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Topspiel am Samstag: Leipzig kommt nach Kiel

Bundesliga

Topspiel am Samstag: Leipzig kommt nach Kiel

Tabellenzweiter gegen Platz fünf in der "stärksten Liga der Welt": Am Sonnabend steht dem THW Kiel das Topspiel des 13. Spieltages in der DKB Handball-Bundesliga ins Haus. Zu Gast ist die Überraschungsmannschaft der Saison: Der SC DHfK Leipzig befindet sich unter Trainer Christian Prokop im zweiten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit auf Europapokal-Kurs. Die "Zebras", seit dem 33:23-Erfolg der Rhein-Neckar Löwen bei GWD Minden am Mittwoch auf Platz zwei der Tabelle hinter dem amtierenden Meister, wollen mit einem Sieg die Tabellenführung zurückholen. Anpfiff in der ausverkauften Sparkassen-Arena ist um 19 Uhr, Informationen zur Partie liefert der Liveticker auf der THW-Homepage.

Leipzig auf Kurs Europapokal

Wohl kaum einer der Handball-"Experten" hätte sich vor dieser Saison getraut, die Partie am Samstag in die Kategorie "Top-Spiel" einzuordnen. Aber die Realität hat die DKB Handball-Bundesliga längst eingeholt. Die Leipziger sind nach Platz elf im vergangenen Jahr in der "stärksten Liga der Welt" weiter auf dem Vormarsch. Nach elf Spielen haben sie bereits die Hälfte der insgesamt 30 Punkte aus dem Vorjahr eingesammelt und sind auf dem besten Weg, das von Trainer Christian Prokop vor der Saison formulierte Ziel "Klassenerhalt" früh als "erreicht" abzuhaken. "Um 30 Punkte und eine solche Leistung wie im Vorjahr zu wiederholen, müssen wir über unserem Limit spielen", hatte der "Trainer der Saison 2015/2016" vor dem Start der Runde hinzugefügt. Auch den 37-Jährigen hat die Realität längst überholt, kletterten die Sachsen zuletzt doch bis auf Platz fünf und nehmen Kurs auf den Europapokal.

Haupttorschütze verließ den Club

Jetzt erfolgreichster Torschütze: DHfK-Urgestein Lukas BinderDas zweite Jahr in der "stärksten Liga der Welt" ist immer das schwerste? Dieser Weisheit wurde in Leipzig beim Sportclub Deutsche Hochschule für Körperkultur bislang deutlich widersprochen. Sieben Siege und ein Unentschieden aus elf Partien sprechen eine deutliche Sprache, ebenso wie die knappe 24:25-Niederlage gegen den Meister aus Mannheim, bei der die Leipziger den Rhein-Neckar Löwen alles abforderten. Dabei hatten die Grün-Weißen aus der Messestadt  vor der Saison einen Umbruch zu verkraften: Mit Philipp Weber (165 Tore in 29 Spielen) ging der beste Werfer ebenso zur HSG Wetzlar wie Philipp Pöter (77 Tore in 21 Spielen). Dazu verschlug es Sergey Zhedik in die Wüste nach Katar. 

Duvnjak: "Flensburg war ein Kraftakt"

Kämpfen wollen am Wochenende auch wieder die "Zebras" - nur drei Tage nach dem intensiven Derbysieg in Flensburg geht es für sie wieder um zwei wichtige Punkte. Wer allerdings am Samstag ab 19 Uhr auf der Platte stehen wird, ist noch ungewiss. Neben den verletzten Christian Dissinger, Rene Toft Hansen und Blazenko Lackovic trugen Steffen Weinhold (Adduktorenzerrung) und Christian Zeitz (Rückenprobleme) Blessuren aus dem 91. Landes-Duell davon. "Flensburg war ein neuerlicher Kraftakt", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "Deshalb brauchen wir gegen die starken und ausgeruhten Leipziger auch unsere Fans. Wir wollen die zwei Punkte holen!"   

Europameister neu im Team

Aber Trainer Prokop gelang es wie im vergangenen Jahr, aus dem Team eine Einheit zu formen. Mit Niclas Pieczkowski wurde ein Europameister verpflichtet. Eine weitere tragende Rolle im Rückraum übernimmt auch der ehemalige Magdeburger Andreas Rojewski, der in der internen Torschützenliste mit 42 Treffern Platz zwei belegt. An der Spitze (49 Tore) steht mit Lukas Binder ein Urgestein: Seit 2009 spielt der Linksaußen für die Leipziger und gestaltete den langen Weg aus der Oberliga Sachsen bis in die DKB Handball-Bundesliga mit. Aber der SC DHfK ist keine Ansammlung von Individualisten, sondern eine Mannschaft, die sich vor allem über den Teamgeist und Emotionen definiert. Das macht den SC stark -vielleicht noch stärker als im vergangenen Jahr.

