur das. Seit der Vorbereitung plagt die Hessen das Verletzungspech. Vor allem der Ausfall von Stamm-Keeper Tibor Ivanisevic mit einem Außenbandriss im Knie ist ein Schlag ins Kontor. Bis zum Jahresende verpflichtete die HSG deshalb den 42-Jährigen Nikola Marinovic vom Schweizer Erstligisten GC Amicitia Zürich. "Wenn wir nach Kiel fahren, steht da HSG Wetzlar drauf. Aber es ist immer etwas anderes drin", sagt Wandschneider vor der Partie in der Kieler Sparkassen-Arena am Donnerstag (19 Uhr).

Eine Konstante in den vergangenen drei Jahren ist Filip Mirkulovski. Der Mazedonier ist der neue Kapitän und sieht seine jungen Mitspieler vor einer Herausforderung. "Die letzten Jahre sind wir immer gut in die Saison gestartet. Das ist jetzt anders und neu für uns", sagt er. "Wir müssen im Angriff noch konzentrierter werden."

Das Rezept für den Auftritt in Kiel ist also klar: "Es ist sinnlos, dort beim Tempohandball mithalten zu wollen", sagt Mirkulovski. Wetzlar wird sich also den HC Erlangen zum Vorbild nehmen, der den THW lange mit Zeitlupen-Handball nervte. "Das ist ein legitimes Mittel", findet auch Wandschneider. Der studierte Psychologe und ehemalige Dozent der Deutschen Sporthochschule in Köln weiß genau, welche Chancen er für sein Team in Kiel ausrechnen kann. "Im Fußball spricht man von einer 25-prozentigen Erfolgswahrscheinlichkeit gegen einen doppelt so guten Gegner. Im Handball sind es gerade mal fünf Prozent. Das liegt daran, dass so viele Tore fallen. Wir werden also das Tempo rausnehmen", kündigt er an.

Den THW sieht er derzeit in einer "Findungsphase". Und er ist sich sicher, dass die Kieler nicht vergessen haben, wer in diesem Duell bei drei der letzten vier Spiele als Sieger vom Feld ging. "Die Jungs geben Vollgas. Meine Aufgabe ist es, das Beste aus ihnen herauszuholen. Und diese Arbeit macht mir Spaß", sagt Wandschneider. Der THW dürfte gewarnt sein.

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2018, Foto: Archiv/saschaklahn.com)

Service: Noch Tickets erhältlich

Für das Spiel, das Donnerstag um 19 Uhr angepfiffen wird, können im Vorverkauf noch Sitz- und Stehplätze (ab 14,50 Euro) erworben werden: Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei den KN, CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz). Die Tageskasse an der Sparkassen-Arena hat am Donnerstag durchgehend bis zum Anpfiff geöffnet, dort gibt es auch noch Karten für das DHB-Pokal-Heimspiel gegen Leipzig (17.10., 19:30 Uhr) und das EHF-Pokal-Quali-Spiel im November (ausschließlich freier Verkauf). Nach der Begegnung können sich die Anhänger des THW Kiel auf einen Neuzugang in der Fan-Arena freuen: Linksaußen Magnus Landin wird dann zum Interview und Autogrammeschreiben erwartet.