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Sieg der Moral: THW Kiel holt beim Bergischen HC zwei ganz wichtige Punkte

Bundesliga

Sieg der Moral: THW Kiel holt beim Bergischen HC zwei ganz wichtige Punkte

Der THW Kiel hat sich beim Bergischen HC am eigenen Schopf aus einer schwierigen Situation herausgezogen: Die Zebras gaben sich letztlich beim Berlin-Bezwinger keine Blöße und gewannen die Top-Partie des 32. Spieltags mit 29:26 (13:14). Dabei zeigten die Kieler nach dem Wechsel eine großartige Moral, steigerten sich von Minute zu Minute und feierten vor 6721 Zuschauern im PSD Bank Dome zu Düsseldorf einen richtig wichtigen Erfolg. Bester Kieler Torschütze war der auch in der Abwehr überragende Domagoj Duvnjak mit fünf Treffern, Harald Reinkind, Niclas Ekberg, Nikola Bilyk und Hendrik Pekeler waren je viermal zur Stelle.

Kieler befreien sich nach dem Wechsel vom Druck

Harte Arbeit: Nikola Bilyk und die Zebras festigten die Tabellenführung

Im Rennen um den Titel haben die Zebras durch diesen wichtigen Auswärtserfolg den nächsten Schritt gemacht. Das Spiel bei den Bergischen war indes ein Kraftakt, in dem die Zebras alle Reserven freilegten, um am Ende als verdiente Sieger vom Parkett zu gehen. Im ersten Durchgang war den Zebras der Druck der Situation deutlich anzumerken, nach der Pause gelang ihnen einmal mehr über die herausragende Arbeit in der Abwehr mit dem fantastischen Domagoj Duvnjak an der Spitze der offensiven 3:2:1-Deckung die Befreiung. Direkt nach der Pause sorgte ein 3:0-Lauf für Selbstbewusstsein, mehr und mehr rissen die Zebras in der Folge die Partie an sich und festigten durch den Sieg ihre Tabellenführung in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. "Es war das erwartet schwere Spiel", schnaufte THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler nach den über lange Zeit nervenaufreibenden 60 Minuten in Düsseldorf. "In der ersten Halbzeit haben wir unfassbar schlecht gespielt, das haben wir im zweiten Abschnitt deutlich besser gemacht. Filip Jicha hat uns in der Pause gesagt, dass wir an uns glauben sollten, dass wir es besser können als zu Beginn gezeigt. Wir haben den Kampf angenommen, das Spiel in die Hand genommen und gewonnen." 

Nervöser Start 

Magnus Landin erzielte drei Tore

Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha musste erneut ohne ihre Dauerverletzten Steffen Weinhold, Eric Johansson und Sven Ehrig auskommen, startete auch nervös in "die Woche der Wahrheit", wie Rechtaußen Niclas Ekberg vor dem Spiel den Endspurt nannte. So benötigten die Kieler nahezu sechs Minuten für ihr erstes Tor, das Kapitän Domagoj Duvnjak energisch über die zweite Welle erzielte: Es war der Treffer zum 1:1. Denn auch die Gastgeber ließen Chancen liegen, scheiterten an THW-Torhüter Tomas Mrkva, der gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden zunächst den Vorzug vor Niklas Landin bekommen hatte. Der THW Kiel startete nervös, Ekberg warf einen Siebenmeter über das Tor, erzielte wenig später von der Strafwurflinie trotzdem eiskalt die 2:1-Führung für die Zebras. Der BHC aber machte Druck, ging per 3:0-Lauf durch Ladefoget, Scholtes und Arnesson mit 4:2 in Front. Kiels Antwort war ein 4:0-Lauf: Duvnjak, Patrick Wiencek, nochmals Duvnjak ins leere BHC-Tor und Bilyk trafen für die von gut 500 Fans lautstark angefeuerten Schwarz-Weißen. 

Gastgeber nehmen Führung mit in die Pause

Schwerer Stand: Der BHC setzte Wiencek & Co zu

Ruhe kehrte aber nicht ein in die THW-Reihen, die Bergischen nutzten die Kieler Fehler zu einem erneuten 3:0-Lauf, lagen nach 17 Minuten mit 7:6 Toren vorn. In der Folge ging es hin und her. Der BHC legte jeweils vor, Kiel glich aus. Nach 20 Minuten führten die Einheimischen dann doch mit zwei Toren, Persson war mit seinem Treffer von Rechtsaußen zum 12:10 zur Stelle. Jicha reagierte, stellte Niklas Landin für den bis dahin ordentlich haltenden Mrkva zwischen die Kieler Pfosten. Der Däne war sofort zur Stelle, hielt gegen Persson. Domagoj Duvnjak, in der ersten Halbzeit überragender Kieler Angreifer, verkürzte auf 10:11, und als Niklas Landin den Strafwurf von Arnesson hielt und dies mit einem Ur-Schrei feierte, erzielte Hendrik Pekeler das 11:11. Duvnjak brachte seine Farben mit seinem fünften Treffer in der 25. Minute wieder in Führung: 12:11. Die Bergischen aber fighteten zurück, Nothdurft traf, Ekberg scheiterte ein zweites Mal per Siebenmeter - dieses Mal am Pfosten. Mit zwei Kempas durch Persson und Nothdurft sicherten sich die Bergischen die knappe 14:13-Halbzeitführung. 