Leipzig kämpft um Prokop

Kein Wunder also, dass der Aufstieg der Leipziger bis auf die Europapokal-Plätze auch Begehrlichkeiten weckt. Vor allem Christian Prokop, der beim SC DHfK einen Vertrag bis 2021 besitzt, rückte zuletzt in den Fokus: Er setzt wie Bundestrainer Dagur Sigurdsson auf ein funktionierendes Kollektiv. Wohl auch deshalb wird DHB-Vizepräsident Bob Hanning darauf gekommen sein, den 37-Jährigen als potenziellen Nachfolger des Isländers in Betracht zu ziehen. Die Leipziger kämpfen indes um ihren Coach: Beim knappen Heimsieg am vergangenen Sonntag gegen GWD Minden wurden seine Initialen und Banner mit Aufschriften wie "Machs wie wir - bleib hier" oder "Wir sind Pro Prokop" zu Hunderten in die Luft gehalten. "Daslässt mich nicht eiskalt. Ich bin zwar Profi, aber auch ein Herzensmensch", freute sich Prokop über die "tollen Gesten".

Zeitz in der Fan-Arena

Die Partie in der ausverkauften Sparkassen-Arena wird von Peter Behrens und Marc Fasthoff geleitet. Es ist das vierte Pflichtspiel beider Mannschaften gegeneinander, die drei bisherigen Spiele gewann der THW Kiel (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Fernseh- oder Internetbilder gibt es nicht, ab 19 Uhr gibt es aber Informationen im Liveticker auf der THW-Homepage. Nach der Partie wird THW-Linkshänder Christian Zeitz in der Fan-Arena zum Live-Interview erwartet. Auf geht's, Kiel!

KN: Zebras wohl ohne Weinhold gegen Leipzig

Kiel. Flensburg im Rücken, Leipzig vor der Brust: Der THW Kiel empfängt heute Abend (19 Uhr, Sparkassen-Arena) in der Handball-Bundesliga den SC DHfK Leipzig und muss dabei neben den Langzeitverletzten Christian Dissinger und René Toft Hansen auch auf Blazenko Lackovic (Wade) und voraussichtlich den seit dem Nordderby von Mittwoch angeschlagenen Steffen Weinhold (Leistenzerrung) verzichten. Christian Zeitz, am Mittwoch noch von Rückenproblemen gehandicapt, zeigte sich hingegen am Donnerstag und Freitag im Training einsatzbereit. Leipzig - da war doch was? Genau, in der Vorsaison sorgte der Aufsteiger für Furore, meisterte als Tabellenelfter den Klassenerhalt und steht mittlerweile nach sieben Siegen und einem Unentschieden (21:21 beim Ost-Rivalen SC Magdeburg) sogar auf einem glänzenden fünften Rang der Bundesliga-Tabelle. THW-Trainer Alfred Gislason weiß auch warum: "Leipzig hat eine sehr unangenehme Spielweise, sehr diszipliniert, hat zuletzt sogar in Überzahl mit Extra-Feldspieler Sieben gegen Fünf gespielt. Die Mannschaft ist in der Abwehr sehr kämpferisch, schnell auf den Beinen. Darum müssen wir tierisch aufpassen." Gislason, selbst von 1999 bis 2006 Trainer in Magdeburg und 2002 mit dem SCM Champions-League-Sieger, sieht in dem Traditionsklub der Deutschen Hochschule für Körperkultur nicht nur eine neue zweite Kraft im Osten ("Magdeburg gegen Leipzig ist ein bisschen wie Kiel gegen Flensburg"), sondern warnt auch vor dem "richtig breiten" Kader aus starken Neuzugängen und jungen deutschen Talenten: "Leipzig hat gute Leute geholt wie Andreas Rojewski aus Magdeburg oder Nationalspieler Niclas Pieczkowski. Aber die Leipziger Akademie macht auch eine super Arbeit. Zum Beispiel ist der Linkshänder Franz Semper (Jahrgang 1997, d. Red.) eines der größten deutschen Talente im halbrechten Rückraum", so Gislason. Ach ja, und dann ist da noch der Trainer (siehe Interview unten). Der habe, so Gislason, die Mannschaft voll hinter sich. "Ich halte ihn für einen guten Trainer." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2016)

KN: CCCP als Bundestrainer? "Ausgang offen"

