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MT Melsungen am Sonntag zu Gast beim THW Kiel

Bundesliga

MT Melsungen am Sonntag zu Gast beim THW Kiel

Endlich wieder ein Heimspiel! 21 Tage nach dem ersten und bisher letzten Auftritt der "Zebras" in der Sparkassen-Arena wollen die Kieler Handballer am Sonntag zur Bergfahrt durchstarten. Nach drei Auswärtsspielen in Folge baut der THW Kiel in der Top-Partie des 5. Spieltages gegen die MT Melsungen auf die Unterstützung seiner Fans. Anwurf ist um 17.15 Uhr, das Fernsehen ist nicht live dabei, aktuelle Zwischenstände gibt es aber im Liveticker auf der THW-Homepage.

Melsungen bläst zur Attacke

Nach der bisher erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte, die auf Platz sechs und mit der Qualifikation für den EHF-Pokal endete, bläst die MT Melsungen nun zum Angriff auf die „großen Fünf“ der DKB Handball-Bundesliga. Mit einem höheren Etat und drei namhaften Neuzugängen soll die Jubiläumssaison in der "stärksten Liga der Welt" ein neues Kapitel der nordhessischen Erfolgsgeschichte werden.

Platz vier ist das Ziel

Seit drei Jahren machen der THW Kiel, die Rhein-Neckar Löwen, die SG Flensburg-Handewitt, die Füchse Berlin und der HSV Hamburg die ersten fünf Plätze in der DKB Handball-Bundesliga unter sich aus. Zuletzt gelang Frisch Auf! Göppingen in der Saison 2010/2011 der Einbruch in die Phalanx der „großen Fünf“ der stärksten Liga der Welt. Jetzt schickt sich die MT Melsungen an, die gewohnte Ordnung in der DKB Handball-Bundesliga durcheinander zu wirbeln. „Eine Platzierung zwischen vier und sieben ist ein realistisches Ziel. Auf jeden Fall wollen wir unseren sechsten Rang bestätigen. Wenn es gut läuft, können wir besser sein. Das Optimum wäre Platz vier“, gab Trainer Michael Roth vor dem Start der aktuellen Saison ein hohes Ziel aus.

Zum ersten Mal europäisch

Als der 52-Jährige die Nordhessen im Oktober 2010 übernahm, war diese Entwicklung nicht unbedingt abzusehen. Mit 0:22 Punkten war die MT Melsungen damals in die Saison gestartet, es drohte ein abruptes Ende der Erstligaträume. „Als ich nach Melsungen gekommen bin und vom Ziel gesprochen habe, in fünf Jahren europäisch spielen zu wollen, dachten wahrscheinlich nicht wenige: ,Der Mann spinnt!‘“, blickt Roth augenzwinkernd zurück. Doch der Trainer glaubte an das Potenzial des Vereins und an die Umsetzung dieses Ziels. „Jetzt haben wir es sogar ein Jahr früher geschafft, im EHF-Pokal zu spielen. Darauf können alle sehr stolz sein. Jetzt wollen wir auch zeigen, dass dies nicht von ungefähr kommt.“ Dazu besteht gleich in der zweiten Runde des europäischen Wettbewerbs Gelegenheit: Die MT trifft bei ihrer Europapokal-Premiere im Oktober auf den französischen Meisterschaftsfünften Fenix Toulouse, bei dem auch das ehemalige „Zebra“ Jerome Fernandez spielt. „Das ist ein höchst attraktiver Gegner, wobei für uns dieser Vergleich sportlich natürlich sehr ambitioniert ist", kommentierte Geschäftsführer Axel Geerken das Los. „Der Europapokal ist ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Wir freuen uns darauf.“

Fokus auf der Liga

Bei aller Euphorie um den ersten Auftritt in Handball-Europa will die MT aber nicht die Liga aus den Augen verlieren. „Die erste Teilnahme am EHF-Pokal bedeutet für uns eine neue Herausforderung, an die wir hochmotiviert und mit viel Spaß herangehen werden“, kündigt Michael Roth an. „Gleichwohl hat für uns die Bundesliga nach wie vor Priorität." In dieser wollen die Nordhessen in dieser Saison richtig angreifen. „Wir sind uns sicher, dass wir unseren guten Kader qualitativ noch einmal verstärkt haben. Deswegen trauen wir uns auch zu, unseren bisherigen Erfolg mindestens zu wiederholen – wenn wir frei von Verletzungen bleiben, sogar zu toppen“, geht Roth in die Offensive. 

