Sonntag kommt die HSG Wetzlar nach Kiel

Bundesliga

Sonntag kommt die HSG Wetzlar nach Kiel

Veszprem abhaken, nach vorn schauen: Am Sonntag wartet auf den THW Kiel die nächste schwere Heim-Aufgabe. Um 15 Uhr empfangen die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena die HSG Wetzlar. Mit den Mittelhessen haben die Kieler nach der Hinspiel-Niederlage eine offene Rechnung, die am Sonntag mit Unterstützung der eigenen Fans beglichen werden soll. Gleichzeitig benötigt der THW jeden Punkt, um in der DKB Handball-Bundesliga den Anschluss an die Spitze zu halten. Sport1 überträgt das Spiel live, zeitnahe Informationen liefert der Ticker auf der THW-Homepage. 

Duvnjak: "10.285 Kieler müssen uns helfen"

"Wir haben etwas gut zu machen." Auf diesen einfachen Nenner bringt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak den besonderen Ansporn der "Zebras" für die Partie am Sonntag. Denn das Hinspiel, das die Kieler bei der HSG Wetzlar mit 24:27 verloren (siehe Spielbericht), ist den Spielern des Rekordmeisters noch immer im Gedächtnis. "Es war damals das zweite Spiel innerhalb von 48 Stunden - und das zu Saisonbeginn. Wir konnten einfach nicht mehr dagegen halten, haben viele Fehler gemacht", erinnert sich Duvnjak. "Wir wollen und müssen am Sonntag unsere auch zuletzt hohe Fehlerquote abstellen. Dieses Duell wird hart, aber es ist extrem wichtig für uns. Wir brauchen unsere Fans, die 10.285 Kieler müssen uns helfen", appelliert der Kapitän.

Wetzlar rüstete nach

Die Niederlage im Hinspiel, die erst vierte im 37. Duell beider Teams (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv) ist auch fünf Monate später noch präsent, gleiches gilt natürlich auch für die HSG. Denn sie hatte von Beginn der Saison an mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Neuzugang Philipp Pöter war lange mit einem ärztlichen Leistungssportverbot belegt, zudem fehlten Maximillian Holst nach einer Kreuzbandverletzung sowie Rückraumspieler Joao Ferraz aufgrund einer Operation an der Wurfarmschulter zu ersetzen. "Das war extrem bitter für uns", erklärte HSG-Geschäftsführer Björn Seipp, der personell nachrüstete: Der schwedische Rückraumspieler Emil Berggren kam von IK Sävehof, verfügte aus einem zweijährigen Engagement beim Bergischen HC über Bundesliga-Erfahrung. Auch Kasper Kvist, der Anfang September als Holst-Ersatz vom dänischen Erstligisten HC Midtjylland zur HSG kam, fühlte sich schnell wohl im grünen Trikot. Inzwischen wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Außerdem kam der montenegrinische Nationalspieler Stefan Cavor vom ungarischen EHF-Pokal-Teilnehmer Csurgoi KK, so dass Wandschneider entsprechende Alternativen bekam.

Wandschneider bleibt

Und das hat Folgen - positive für die Mittelhessen. Die mit so großen Sorgen begonnene Saison könnte die beste Spielzeit seit 2012 werden. Damals hatte der heute 57-jährige Wandschneider das Ruder in Wetzlar übernommen. Sein Vertrag wurde im vergangenen November vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Seipp hatte damit die wichtigste Personalentscheidung des Klubs früh geklärt. Außerdem wurde Co-Trainer Jasmin Camdzic bis 2019 gebunden. "Unsere sportlichen Erfolge sind eng mit den Namen Wandschneider und Camdzic verbunden", sagte Seipp weiter. "Beide sind absolute Fachmänner auf ihrem Gebiet, und es macht unheimlich viel Spaß, mit ihnen zusammen zu arbeiten."