Leipzig. In Leipzig nennen sie ihn in Anlehnung an die kyrillische Abkürzung der ehemaligen Sowjetunion liebevoll "CCCP" - Chefcoach Christian Prokop. Der 37-Jährige ist untrennbar mit dem steilen Aufstieg des SC DHfK Leipzig in der Handball-Bundesliga verknüpft. Aufstieg, Klassenerhalt als Elfter, jetzt sorgen die Sachsen als Tabellenfünfte weiter für Furore. Prokop, der in Leipzig gerade erst bis 2021 verlängert hat, steht für ein Händchen für deutsche Talente, für modernen, taktisch ausgereiften Handball, der die Fans mitnimmt. Das machte den akribischen Familienvater in der Vorsaison zum "Trainer des Jahres". Und das reicht schon, um ihn bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer auf den Favoritenschild zu heben. Steiler nach oben geht's nicht. Oder, Christian Prokop? Herr Prokop, worüber haben Sie sich in den vergangenen Tagen mehr Gedanken gemacht - die Bundestrainer-Debatte oder den nächsten Gegner THW Kiel?
[lacht] Natürlich den THW Kiel. Das Thema Bundestrainer begleitet mich ja schon etwas länger, nicht erst seit dem Beginn der Berichterstattung. Sie stehen auf Platz fünf der Tabelle, THW-Kapitän Domagoj Duvnjak warnt vor einem gefährlichen Gegner. Warum?
Weil wir genau wie in der letzten Saison geschlossen auftreten, schwer auszurechnen sind, aber eben auch keine Individualisten haben, die das Spiel allein entscheiden, wenn es einmal nicht so läuft. Dafür steckt in der Mannschaft eine ungeahnte Freude am Handball, Freude am Erfolg. Und Sie machen trotz eines vergleichsweise geringen Etats von knapp mehr als drei Millionen Euro einige Dinge anders als andere Vereine, Ihre Nachwuchs-Akademie genießt einen ausgezeichneten Ruf, Sie ziehen die Integration deutscher Talente voll durch ...
Bei uns haben sich über Jahre super Strukturen entwickelt, wir haben ehrgeizige Trainer und Verantwortliche im Nachwuchsbereich. Was uns ausmacht, ist die Mischung aus gestandenen und jungen Spielern und der Mut, diese Talente wachsen und sich entwickeln zu lassen. Dieses mutige Handeln, dieser Spagat entspricht unserer Vereinsphilosophie. Die Anschlussförderung ist wichtig, um Spielern den Sprung in die Zweite und Erste Liga zu ermöglichen. Da muss man Fehler in Kauf nehmen. Das ziehen wir durch, ja. Und so entsteht nach der jahrzehntelangen Versenkung des Traditionsvereins im Osten ein Gegenpol zum SC Magdeburg?
Da stimme ich zu. Wir wachsen, haben ehrgeizige Ziele, auch wenn die nicht verwischen dürfen, denn erst einmal wollen wir uns in der Bundesliga etablieren. Mittelfristig wollen wir dann auch ein konstant ernstzunehmender Konkurrent für den SCM werden. Aber wir sind doch gerade erst im zweiten Erstliga-Jahr. Dass wir von den letzten sechs möglichen Punkten gegen Magdeburg fünf geholt haben, ist nur eine Momentaufnahme. Junge Talente erkennen, ins kalte Wasser werfen, entwickeln - ist der Job des Bundestrainers für Sie auch deshalb so reizvoll, weil er sich in der Weise, wie Dagur Sigurdsson ihn interpretiert hat, kaum von Ihrer derzeitigen Beschäftigung unterscheidet?
Es gibt einige Parallelen. So wie die "Bad Boys" unter Dagur Sigurdsson spielen, lässt sich das bestimmt mit Leipzig vergleichen - die mannschaftliche Geschlossenheit, das moderne Spiel, die Entwicklung von Spielern, die zuvor noch nicht im Rampenlicht standen. Wie ist der Stand der Verhandlungen mit dem Deutschen Handballbund?
Wir sind in den Gesprächen schon sehr weit. Es ehrt mich, so weit oben auf der Kandidatenliste zu stehen. Ich habe immer aber auch betont, wie wichtig mir Leipzig ist. ... wo die DHfK-Fans beim letzten Heimspiel gegen Minden mit zahlreichen Aktionen und Liebesbekundungen zum Ausdruck gebracht haben, dass sie Sie nicht gehen lassen wollen ...
Das war eine besondere Emotionalität, die mir noch einmal die Augen geöffnet hat, was das da in Leipzig für eine Familie für mich geworden ist. Der Ausgang der Verhandlungen ist offen. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2016)