Linkshänder Rochade
Kiel. Nach dem 29:30 in der Champions League gegen KS Vive Kielce nehmen die Sorgen beim deutschen Handball-Rekordmeister zu. Wie eine MRT-Untersuchung am Montag ergab, hat sich Linkshänder Steffen Weinhold einen Muskelfaserriss im linken hinteren Oberschenkel zugezogen. "Je nach Heilungsverlauf wird er zwei bis drei Wochen ausfallen", sagte Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries. Die Verletzung des rechten Rückraumspielers kommt zur Unzeit und setzt in den Personalplanungen von Trainer Alfred Gislason so manche Rochade in Gang.
Der geduldige Ole Rahmel tritt gegen Kielce ins Licht
Denn neben Weinhold fehlt derzeit ohnehin Rückraumspieler Christian Zeitz, der aufgrund eines juristischen Streits mit dem Klub aus dem Kader gestrichen wurde. Der Serbe Marko Vujin, dritte Kraft auf der Position, befindet sich zudem in einem Formtief, wurde am Sonnabend im Spiel gegen Kielce Anfang der zweiten Halbzeit unter großem Raunen und vereinzelten Pfiffen der Fans ausgewechselt. Gislason gab sich am Montag zerknirscht: "Ich hatte leider vor der EM gesagt, dass es so kommen kann. Dann kamen Duvnjak und Toft Hansen verletzt zurück. Jetzt auch noch Weinhold, der zuletzt viel und gut gespielt hat, weil Marko Vujin nicht gerade in einem Hoch ist." Der Serbe, 2014 noch mit 248 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig, sei nun, so Gislason, allerdings in der Pflicht: "Er muss unbedingt in die Spur kommen. Wir brauchen ihn mehr denn je. Im Training sieht es bei ihm auch viel besser aus als im Spiel."
Vujin war am Sonnabend in der Sparkassen-Arena nach einigen schlecht vorbereiteten Aktionen, technischen Fehlern und aufgrund sichtbarer Verunsicherung vom Feld genommen, erst durch einen Rechtshänder, dann durch Rechtsaußen Niclas Ekberg ersetzt worden. Am Donnerstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen die MT Melsungen wird der Altenholzer Perspektivspieler Lucas Firnhaber ins Aufgebot rutschen. Auch Ekberg bleibe jedoch, so Gislason, eine Option. Durch den Wechsel des schwedischen Außens ("Ich interpretiere das Spiel auf Halb etwas anders, mit mehr Tempo") auf die Halbposition konnte Rechtsaußen Ole Rahmel gegen Kielce ins Licht treten und kassierte besonders aufgrund seiner Abwehrarbeit ein Sonderlob seines Trainers. "Das war überragend. Ich kenne ihn schon seit seiner Jugend. Er ist richtig angekommen, das war sehr wichtig für ihn."
Der 28-Jährige selbst unterstrich seine Geduld nach dem Spiel mit großer Gelassenheit und gesundem Realismus: "Alfred hat mir das Vertrauen gegeben, auf Halb zu decken. Ich bin auf Rechtsaußen zweiter Mann. Da wird auch ganz transparent und fair mit mir umgegangen. Wenn ich meine Chance bekomme, habe ich meine Aufgaben in der Vergangenheit glaube ich auch immer ganz gut erfüllen können", sagte Rahmel und bewies auch sonst große Bodenhaftung: "Ekki (Niclas Ekberg, d. Red.) ist auch einfach Weltklasse. Wenn ich Trainer wäre, würde ich auch keinen Grund sehen, zu wechseln. Ich bin nicht unzufrieden. Ich bin hier, um mich in die Mannschaft zu kämpfen." An eine Rückkehr in die Nationalmannschaft - Rahmel bestritt bislang fünf Länderspiele - denke er indes nicht allzu häufig. "Ich lege den Fokus auf den Verein."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2018, Foto: Sascha Klahn)