Riesen-Kampf nicht belohnt: THW verliert Derby

Bundesliga

Riesen-Kampf nicht belohnt: THW verliert Derby

Das 88. Duell mit der SG Flensburg-Handewitt war ein Derby, wie es im Buche steht: Beide Mannschaften lieferten sich einen heißen Schlagabtausch, 10.285 Zuschauer entfachten in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena einen Hexenkessel, der THW Kiel kämpfte bis zum Umfallen - und wurde dafür dennoch nicht belohnt. Am Ende jubelte das Team von der dänischen Grenze, die "Zebras" wurden mit lauten, aufbauenden "THW"-Rufen ihrer Fans in die Katakomben verabschiedet. Ein starker Niklas Landin (17 Paraden), 7/5 Tore von Niclas Ekberg und sechs Treffer des permanent hart attackierten Domagoj Duvnjak hatten nicht gereicht, mit 26:28 (14:12) ging die Partie verloren.

THW verpasst Sprung auf Platz zwei

Der THW Kiel verpasste durch die Niederlage den Sprung auf Platz zwei der Tabelle und geriet damit auch im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation ins Hintertreffen. Drei Punkte trennen die Flensburger und die Kieler jetzt im Tableau - es könnte durchaus passieren, dass der deutsche Rekordmeister am Ende der Spielzeit auf eine von der DKB Handball-Bundesliga zu beantragende Wildcard der EHF angewiesen sein könnte. In der aktuellen Spielzeit hatte die SG Flensburg-Handewitt von dieser Regelung profitiert und es als letztjähriger Liga-Dritter bis ins Viertelfinale der Königsklasse geschafft. 

Flensburg erwischt den besseren Start

Das 88. Derby war von Beginn an packend: 10.285 Fans entfachten eine Riesen-Stimmung in der Arena, und beide Team schenkten sich mit dem Anpfiff nichts. Den besseren Start erwischten dabei die Gäste: Mit ihrer offensiven Deckung machten sie den "Zebras" das Leben schwer. Haupt-Angriffsziel war einmal mehr Domagoj Duvnjak, der trotz der permanenten Attacken erneut ein starkes Spiel machte. Er erzielte nach drei Minuten den Anschlusstreffer zum 1:2, in der Partie hielt den THW in dieser Phase aber Landin. Seine Paraden verhinderten, dass die Flensburger "nur" auf 7:3 davonziehen konnten (11.). 

Ausgleich nach 18 Minuten

In Unterzahl, Duvnjak hatte eine Zwei-Minuten-Strafe erhalten, kamen die "Zebras" zurück in dieses Derby: Ein abgefälschter Vujin-Wurf landete zum 4:7 in den Maschen, dann klaute Ekberg in der Abwehr den Ball und vollendete den Gegenstoß zum 5:7 - postwendend von Mahé nach Schneller Mitte beantwortet. Doch die Kieler waren urplötzlich drin in dieser Partie. Wieder klaute Ekberg hinten den Ball, Duvnjak jagte den Gegenstoß zum 6:8 in die Maschen. Vujin versenkte im Nachfassen zum 7:8, Landin parierte einen Konter von Henrik Toft Hansen, und Dominik Klein traf in seinem letzten Landes-Duell zum ersten Ausgleich nach dem 0:0. 18 Minuten waren da gespielt, und das harte Derby nahm weiter Fahrt auf.

Zwei Tore vorn zur Pause

Auch, weil die harte Gangart der Gäste in diesen Minuten zu zwei Hinausstellungen führte: Allerdings gewann der THW Kiel die doppelte Überzahl nur mit 2:1, weil Gottfridsson einen Ball zum Flensburger 10:9 in den Winkel zirkelte. Aber das Momentum war nun trotzdem auf der schwarz-weißen Seite: Der sichere Siebenmeterschütze Niclas Ekberg traf zum Ausgleich, dann holte sich Wiencek einen Steal und belohnte sich mit dem 11:10, ehe Ekberg erneut von der Siebenmeterlinie das 12:10 erzielte. Ein Doppelschlag von Duvnjak nach Gottfridssons Anschluss bedeutete das 14:11, was die Zuschauer mit stehenden Ovationen feierten. Allerdings mutierte Glandorf mit seinem Tor zum 14:12-Halbzeitstand ein wenig zum Partycrasher.

