KN: THW verliert Derby und Toft Hansen
Kieler Kreisläufer fehlt mindestens drei bis vier Wochen
Die zweite Halbzeit war für den THW eine zum Vergessen. Nach ordentlicher Vorstellung in Durchgang eins, die von den überforderten isländischen Schiedsrichtern noch geschmälert wurde, brachen die Zebras völlig auseinander und ließen die Gäste aus Flensburg innerhalb von sieben Minuten von 15:17 auf 15:22 (43.) uneinholbar davonziehen. Ein Grund dafür war das Wegbrechen des Mittelblocks, nachdem René Toft Hansen mit Flensburgs Petar Djordjic zusammengeprallt war. Der Däne konnte nicht weiterspielen und musste auf der Kieler Bank mit dick bandagiertem Knie mitansehen, wie den Zebras die Luft ausging. Böse Erinnerungen an seinen Kreuzbandriss vor knapp einem Jahr wurden wach. "Als Toft ausfiel, waren die Lücken zu groß, es wurde schwierig für Landin im Tor", sagte THW-Trainer Alfred Gislason. "In der zweiten Halbzeit waren wir auch nicht mehr schnell genug auf den Beinen." Der THW fand mit dem von zwei Wochen Fieber geschwächten Ilija Brozovic keinen Zugriff mehr, ließ den Ex-Kieler Rasmus Lauge als Spielmacher und Johan Jakobsson als Shooter viel zu viele Freiräume und hielt nicht mehr wirklich dagegen. Kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, die Halle wurde immer leiser - Mannschaft und Zuschauer waren wie paralysiert. "Wir hatten irgendwie nicht genug Energie, um das Spiel noch zu drehen", sagte THW-Linkshänder Steffen Weinhold. Und so zogen die Flensburger Fans mit "Derbysieger"-Gesängen durch den vierten Rang der Sparkassen-Arena. Das tat weh. Mit dem verdienten 22:30 verlor der THW mehr als nur das Derby. Die nächsten Hiobsbotschaften folgten am Montagmittag: Toft Hansen erlitt einen Haarriss im Schienbeinkopf und eine Zerrung des hinteren Kreuzbandes im linken Knie, wird dem THW bei günstigem Heilungsverlauf mindestens drei bis vier Wochen fehlen. Auch Blazenko Lackovic, der nach dem Aufwärmen kurzfristig ausfiel, muss mit einer Wadenzerrung vorerst pausieren. Christian Zeitz, von Lauge ungestraft abgeräumt, ist ebenso angeschlagen wie Lukas Nilsson, der es ebenfalls mit dem streckenweise übertrieben hart agierenden Lauge zu tun bekam, und Steffen Weinhold. Der Langzeitverletzte Christian Dissinger wird den Zebras noch einige Zeit fehlen, eine Rückkehr von Nikola Bilyk ist zunächst auch nicht abzusehen. Die Aussichten für das Rückspiel in Flensburg am Mittwoch (18.30 Uhr) sind somit alles andere als rosig, vor allem weil SG-Coach Ljubomir Vranjes am Sonntag fünf Leistungsträger komplett schonte. "Im Nachhinein kann man natürlich sagen, dass Vranjes' Plan zu rotieren aufgegangen ist", sagte THW-Torhüter Niklas Landin. Dass die Rotation ausschlaggebend gewesen sei, verneinte sein Trainer, sprach aber von einer verdienten Niederlage. "Flensburg war definitiv das bessere Team", sagte Gislason. "Aber wir sehen uns am Mittwoch wieder." Dann, spätestens aber am 3. Dezember gegen Wisla Plock wird es ein bisschen kribbelig für den THW. Zwar ist Platz sechs und damit das Achtelfinale nicht in akuter Gefahr, doch die Ausgangsposition für die K.o.-Runden ist auf Platz fünf oder sechs eben nicht sonderlich gut. "Auch wenn wir jetzt von sieben Gruppenspielen vier verloren haben - wir haben ja noch einige lösbare Aufgaben zu Hause, Plock und Veszprem zum Beispiel", sagte Christian Zeitz. Zunächst einmal dürfte die Marschrichtung sein, heil durchzukommen. Denn schon am Sonnabend geht die wilde Handball-Fahrt nach drei Derbys weiter, wenn die Zebras den wichtigen Liga-Erfolg gegen Flensburg im Spiel gegen Leipzig bestätigen müssen. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2016, Foto: Sascha Klahn)