Drei erfahrene Neuzugänge

Begleitet wird diese von einem um rund 700.000 Euro auf jetzt 4,2 Millionen Euro erhöhten Etat, der auch auf die neue Handball-Euphorie in Nordhessen zurückzuführen ist. „Wir hatten einen enorm hohen Zuschauerzuwachs, und es sind etliche Sponsoren dazugekommen“, berichtet Roth. „Es ist immer gut, wenn man sportlich erfolgreich ist.“ Damit dies so bleibt, verpflichteten die Melsungener mit dem wurfgewaltigen serbischen Halblinken Momir Rnic (kam aus Göppingen), dem kroatischen Kreisläufer Marino Maric (aus Maribor in Slowenien) und dem niederländischen Linksaußen Jeffrey Boomhouwer (vom TV Emsdetten) gleich drei international erfahrene Spieler. „Das sind Top-Verpflichtungen“, ist sich Roth sicher. Mit Rnic habe man nun einen torgefährlichen Distanzschützen auf der Königsposition, der im vergangenen Jahr noch gefehlt habe. Maric, der mit Kroatien 2013 WM-Dritter wurde, sei ein „ganz neuer Spielertyp, der uns noch variabler machen wird. Und auch Jeffrey Boomhower bringt uns voran. Wir sind jetzt auf jeder Position doppelt gut besetzt.“ 

Kubes hat die MT verlassen

Im Gegenzug muss Michael Roth neben Jonathan Stenbäcken, der nach Kristiansand in Schweden ging, auch auf Abwehrchef Daniel Kubes verzichten. Kubes beendete seine aktive Karriere und trainiert nun den TV Emsdetten und die tschechische Nationalmannschaft. „Den Weggang von Daniel müssen wir kompensieren, indem wir das Abwehrspiel nicht neu erfinden, aber neu kreieren“, sagt Roth, der in seinem Kader immerhin auf elf ehemalige oder aktive Nationalspieler zurückgreifen kann. Gleich vier von ihnen – Michael Allendorf, Felix Danner, Michael Müller und Johannes Sellin – stehen im DHB-Aufgebot für die beiden Länderspiele gegen die Schweiz am kommenden Wochenende. Im zehnten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit scheint Melsungen wirklich bereit für den Angriff auf die „Big Five“ des deutschen Handballs…

Positive Bilanz

In bisher 19 Begegnungen der MT Melsungen gegen den THW Kiel gingen die "Zebras" 17 Mal als Sieger vom Feld, zwei Mal gewann die MT. In der vergangenen Saison gewann der THW das Heimspiel mit 32:29, auswärts verloren die Kieler hingegen knapp mit 29:30. Sie erwartet also am Sonntag ein ganz schwerer Gang, der von den beiden Unparteiischen Christoph Immel und Ronald Klein geleitet wird. 

Noch Tickets erhältlich

Für die Partie gibt es noch einige Tickets im freien Verkauf, da die Gäste nicht das ihnen zur Verfügung stehende Kontingent abgerufen haben. Im Angebot sind Sitz- und Stehplatztickets ab 14,50 Euro. Die Karten gibt es im Ticketcenter der Sparkassen-Arena, im CITTI-PARK, in den famila-Märkten sowie im THW-Online-Ticketshop. Telefonisch kann man sich Tickets über die neue THW-Ticket-Hotline 01806 / 30 02 34 (0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) sichern. Die Tageskasse öffnet am Sonntag um 15.45 Uhr. 

Informationen für Fans

Wollen auch am Sonntag jubeln: Aron Palmarsson und THW-Trainer Alfred Gislason."Zebra"-Fans sollten am Sonntag für die Anreise mit dem Auto ein wenig mehr Zeit einplanen. Wegen des am Vormittag stattfindenden "Kiel.Laufs" können einige Straßen rund um die Sparkassen-Arena auch am Nachmittag noch gesperrt sein, außerdem stehen durch die Parallel-Veranstaltung unter Umständen weniger Parkplätze als gewohnt in Arena-Nähe zur Verfügung. Aber auch aus einem anderen Grund lohnt sich die frühe Anreise: Mit Arena-Öffnung um 15.15 Uhr öffnet auch der große Fanartikel-Sonderstand im "gläsernen Foyer" (Europaplatz-Seite). Und der lockt mit Heimspiel-Sonderpreisen: Spieler-Buttons und Filz-Schlüsselanhänger werden beispielsweise für 0,50 Euro angeboten, den THW-Modellbus, verschiedene Handbälle, Restbestände an Event-Shirts und THW-Schals werden ab 5 Euro verkauft, die THW-Sonnenbrille und die Hein-Daddel-plüschfigu für 10 Euro, und das Bundesliga-Trikot der vergangenen Saison wird für 25 Euro abgegeben (nicht alle Größen verfügbar, alle Angebote solange der Vorrat reicht). Endlich wieder ein Heimspiel - auf geht's, Kiel!