HSG ist im Aufwind

Die HSG Wetzlar ist im Aufwind - und liebäugelt mit den Europapokal-Plätzen. Sechs Siege aus acht Partien spülten die HSG vor bis auf Platz sechs der Tabelle vor, der momentan auf Platz fünf rangierende SC Magdeburg spürt den heißen Atem der Grün-Weißen im Nacken. Zuletzt gewannen die Mittelhessen ihr Derby gegen die MT Melsungen klar mit 27:22, der dritte Sieg in Folge für die HSG, die in Philipp Weber (118/45 Tore) ihren treffsichersten Schützen hat. Auf Rang zwei folgt der norwegische Vize-Weltmeister Kristian Björnsen (73), bei der WM in Frankreich ins All-Star-Team berufen, vor dem deutschen Nationalspieler Jannick Kohlbacher (70.). Auf Platz vier folgt Vladan Lipovina: Der montenegrinische Nationalspieler wird sich allerdings nicht weiter nach vorn arbeiten können, er wechselte im Januar nach Dubai. 

Erstes Bundesliga-Heimspiel 2017

Geleitet wird die Partie, die ausverkauft ist, von Andreas und Marcus Pritschow. Vor dem Anpfiff werden Fans und Spieler in einer Schweigeminute dem im Januar verstorbenen Georg "Nucki" Wegner gedenken. Danach geht es für die Zebras um viel: "Wir brauchen die zwei Punkte, um oben dranzubleiben", sagt Patrick Wiencek, der nach dem Spiel zum Interview in der Fan-Arena erwartet wird. Der Kreisläufer wird trotz seiner Blessuren aus dem Veszprem-Spiel auf der Platte stehen können, Steffen Weinhold und Niklas Landin müssen hingegen passen. Zwei Monate nach dem bisher letzten Heimspiel in der "stärksten Liga der Welt" ist die DKB Handball-Bundesliga endlich wieder zurück in Kiel: Auf geht's, THW!

KN: Revanche gegen die Mannschaft der Stunde

Kiel. 6. September, zweiter Spieltag, Wetzlar, nur 48 Stunden waren seit dem ersten Spiel der noch jungen Handball-Bundesliga-Saison vergangen: Das tat weh, THW Kiel! Die Zebras unterlagen früh in der Saison mit 24:27 bei der HSG Wetzlar. Das schmerzt noch heute. "Mit den zwei Punkten mehr würde es heute anders aussehen in der Liga", sagt THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Rückspiel in Kiel am Sonntag (15 Uhr, Sparkassen-Arena/live auf Sport1). Zwei Spiele in drei Tagen, Christian Dissinger verletzt, Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic angeschlagen und im Rückraum zwei Youngsters (Nikola Bilyk und Lukas Nilsson), die sich erst seit zehn Tagen kannten - die Voraussetzungen für die Kieler in Wetzlar im September waren alles andere als gut. "Ich hatte gehofft, Duvnjak schonen zu können, aber dann musste ich ihn doch bringen", erinnert sich Gislason. Doch all das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die HSG Wetzlar die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga ist. Das Team von Talentschmied Kai Wandschneider liegt aktuell auf Rang sechs (22:16 Punkte), siegte zuletzt im Hessenderby mit 27:22 gegen Melsungen, stellte mit Stefan Kneer und Evars Klesniks insbesondere eine sattelfeste Deckung. Und auch wenn THW- und Ex-HSG-Torwart Andreas Wolff (Gislason: "Ich hoffe, dass er ein Faktor im Spiel wird") zurecht sagt, in Wetzlar seien in den vergangenen Jahren ebenso viele Spieler abgegeben wie geholt worden ("Das ist Russisch Roulette"), so hat der HSG-Chefcoach doch auch in dieser Spielzeit wieder ein glückliches Händchen mit den Neuverpflichtungen und darüber hinaus mit verletzungsbedingten Notverpflichtungen bewiesen. Für den Halbrechten Joao Ferraz (Schulter-OP) und Linksaußen Maximilian Holst (Kreuzbandriss) kamen der Montenegriner Stefan Cavor und der Däne Kasper Kvist. Und auch Torwart Benjamin Buric (Velenje), der die Kieler im Hinspiel mit 20 Paraden entnervte, Kneer (Rhein-Neckar Löwen), Philipp Weber (Leipzig) und der norwegische WM-All-Star Kristian Bjørnsen erwiesen sich als echte Verstärkung. Im Hessen-Derby konnte nach langer Verletzung auch der Ex-Leipziger Philipp Pöter sein Debüt im HSG-Dress feiern. Nur Vladan Lipovina ist nicht mehr dabei. Der Montenegriner, der im Hinspiel achtmal gegen seinen Ex-Kollegen Andreas Wolff und Niklas Landin getroffen hatte, folgte im Januar dem Ruf des Geldes aus Dubai.  (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2017)