Der nächste Königsklassen-Kracher: Mittwoch kommt Zagreb
In der "VELUX EHF Champions League" geht es in diesen Tagen Schlag auf Schlag: Vier Tage nach dem tollen 33:29-Erfolg gegen Paris (siehe Spielbericht) steht der Mannschaft und den Fans des THW Kiel der nächste Königsklassen-Kracher ins Haus. Um 18.30 Uhr empfangen die "Zebras" am Mittwoch HC Zagreb. Jene Mannschaft also, die den Kielern im Hinspiel die bisher einzige Niederlage in der Gruppenphase der „VELUX EHF Champions League“ zugefügt hatte. Für das Spiel gibt es noch Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse, sky Sport überträgt live, Zwischenstände gibt es im Ticker auf der THW-Homepage.
"Zebras" freuen sich auf Unterstützung
Joan Cañellas schnaufte nach dem 33:29-Erfolg gegen Paris Saint-Germain nicht nur einmal tief durch. Mit neun Treffern, acht davon nach der Pause, hatte er genau wie der achtfache Torschütze Marko Vujin großen Anteil an dem Erfolg, den der THW Kiel erneut als kompakte Einheit auf dem Feld eingefahren hatte. Doch für Joan Cañellas kam ein weiterer, immens wichtiger Faktor hinzu: die THW-Fans. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das heutige Spiel auswärts gewonnen hätten. Es war großartig, wie uns unsere Anhänger gepusht haben.“ Tatsächlich hatten gegen Paris mehr als 10.000 Zuschauer im Zusammenspiel mit den "Zebras" die Sparkassen-Arena in einen Hexenkessel verwandelt.
Tickets erhältlich
Tatsächlich ist die Unterstützung von den Rängen in diesen extrem harten Wochen wichtiger denn je für die "Zebras". Seit den Verletzungen von Filip Jicha und Aron Palmarsson spielt der Rückraum im Drei-Tage-Rhythmus durch, und die Akkus konnten zuletzt auch auf den langen Auswärtsreisen nicht aufgefüllt werden. "Es ist gut, dass wir jetzt zu Hause spielen", sagt Cañellas. "Unsere Fans geben uns zusätzliche Energie." Und Vujin ergänzt: "Wenn unsere Fans gegen Zagreb so hinter uns stehen wie am Sonnabend gegen Paris, hilft uns das ungemein." Karten gibt es ab 13 Euro im Vorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen, online im THW-Ticketshop und an der Abendkasse im Ticket-Center der Sparkassen-Arena.
Vujovic an der Seitenlinie
Der HC Zagreb reist am Dienstag ohne den an der Schulter verletzten Rückraumspieler Domagoj Pavlovic an die Förde. Den Kader des Gastes stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor. Neu ist der Mann, der am Mittwoch an der Seitenlinie stehen wird und mit mit dessen Verpflichtung HC Zagreb für einen weiteren Paukenschlag in der "VELUX EHF Champions League" sorgte: Wegen "schlechter Ergebnisse" feuerten die Kroaten nach nur zwei Spieltagen in der multinationalen "SEHA League" Trainer Boris Dvorsek und holten mit Veselin Vujovic das "Enfant Terrible" der Trainerzunft. Vujovic, einst genialer Rückraumspieler und Welthandballer 1988, streckte im April 2002 als Coach von Ciudad Real Flensburgs Lars Christiansen in Kung-Fu-Manier nieder und wurde zudem nach Attacken gegen Schiedsrichter als Trainer von Vardar Skopje zweimal gesperrt.
Ausgeglichene Bilanz
Weil eine dieser Sperren beim Hinspiel gegen den THW noch Bestand hatte, durfte Vujovic seine Mannschaft offiziell nicht coachen, war aber in der "Arena Zagreb" vor und hinter den Kulissen omnipräsent - und feierte nach dem Schlusspfiff ausgelassen den 27:25-Erfolg des "Dauerbrenners" (nur ein einziges Mal verpasste HC Zagreb in der 22-jährigen Geschichte des Wettbewerbs die Qualifikation) gegen die "Zebras", wodurch HC Zagreb in der internen Königsklassen-Wertung mit dem THW gleichzog: Von insgesamt elf Begegnungen beider Mannschaften gewannen die Kieler und Zagreb jeweils vier, dreimal endeten die Spiele unentschieden (siehe auch Gegnerdaten im THW-Archiv).