Jetzt wartet Melsungen

Nach 60 kraftraubenden Minuten mussten die Kieler also in eine Niederlage vor ihren eigenen Fans einwilligen - zum ersten Mal seit dem 9. Dezember 2012. Damals hatten die "Zebras" 25:29 gegen die MT Melsungen verloren und waren danach 1253 Tage oder 59 Bundesliga-Spiele ohne Heimniederlage geblieben. Jetzt haben die "Zebras" nach fünf Spielen in 16 Tagen erst einmal ein wenig Zeit, um Luft zu holen - und das wird auch nötig sein, wartet doch ausgerechnet mit der MT Melsungen die nächste schwere Auswärtsaufgabe am kommenden Sonntag auf den THW Kiel. Anwurf der Partie beim Tabellenvierten ist um 17:15 Uhr. Livebilder gibt es aus der Kasseler Rothenbachhalle von Sport1, der Sender zeigt eine Konferenz mit dem parallel laufenden Spiel der Löwen in Wetzlar. Auf geht's, Kiel!

Kiel hält dagegen

Den Zwei-Tore-Vorsprung aus der Pause hielten die Kieler allerdings nur vier Minuten: Nach Christian Dissingers 16:14 (34.) markierte Wanne nach Schneller Mitte umgehend das 15:16, Glandorf legte den Ausgleich nach, und nach einem geblockten Kieler Wurf war es Mogensen, der Flensburg mit 17:16 in Führung brachte. Doch die "Zebras" hielten mit allem dagegen, was sie hatten: Dener Jaanimaa jagte den Ball durch die Beine von Mattias Andersson zum 17:17 in die Maschen, Duvnjak tippte den Ball in der Abwehr zu Dominik Klein, der ernergisch zum 18:17 für den THW traf. Und nach dem erneuten Ausgleich war es Ekberg, der Wiencek am Kreis mit einem perfekten Pass bediente: 19:18 für die "Zebras" (40.).

Flensburg zieht auf fünf Tore weg

Sie verpassten jedoch, die Führung auszubauen. Ekberg scheiterte im Konter an Andersson, dann mehrten sich die Pfiffe zu ungunsten der "Zebras" im Angriff. Im Gegenzug gab es ein Siebenmeter-Festival: Drei Strafwürfe in Folge bekam Flensburg zugesprochen, alle drei verwandelte Mahé - Flensburg lag nach diesem 3:0-Lauf mit 21:19 vorn, legte nach einem nicht gegebenen Wiencek-Treffer durch Svan Hansen nach - die SG nutzte sechs Kieler Torflauten-Minuten, um sich vorentscheidend abzusetzen. Denn auch nach Ekbergs Siebenmeter ging es nicht voran für die Zebras, zwei Tore von Glandorf, ein glücklicher Treffer von Mogensen, an dem Landin dran war, und die SG führte 25:20. 

Dissinger sieht Rot

Da passte es ins Bild, dass ein klarer Kieler Treffer nicht gegeben wurde, weil Andersson den Ball geschickt und ungesehen wieder vor die Linie schob. Zwar wehrten sich die "Zebras" nach Kräften weiter gegen die Derby-Niederlage, doch weder Landins Paraden noch Duvnjaks Gewaltwürfe brachten eine weitere Wendung: Nach einer harten Roten Karte gegen Dissinger, der Mahé gefoult hatte, setzten Wanne und Mogensen die entscheidenden Punkte für Flensburg, die beiden Jaanimaa-Tore zum 26:28-Endstand hatten da nur noch statistischen Wert.