KN: Vukovic, das Herzstück des VfL
Kiel/Gummersbach. Nicht nachlassen, das ist die Devise des THW Kiel nach den Siegen über die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga und über Leipzig im DHB-Pokal. Am Sonntag (16 Uhr, Sparkassen-Arena, siehe THW-Vorbericht) kommt der Tabellenzwölfte, der VfL Gummersbach nach Kiel. "Eine ganz junge und hungrige Mannschaft", weiß THW-Kapitöän Domagoj Duvnjak.
THW-Gegner Gummersbach
Zwei Jahre Abstiegskampf liegen hinter den Oberbergischen. Nun ruhen die Hoffnungen nicht nur auf vielen jungen Talenten, sondern auch auf einem alten Bekannten: Drago Vukovic, einer aus der letzten Glanzzeit des Traditionsklubs, kehrte vor Saisonbeginn zurück. "Da hat mein Herz entschieden", sagt der 35-jährige Kroate, der mit dem VfL zwischen 2008 und 2011 drei Europapokal-Siege feierte. Als dem Verein wegen einer Liquiditätslücke der Lizenzentzug drohte, wechselte der Mittelmann vorzeitig zum TuS N-Lübbecke und nach vier Jahren in Ostwestfalen zu den Füchsen Berlin. In seinem zweiten Jahr dort musste er sich einer Schulter-OP unterziehen, quälte sich in acht Monaten Reha wieder zurück. "Meiner Schulter geht es jetzt wieder gut", sagt er heute. Nach der Zwangspause blieb er in Berlin aber Abwehrspezialist.
Ganz anders in Gummersbach. Hier soll Vukovic am besten alles machen: Tore werfen, die Abwehr organisieren, die vielen jungen Spieler im Kader an die Hand nehmen. "Ich wusste, was hier auf mich zukommt", sagt er. "Aber ich muss selbst den Angriff erst wieder lernen." Dennoch ist er schon Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft, die viele junge Talente wie mit Rechtsaußen Pierre Busch und Rückraumspieler Yonatan Dayan oder Linksaußen Luis Villgrattner aus dem Jahrgang 1998 und jünger zählt. Auch sie nimmt Vukovic in die Pflicht. "Wir haben nur einen Stamm von sieben, acht erfahrenen Leuten. Manchmal muss da einfach mehr von der Bank kommen", sagt er, der neben dem iranischen Mittelmann Nezhad Pouya Norouzi und dem ebenfalls erst 20-jährigen kroatischen Halbrechten Ivan Martinovic den runderneuerten Rückraum bildet. Pouya Norouzi und Martinovic sind im Angriff die Lebensversicherung der Gummersbacher. Zusammen erzielten sie bisher 100 Tore, fast die Hälfte der bisher 223 Liga-Treffer des VfL.
Allerdings: Bei der knappen 24:25-Niederlage im Pokal gegen Göppingen brach sich Top-Torschütze Norouzi die Nase, wird gegen den THW voraussichtlich nicht spielen. Außerdem ist mit Stanislav Zhukov derzeit die erste Wahl im linken Rückraum mit einem gebrochenen Finger zum Zuschauen verdammt. Umso mehr ist Vukovic gefordert. "Manchmal wünsche ich mir ein Funk-Headset wie die Schiedsrichter es haben. Aber dann wird mir klar, dass es auch nicht hilft, wenn ich jedem Spieler immer sage, wann er blocken oder werfen soll. Das müssen sie selbst lernen", sagt er lachend. "Dafür bespreche ich mit ihnen nach dem Spiel, was gut oder schlecht war."
Für Trainer Denis Bahtijarevic ist er der ideale Kapitän. "Ich brauche keinen Kapitän, der nur auf Fotos in der Zeitung auftaucht, sondern einen, der klare Worte findet", sagt er. "Drago spielt bei uns eine ganz wichtige Rolle."
In seinen zehn Jahren in der Liga hat Vukovic noch nie gegen Kiel gewonnen. Und jetzt? "Wenn der THW spielt wie zuletzt, können sie Meister werden. Unser Ziel ist der Klassenerhalt", skizziert er das Kräfteverhältnis. "Wir wollen alles geben und mal schauen, was daraus wird." Klar ist aber schon jetzt: Es wird ein Wiedersehen unter Freunden geben. "Ich habe Dule ( Duvnjak, d. Red. ) schon geschrieben, in welchem Hotel wir schlafen", erzählt Vukovic, der zu allen Kroaten in der Liga regelmäßig Kontakt hält. "Oft trinken wir dann am Abend vor dem Spiel einen... Orangensaft", sagt er und lacht.
(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2018, Foto:Archiv/Sascha Klahn)