Zebras kommen stark aus der Kabine

Stark agierte die Kieler Defensive in Halbzeit zwei

In der Kabine der Zebras blieb es ruhig. "Lasst und einfach Handball spielen", hatte Jicha seine Spieler aufgefordert. Und seine Schützlinge folgten, kamen wie verwandelt aus den Kabinen. Wieder war es Domagoj Duvnjak, der ein erstes Ausrufezeichen setzte, den Ball in der Abwehr klaute. Harald Reinkind nutzte die Chance, traf zum Ausgleich. Weiter ging es mit dem Doppelspiel der Landin-Brüder. Linksaußen Magnus Landin traf aus schwierigem Winkel zum 15:14, Bruder Niklas hielt aus kurzer Distanz gegen Nikolaisen, im Gegenzug kam Magnus zum Zug, verwandelte eiskalt zum 16:14 für den THW Kiel. Beyer und Scholtes glichen aber schnell aus, bis zum 17:17 blieb der BHC noch auf Augenhöhe. Dann aber war es  Ekberg, der den THW aus ganz schwierigem Winkel per Dreher von Rechtsaußen mit 18:17 in Führung warf. Sagosen erhöhte, und als Magnus Landin gefoult wurde, blieb der Däne am Siebenmeterstrich selbst eiskalt, verwandelte zum 21:18. Die erste Drei-Tore-Führung in dieser bis dahin enorm engen Partie wirkte wie ein Brustlöser.

THW Kiel nach Sechs-Tore-Führung zu zwei Punkten

Glückliche Gesichter: Harald Reinkind und Miha Zarabec

Zweimal noch, beim 19:21 und 20:22, waren die Gastgeber auf Tuchfühlung, sorgten für Stimmung in der Düsseldorfer Arena. Dann folgte der großartige Auftritt von Hendrik Pekeler: Kiels Abwehrchef tauchte plötzlich im Rückraum auf. "Peke" stieg hoch, traf zum 23:20, wenig später dann von gewohnter Position am gegnerischen Kreis zum 24:20. Die prima Vorarbeit für das 998. Bundesliga-Tor von Pekeler hatte Sagosen mit grandiosem Anspiel geleistet. Die Zebras lagen in der 48. Minute erstmals mit vier Toren vorn, wenig später nahm Jicha die nächste Auszeit, stimmte sein Team auf die letzten zehn Minuten ein. Der Doppelschlag des nun nicht mehr zu stoppenden Bilyk mit den Treffern zum 26:20 (52.) war dann so etwas wie eine Vorentscheidung. Die großartige Abwehrarbeit der Zebras, die in der zweiten Halbzeit nahezu durchgängig offensiv mit dem hinten wie vorn herausragenden Duvnjak an der Spitze agierten, war letztlich die Grundlage für den Kieler Sieg. Alle Last fiel den Kielern von den Schultern, der Siegertanz nach dem wichtigen Auswärtserfolg schien wieder federleicht.

Letztes Heimspiel am kommenden Mittwoch

Mittwoch setzen die Zebras auf die #weissewand!

Am kommenden Mittwoch bestreiten die Zebras das letzte Heimspiel der Saison. Gegner ist ausgerechnet die HSG Wetzlar, die den Kielern in den vergangenen Jahren zahlreiche Probleme bereitet hat. "Das wissen wir natürlich, deshalb wird niemand Wetzlar unterschätzen", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak, der sich nach zuletzt zwei Auswärtsspielen riesig auf die Fans in der Wunderino Arena freut: "Ich hoffe, unsere #weissewand wird noch einmal ein richtiges Spektakel veranstalten. Wir wollen die Punkte in Kiel behalten - das müssen wir und unsere Fans von der ersten Minute an den Gegner spüren lassen!" Anpfiff ist um 19 Uhr, für die Partie sind unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT nur noch ganz wenige Plätze erhältlich. Die THW-FANWELT hat am Mittwoch durchgehend von 10 Uhr bis zum Anpfiff geöffnet und bietet unter anderem 40 Prozent Rabatt auf alle hummel-Textilien. Hendrik Pekeler warnte nach der Partie beim BHC vor zu viel verfrühter Euphorie: "Gewonnen ist noch nichts. Wir brauchen zum Titelgewinn noch drei Punkte. Und die holen wir uns." Weiter geht’s gegen Wetzlar, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: afi Fotodesign Wuppertal

LIQUI MOLY HBL, 32. Spieltag: Bergischer HC - THW Kiel 26:29 (14:13)