Kieler Nachrichten: Erinnerung an einen großen Coup

Kiel. THW Kiel gegen die MT Melsungen: Da war doch was? Richtig! Die Nordhessen waren im Winter 2012 der Stolperstein für den deutschen Handball-Rekordmeister nach einer Niederlagen-freien Zeit von 585 Tagen. Galt der Melsunger Erfolg am 9. Dezember 2012 noch als Überraschung, so hat sich das Team von Michael Roth inzwischen zu einer deutschen Top-Adresse des Handballs entwickelt, die zum Kreis der Champions-League-Anwärter gezählt wird. Das Duell des Tabellenfünften beim aktuell an Position sechs platzierten THW avanciert daher morgen (17.15 Uhr, Sparkassen-Arena) zum Top-Spiel der Bundesliga. Die Erinnerung an den 29:25-Coup in der Kieler Arena vor 21 Monaten lässt MT-Trainer Roth zwar immer noch schmunzeln, darauf ausruhen will er sich aber nicht: „Das ist kein Thema mehr, zumal wir in der vergangenen Saison den THW ja auch bei uns schlagen konnten“, so der 52-Jährige, der dann aber doch eingesteht, dass die vergangenen Siegeserlebnisse durchaus helfen können: „Für die Motivation ist das gut. Die Spieler wissen, dass etwas gehen könnte.“ Der Saisoneinstieg des THW mit den Niederlagen in Lemgo und Balingen schadet dem Melsunger Selbstbewusstsein ebenfalls nicht. „Da waren schon Fehler im Kieler Spiel, die man sonst selten sieht. Aber es ist ein Unterschied, ob der THW zu Hause oder auswärts spielt. Und die Kieler werden die spielfreie Woche genutzt haben, um an der Abstimmung zu arbeiten.“ Die Melsunger können in dieser Saison auf ein eingespieltes Team zurückgreifen, das zudem mit den erfahrenen Kräften Jeffrey Boomhouwer (Linksaußen), Marino Maric (Kreis) und Momir Rnic (linker Rückraum) verstärkt wurde. Vor allem mit der Verpflichtung des Serben Rnic sind die Melsunger Hoffnungen verknüpft, das Resultat des Vorjahres, als sich die MT als Sechster erstmals für den Europapokal qualifizierte, noch toppen zu können. Noch ist der 1,97-Meter-Mann aber in der Findungsphase. „Die Abläufe und das Timing mit Mittelmann Patrick Fahlgren müssen noch verfeinert werden. Aber wir nehmen uns diese Zeit. In Göppingen war Momir einer der Top-Ten-Torschützen der Bundesliga. Warum sollte er das bei uns nicht auch werden?“, fragt Roth, der in den bisherigen Saisonspielen (drei Siege, zwei Niederlage) vor allem auf das schnelle Umschaltspiel setzen konnte – mit dem Linksaußen Michael Allendorf als bisher 44-maligem Torschützen. „Das Tempospiel aus einer guten Abwehr heraus war die Basis für die ersten Erfolge.“ Erfolge, die nicht unbeachtet blieben. Denn mit vier Nominierungen (Allendorf, Michael Müller, Johannes Selling und Felix Danner) stellt die MT derzeit das größte Kontingent eines Bundesligisten für die deutsche Nationalmannschaft. Für Roth auch eine Bestätigung seiner Arbeit der vergangenen vier Jahre: „Es zeigt, dass sich hier viel verändert hat.“ THW-Trainer Alfred Gislason hatte der MT bereits vor der Saison attestiert, dass sie oben angreifen kann. „Es ist ein sehr gut besetzter und ausgeglichener Kader. Die letzte Saison war schon gut, und die Mannschaft macht den Eindruck, dass es noch weiter nach oben gehen, dass sie an die Champions-League-Plätze anklopfen kann.“ Für sein eigenes Team, das auf die verletzten Steffen Weinhold und Christian Sprenger verzichten muss, sieht er indes auch eine deutliche Fortentwicklung seit Saisonbeginn. „Das letzte Spiel in Wetzlar war schon ein ganz anderes als vorher in Balingen. Und die spielfreie Woche haben wir zur Regeneration genutzt und um die Prozesse zu verfeinern.“ Ob es jetzt rund läuft? Gislason: „Das kann man erst im Spiel sehen. Mein Gefühl ist da Nebensache.“ (von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 13.09.2014)