KN: Die unbequemen Ostwestfalen

Bundesliga

KN: Die unbequemen Ostwestfalen

Kiel/Minden. Wenn bei Frank Carstens, Trainer des Handball-Bundesligisten GWD Minden, etwas auf dem weihnachtlichen Wunschzettel stehen dürfte, dann wäre das sicher ein Überraschungserfolg gegen ein absolutes Topteam der Liga. Die nächste Chance dazu bietet sich für die Grün-Weißen heute Abend (19 Uhr, Sparkassen-Arena, siehe auch ausführlicher Vorbericht) beim THW Kiel. "Das wird natürlich eine absolute Herausforderung für meine Spieler", sagt Carstens vor dem letzten Hinrundenspiel beim wiedererstarken deutschen Rekordmeister.

THW beendet heute gegen GWD Minden die Hinrunde

Der letzte Sieg an der Förde liegt 34 Jahre zurück. GWD Minden war damals noch Grün-Weiß Dankersen und siegte mit 16:14. Viel sensationeller war indes das 23:23 in der Vorsaison, als Marko Vujin erst kurz vor der Schlusssirene das Remis rettete, der THW einen weiteren Nackenschlag kassierte und besonders auch am Ex-Zebra Kim Sonne im GWD-Tor scheiterte. "Wir müssen höllisch aufpassen und die gleiche Einstellung finden wie in Flensburg", sagt THW-Trainer Alfred Gislason, für den die Ostwestfalen zuletzt gegen Spitzenteams wie Flensburg (30:34) oder Burgdorf (29:29) noch mehr hätten belohnt werden müssen.

Dicht dran an einem Erfolg gegen eine absolute Spitzenmannschaft waren die Mindener zuletzt gegen die TSV Hannover-Burgdorf, wo man auf spektakuläre Art und Weise mit dem verwandelten Freiwurf von Mait Patrail zum 29:29 nach Ablauf der Spielzeit um den Heimsieg und die damit erhoffte Überraschung gebracht wurde. "Da haben wir uns einen Punkt stehlen lassen. So ein, zwei Tage haben wir uns schon darüber geärgert", sagt Carstens. "Die Mannschaft hat die Rolle des unbequemen Underdogs aus meiner Sicht absolut angenommen", lobt der Trainer. Ein Baustein des Teilerfolges war das Defensivverhalten seiner Schützlinge gegen die Recken. Gislason richtet den Blick indes besonders auf eine norwegische Achse der Grün-Weißen mit Christoffer Rambo im halbrechten Rückraum und Magnus Gullerud (Gislason: "Überragend") am Kreis. Zudem lobt der Isländer den Rückraum-Linken Marian Michalczik ("Eines der größten deutschen Talente"), der für seine Leistungen von Bundestrainer Christian Prokop mit einer Nominierung für den 28er EM-Kader belohnt wurde.

"Abgesehen von den beiden Spielen gegen Magdeburg und bei den Rhein Neckar Löwen sind wir in unseren Leistungen wesentlich konstanter geworden. Und wir haben uns auch weniger Aussetzer als noch in der Vorsaison geleistet", sagt Frank Carstens. Bis auf die beiden Pleiten in Mannheim (22:37) und an der Börde (25:34) blieben weitere GWD-Debakel bisher aus.

Ob es für die Mindener in Kiel auch in dieser Saison zu etwas Zählbarem reicht, das lässt Carstens natürlich offen und schätzt die Lage sogar als schwieriger als noch in der Vorsaison ein. Denn der GWD-Trainer hat schon wahrgenommen, dass die bisherigen Auftritte und Ergebnisse seiner Mannschaft auch bei der Konkurrenz aufhorchen ließen. "Natürlich ist ein Auswärtsspiel in Kiel immer eine anspruchsvolle Aufgabe. Aber ich glaube, dass sich auch eine Mannschaft wie Kiel ernsthafter als noch in der vergangenen Saison auf uns vorbereitet, um erfolgreich sein zu können. Und das empfinden wir auch als Anerkennung unserer Arbeit", sagt der GWD-Trainer. Personell kann Carstens fast die Bestbesetzung aufbieten. Neben dem dauerverletzten Linksaußen Charlie Sjöstrand musste lediglich Miljan Pusica nach dem Hannover-Spiel aufgrund einer Fußverletzung einige Tage aussetzen und nahm erst am Dienstag wieder das Training auf.

Bei den Zebras kommt ein Einsatz für Nikola Bilyk (Teilriss der Außenbänder) heute Abend noch zu früh. Zudem muss auch Christian Dissinger (Kniestauchung) voraussichtlich bis zum Jahresende passen, so dass sich ein Teil des Rückraums mit nur noch drei gesunden Rechtshändern (Domagoj Duvnjak, Miha Zarabec, Lukas Nilsson) fast von allein aufstellt.

Gislason zeigt sich aber insbesondere in Bezug auf seinen gerade erst genesenen Kapitän Domagoj Duvnjak positiv gestimmt: "Es läuft nach und nach bei ihm besser im Training." Auch als Spitze einer 3:2:1-Deckung sei der Kroate derzeit unverzichtbar.

(Von Tamo Schwarz und Jörg Wehling, aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2017, Foto: saschaklahn.com)