Zagreb bisher nur zu Hause erfolgreich
Im diesjährigen Wettbewerb hat HC Zagreb nach dem Auftakt-Erfolg gegen den THW Kiel und dem 19:17-Sieg gegen Metalurg Skopje im torärmsten Königsklassen-Spiel seit acht Jahren auch seinen dritten und bisher letzten Sieg vor heimischem Publikum in der "Zagreb Arena" gefeiert: Am vergangenen Wochenende musste der kroatische Meister gegen Meshkov Brest bis kurz vor Schluss um die zwei Punkte zittern, erst mit dem Abpfiff markierte Kapitän Horvat per Siebenmeter den 25:23-Endstand. Zu Hause zahlte der HC Zagreb bisher stets Lehrgeld - wenngleich die Kroaten beim 21:22 in La Rioja hauchdünn am Punktgewinn vorbeischlitterten und auch in Paris eine Halbzeit lang (9:11) gut mithielten.
"Zagreb ist eine unangenehme Aufgabe"
Trainer Alfred Gislason warnt vor dem Gegner und allzu großer Euphorie nach dem Sprung an die Tabellenspitze der Gruppe A. Eine Vorentscheidung im Kampf um den Gruppensieg seien die zwei Siege gegen Paris nicht, so Gislason: "Zagreb ist eine sehr unangenehme Aufgabe, und wir haben insgesamt noch vier richtig schwere Spiele. Es ist alles noch offen.“ Allerdings: Mit einem Sieg gegen Zagreb könnte sich der THW Kiel in der spannendsten aller vier Vorrunden-Gruppen vorzeitig das Achtelfinal-Ticket sichern. Das war am vergangenen Wochenende bereits den Teams aus Veszprem, Kielce und Barcelona gelungen. Doch das Ziel der "Zebras" ist, so Vujin, ganz klar Platz eins: "Wir wollen den Gruppensieg." Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind die beiden Portugiesen Ivan Cacador und Eurico Nicolau, als EHF-Delegierter reist der Däne Ole Frydkjaer Petersen nach Kiel.
KN: RK Zagreb: „Wir hissen nicht die weiße Fahne“
Kiel. Nach den Siegen gegen Paris St. Germain halten die Handballer des THW Kiel alle Trümpfe in der Hand, um die Vorrunden-Gruppe A der Champions League auf Platz eins zu beenden. In den verbleibenden vier Spielen können sich die Zebras dabei sogar noch eine Niederlage erlauben. Dass die kommenden Spiele aber keine Spaziergänge werden, davor warnt Trainer Alfred Gislason – nicht nur, weil dem morgigen Gegner von RK Zagreb (18.30 Uhr in der Sparkassen-Arena, live auf Sky) im Hinspiel ein 27:25-Überraschungssieg gelang.
„In der Gruppe ist noch nichts gegessen. Wir müssen noch zu einem schweren Auswärtsspiel nach La Rioja. Jetzt konzentrieren wir uns aber erst einmal auf Zagreb“, sagt Gislason, der wohl weiterhin auf Aron Palmarsson verzichten muss. Dass nach dem harten Programm der vergangenen Woche mit den Spielen gegen Paris und dem Bundesliga-Duell in Göppingen die Kraft der Spieler gelitten habe, wollte der THW-Trainer nicht ausschließen: „Vor dem Rückspiel gegen Paris waren schon einige müde. Ob sich alle bis Mittwoch erholt haben, wird man erst dann sehen. Ich hoffe gegen Zagreb auf die gleiche Heimatmosphäre wie gegen Paris, das setzt Kräfte frei.“
Etwas geringere Belastungen hatten die kroatischen Dauermeister aus Zagreb, die erst im Frühjahr in ihre nationale Liga einsteigen und in der osteuropäischen SEHA-Liga eine zweieinhalbwöchige Pause haben. Dafür mussten sie sich in zwei Champions-League-Duellen mit dem weißrussischen Meister von Meshkov Brest auseinandersetzen und verbuchten Auswärtsniederlage und Heimsieg (22:26, 25:23). Das führte sie in der CL-Vorrunde auf Platz vier. „Mit dem Spiel in Brest vor einer Woche waren wir nicht zufrieden, da haben wir uns selbst zerlegt. Deshalb waren wir glücklich, im Rückspiel beweisen zu können, dass das Spiel ein Ausrutscher war. Wir werden alles tun, um ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen. Im Kampf um die Plätze hinter Kiel und Paris gibt uns der Hinspiel-Sieg gegen den THW einen kleinen Vorteil“, sagt Pressesprecher Goran Roknic.
Heute Mittag werden die Zagreber in Hamburg erwartet – allerdings ohne zwei Halblinke. Stipe Mandalinic fehlt aufgrund eines Kreuzbandrisses im linken Knie bereits seit einem halben Jahr, sein Vertreter Domagoj Pavlovic verletzte sich gegen Brest die rechte Schulter und wird drei Monate ausfallen.
An einen erneuten Coup gegen Kiel mag man in Zagreb nicht glauben. „Kiel ist wohl das beste Team Europas. Es wäre verrückt, zu große Hoffnungen zu hegen“, sagt Roknic. „Aber wir werden nicht die weiße Fahne hissen, sondern von der ersten bis zur 60. Minute kämpfen.“
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2014)