KN: Schadenfreude bei Szeged-Fans
Handballmeister THW Kiel am Sonntag unter Erfolgsdruck
Im Hinspiel am Sonntag konnten die Szeged-Anhänger eine gewisse Schadenfreude nicht verheimlichen. "Tut uns leid, aber Köln findet ohne deutsches Team statt", grinsten sie den zwei Händen voll Kieler Fans entgegen, die eigens für das Spiel sogar per Auto die 1500 Kilometer lange Tour auf sich genommen hatten. Nachdem sich das Team von der Theiß im Achtelfinale bereits als Löwenbändiger betätigt und den Bundesliga-Vize aus dem Wettbewerb geworfen hatte, wurden nun auch den Zebras Zügel angelegt. Der Aufstieg Ungarns in die europäische Spitze des Vereinshandballs scheint unaufhaltsam. Nachdem sich MKB Veszprem als Topadresse etabliert hat, zieht nun Szeged nach. Es besteht sogar die Chance, dass beide ungarische Teams in Köln dabei sein werden. Der ungarische Nationalspieler in Reihen von Szeged, Gabor Ancsin, sieht eine starke Basis, dass sich der Sport in Ungarn auf Vereinsebene weiter entwickelt. Der 24-Jährige spielte zwischen 2009 und 2011 für die Rhein-Neckar Löwen und bei der TSG Friesenheim und ist seitdem fester Bestandteil des Aufstiegs von Szeged. "Momentan hat der Handball einen sehr guten Stellenwert in Ungarn. Politik und Wirtschaft investieren in den Sport. Wir haben in Szeged einen tollen Förderer, ein großartiges Publikum und auch eine gute Mannschaft", so der 2,02 Meter große Rückraum-Spieler. Die Derbys zwischen Veszprem und Szeged werden mit gleicher Intensität angegangen wie die zwischen Kiel und Flensburg. "Das gibt dem Geschehen noch einen zusätzlichen Push. Wir hoffen, in diesem Jahr mal wieder einen nationalen Wettbewerb gewinnen zu können - entweder die Meisterschaft oder den Pokal", sagt Ancsin, der die Faktoren für Szegeds Stärke in dem großen Heimvorteil und der Arbeit von Trainer Juan Pastor sieht: "Der Trainer stellt uns sehr gut auf die Spiele ein, und wir spielen als echtes Team - jeder steht für den anderen ein. Unsere Halle ist zwar nicht groß, aber die Atmosphäre ist riesig." Beim 31:29 am Sonntag sei das Level des Publikums sogar noch höher gewesen als je zuvor. Das habe die Mannschaft zum Sieg getragen - und Verletzungen vergessen lassen. Ancsin selbst spielte mit einer Verletzung der Rumpfmuskulatur, die er sich im nationalen Duell mit Veszprem zugezogen hatte. Doch Ausruhen sei nicht möglich: "Vielleicht nach der Saison." Erst einmal wollen die Ungarn die Sparkassen-Arena erobern. "Das wird ein sehr intensives Spiel. Wenn wir so konzentriert agieren wie im Hinspiel, dann haben wir eine Chance. Aber die Kieler haben auch ein tolles Publikum!" (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2015, Foto: Sascha Klahn/Archiv)