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THW Kiel verpasst nach hitzigem Rückspiel das EHF Final4

Champions League

THW Kiel verpasst nach hitzigem Rückspiel das EHF Final4

Der THW Kiel ist nach einem großen Kampf im Viertelfinale der EHF Champions League ausgeschieden. Nach dem 31:29-Erfolg im Hinspiel gegen Paris Saint-Germain zeigten die Kieler auch vor den 800 frenetischen Fans im Stade Pierre de Coubertin zu Paris eine starke Leistung, mussten nach dem 23:24-Anschlusstreffer in der 44. Minute dann allerdings abreißen lassen und unterlagen 28:34 (15:16). Kiel zog bei der erwartet kampfbetonten Partie am Mittwoch auch den Kürzeren, weil der französische Titelträger ein glänzendes Angriffsspiel aufzog und mit einer Treffer-Effektivität von 75 Prozent glänzte.  Beste Kieler Torschützen in einer hitzigen Partie, in der die spanischen Unparteiischen Lopez / Ramirez nicht ihren besten Tag erwischt hatten, waren Niclas Ekberg (6/6) und Sander Sagosen (6). 

800 Zuschauer in der Arena

Beide Mannschaften freuten sich zu Beginn gemeinsam. Und zwar beim Blick auf die Zuschauerränge des „Stade Pierre de Coubertin“. Gefühlt herrscht seit Ewigkeiten gähnende Leere im Rund aller Arenen, aber in Paris warn erstmals wieder Zuschauer zugelassen, 800 Fans durften dabei sein, als die beiden europäischen Topklubs um den Einzug ins Halbfinale fighteten. Am Ende bildeten sie eine stimmgewaltige Kulisse für ihr Team.

Knapper Pausenrückstand

Ohne den Kieler Kapitän Patrick Wiencek, der sich im Hinspiel einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte, lieferten sich die Kieler mit den Gastgebern von Beginn an ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Kiels Zwei-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel war schnell aufgezehrt, nach fünf Minuten und dem verwandelten Siebenmeter von Mikkel Hansen lagen die Franzosen 5:3 vorn, Prandi legte beim 7:4 in der 9. Minute erstmals drei Tore zwischen beide Teams, aber die Zebras ließen sich nicht abschütteln, kamen wieder zurück - auch dank Sander Sagosen, der nach zehntägiger Krankheit zwar nicht im Vollbesitz seiner Kräfte an alter Wirkungsstätte agierte, aber mit viel Willen der Begegnung ihren Stempel aufdrückte. Sein Pass auf Pekeler brachte das 7:8, seine Treffer zum 13:14 und 14:15 hielten den THW in Schlagdistanz. Zur Pause lagen die Kieler mit 15:16 zurück - das vierte Viertel dieses "Kampfes der Giganten" sollten es dann in sich haben. 

Paris spielt sich in einen Rausch

Harald Reinkind nährte die Kieler Hoffnungen auf einen Triumph in der Höhle des Löwen gleich mit Beginn des zweiten Abschnitts mit seinen Treffern zum 16:16 und 17:17. Gefühlt spielten sich die Zebras jetzt in den Vordergrund, aber im Abschluss schlichen sich zu viele Fehler ein  - die Pfiffe der Schiedsrichter taten ein Übriges, um Kieler Glücksgefühle zu vermeiden. Aktionen, die auf der einen (Pariser) Seite abgepfiffen wurden, blieben auf der anderen (Kieler) Seite ungeahndet. Früh gerieten die Zebras dann auch in Durchgang zwei in Rückstand, blieben aber stets auf Tuchfühlung. Ackerten, kämpften mit viel Leidenschaft - blieben dabei aber auch oft glücklos. Und immer dann, wenn der THW am Drücker war, unterliefen den zunehmend müder werdenden Schwarz-Weißen auch Fehler. Dennoch: 16 Minuten vor dem Ende war beim 23:24 durch Ekberg noch alles drin. Dann allerdings traf Prandi in Unterzahl, Genty hielt gegen Pekeler, Remili traf zum 26:23. Als dann Nahi aus dem Rückraum mit dem Rücken zum Tor zum 28:24 und wenig später Steins per Dreher zum 29:24 einnetzte, spielte sich Paris in einen Rausch.