Bergischer HC: Rudeck (46.-60. und 1 Siebenmeter, 1 Parade), Johannesson (1.-46., 8 Paraden); Beyer (1), Persson (4), Scholtes (5), Nothdurft (3), Weck, Gunnarsson, Ladefoged (1), Babak, Gutbrod (2), Arnesson (4/2), Bergner (1), Nikolaisen (2), M’Bengue, Stutzke (2); Trainer: Naji
THW Kiel: N. Landin (21.-60., 7/1 Paraden), Mrkva (1.-21., 4 Paraden); Duvnjak (5), Sagosen (3), Reinkind (4), M. Landin (3/1), Øverby (1), Wiencek (1), Ekberg (4/1), Pabst (n.e.), Fraatz (n.e.), Dahmke, Zarabec, Wallinius (n.e.), Bilyk (4), Pekeler (4); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen: BHC: 4 (Persson (12.), M’Bengue (34.), Nikolaisen (37.), Nothdurft (40.)) / THW: 2 (Duvnjak (22.), Reinkind (59.))
Siebenmeter: BHC: 2/1 (Landin hält Arnesson (22.)) / THW: 4/2 (Ekberg überweg (5.), Ekberg an den Pfosten (27.))
Spielverlauf: 1:0 (3.), 1:1 (6.), 1:2, 4:2 (11.), 4:6 (14.), 7:6 (16.), 11:9 (21.), 11:12 (25.), 13:12 (29.), 14:13;
14:16 (34.), 16:16 (35.), 17:19 (37.), 18:21 (42), 20:22 (44.), 20:26 (52.), 21:27 (54.), 23:27 (57.), 24:29 (60.), 26:29.
Zuschauer: 6.721 (PSD Bank Dome, Düsseldorf)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha:Ich bin sehr erleichtert in diesem Moment. Es ist alles andere als angenehm, beim BHC zu spielen. Meine Mannschaft verdient heute viel Respekt, aber auch das Team von Jamal. Wir waren sehr nervös, die Last der Möglichkeit hat es uns schwerer gemacht, als ich es gerne gehabt hätte. Meine Aufgabe war, meinen Jungs zu vermitteln: Lasst uns einfach Handball spielen. In der zweiten Halbzeit haben wir das getan, und ich war froh zu sehen, wie wir gedeckt haben, wie konsequent wir nach dem Wechsel waren. Aus der Kabine, in der wir zur Pause sehr sachlich und ruhig gesprochen haben, kommen wir mit einem 3:0-Lauf. Das hat uns Sicherheit gegeben, der zweite Lauf zum 26:20 war dann unglaublich wichtig. Das letzte Gegentor nehme ich auf meine Kappe. Ich hatte übersehen, dass wir in Unterzahl waren: Statt ein Tor zu machen, haben wir dann noch eins bekommen. Aber ich hätte vor dem Spiel auch einen Sieg mit einem Tor genommen, deshalb bin ich heute ein glücklicher Trainer.

BHC-Trainer Jamal Naji: Jeder, der da war, hat gesehen, dass wir 60 Minuten maximal investiert haben. Jeder weiß, dass der THW Kiel mit seinen Individualisten uns überlegen ist. Wir haben eine phänomenale erste Halbzeit gespielt, machen zwei Kempa, spielen hinten gut. In der zweiten Halbzeit haben wir zwei, drei kritische Momente, in denen die Mannschaft auch hätte zerfallen können. Aber wir haben weiter gemacht und an uns geglaubt. Am Ende des Tages war der 3:0-Lauf nach der Pause für das Selbstverständnis des THW Kiel wichtig. Hätten wir das anstelle des THW Kiel gemacht, hätten die Kieler an die Eventualität der Niederlage gedacht und wir hätten zwei Punkte holen können. So aber nicht.

THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler bei Sky: Es war das erwartet schwere Spiel. Wir haben uns in der ersten Halbzeit schwer getan. Vorne im Angriff haben wir die Zweikämpfe nicht gewonnen. Filip hat uns in der Pause gesagt, dass wir an uns glauben sollen, daran glauben, das Spiel gewinnen zu können. Ein Tor ist nichts. Und, dass wir es besser können als in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir über eine Formationsumstellung und einen guten Torwart die Partie drehen können. 

THW-Rückraumspieler Sander Sagosen bei Sky:
Wir machen in der zweiten Halbzeit die Tore -das war der große Unterschied. In der ersten Halbzeit haben wir viele technische Fehler gemacht, wir hatten Abwehrprobleme und haben vorn zuviel verschossen. In der zweiten Halbzeit spielen wir das besser, unsere Abwehr hat es mit Niklas hinten drin sehr stark gemacht. Wir wussten, dass es schwer wird hier zu spielen. Der BHC ist eine sehr physische Mannschaft, spielen sehr aggressiv in der Abwehr. Wir sind aber ruhig geblieben, haben in der Halbzeit miteinander etwas lauter als normal gesprochen, wussten aber auch, was wir machen müssen.