Zebras werfen alles in die Waagschale

Bis au 31:25 zogen die Gastgeber davon. Spätestens als Sagosen dann bei einem Tempogegenstoß ein Stürmerfoul gepfiffen wurde, rückten die spanischen Unparteiischen in den Mittelpunkt der Partie, mit denen der Rekordmeister ohnehin aufgrund mehrerer fragwürdiger Pfiffer haderte: Höhepunkt war die folgende doppelte Zeitstrafe gegen Sander Sagosen in der 54. Minute, als das Spiel auf Messers Schneide stand. Für Kiels Rückraum-Ass führte diese Strafe zugleich zu einer Hinausstellung, seine Rote Karte bedeutete die Vorentscheidung. Die Kieler Bank war entsetzt, Trainer Filip Jicha kochte, sah dann ebenfalls Gelb. Am Ende blieb nur Hilflosigkeit, während die Franzosen ihren Erfolg enthusiastisch feierten.

Paris fährt zum EHF Final4

Jicha war schwer enttäuscht: "Wir wollten nach Köln, aber in der zweiten Halbzeit waren die Kräfte nicht mehr da. Außerdem haben wir uns benachteiligt gefühlt. Aber das passiert nun mal." In der vierminütigen Unterzahl warfen die Zebras noch einmal alles ins Rennen, Landin parierte zweimal großartig, und sowohl Ekberg als auch Weinhold trafen: 28:32, zwei Treffer fehlten dem THW noch. Die Hoffnung machte dann aber Genty mit einer Parade gegen Reinkind und Remili mit dem 33:28 zunichte. Der Titelverteidiger aus Kiel konnte sich nicht belohnen, PSG hatte sich den ersten Startplatz für das EHF Final4 gesichert.

Samstag gegen Melsungen

Keine Pause für die Marathon-Kieler: Bereits am Samstag wartet in der Wunderino Arena das Nachholspiel gegen die MT Melsungen auf den THW Kiel. Anwurf ist um 20:30 Uhr, das schwarz-weiße Heimspiel-TV geht um 19:30 Uhr mit Interviewgast Patrick Wiencek auf Sendung. Live verfolgen kann man die Partie dann wie gewohnt auf Sky. Weiter geht's gegen Melsungen, Kiel! 

EHF Champions League, Viertelfinale: THW Kiel - Paris Saint-Germain: 34:28 (16:15)

Paris Saint-Germain: Gerad (1.-30., 4 Paraden), Genty (31.-60., 7 Paraden); Steins (2), Keita, Kristopans (2), Konkoud (3), Sole (2), Toft Hansen, Remili (8), Grebille, Syprzak, L. Karabatic (1), Morros, Hansen (2), Prandi (9), Nahi (6); Trainer: Gonzalez
THW Kiel: N. Landin (1.-5., 6.-39., 48.-60., 7 Paraden), Quenstedt (5.6., 39.-48., 2 Paraden); Ehrig (n.e.), Duvnjak (3), Sagosen (6), Reinkind (5), M. Landin (n.e.), Sunnefeldt, Weinhold (1), Ciudad (n.e.), Ekberg (7/6), Dahmke (3), Zarabec (2), Voigt (n.e.), Horak. Pekeler (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Oscar Raluy Lopez / Angel Sambroso Ramirez (ESP)
Zeitstrafen: PSG: 4 (Karabatic (12.), 2x Remili (39., 60.), Kristopans (44.)) / THW: 5 (Reinkind (6.), 3x Sagosen (15., 54., 54.), Sunnefeldt (59.))
Disqualifikation: Sagosen (3. Zeitstrafe (54.))
Siebenmeter: PSG: 3/2 (Hansen überweg (15.)) / THW: 7/6 (Ekberg an die Latte (7.))
Spielfilm: 1:0, 2:2 (3.), 4:3, 6:3 (9.), 7:4, 7:6 (12.), 10:9 (20.), 13:12 (26.), 15:14 (29.), 16:15
16:16, 17:17 (32.), 19:17 (33.), 21:19, 23:21 (41.), 24:23 (44.), 27:23 (47.), 29:25, 31:25 (51.), 32:26, 32:28 (56.), 33:28 (58.), 34:28.
Zuschauer: 800 (Stade Pierre de Coubertin, Paris)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Paris für das Erreichen ihres Ziel. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, unsere beste Leistung auf das Feld zu bringen. Wir müssen diese Niederlage schlucken, aber es fällt schwer, weil meine Jungs in diese Champions-League-Saison enorm viel investiert und großartig gekämpft haben. Ich muss nach dem heutigen Spiel allerdings auch zugeben, dass ich mit einigen Entscheidungen der Schiedsrichter nicht einverstanden war. 

THW-Torhüter Niklas Landin: Das Ausscheiden ist wirklich hart. Köln war eines unserer großen Ziele in dieser Saison, jetzt fährt Paris dorthin. Glückwunsch an PSG.