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Aus im Viertelfinale: Deutschland verliert nach starker erster Hälfte noch klar gegen Frankreich

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Aus im Viertelfinale: Deutschland verliert nach starker erster Hälfte noch klar gegen Frankreich

40 Minuten dem Favoriten Frankreich einen großen Kampf geliefert, am Ende aber an der mangelnden Chancenverwertung und dem "Man of the match", Frankreichs Torhüter Desbonnet, gescheitert: Deutschland ist bei der Handball-Weltmeisterschaft in Polen und Schweden im Viertelfinale ausgeschieden. Das 28:35 (16:16) spiegelte nicht unbedingt den Verlauf der lange Zeit packenden Partie wider, trotzdem war der Halbfinal-Einzug der Franzosen verdient.

Traumstart dank Andi Wolff

Mit Verspätung ging es in die Partie - das intensive Viertelfinale zwischen Spanien und Norwegen, das die Iberer letztlich mit 35:34 nach zweiter Verlängerung gewannen, hatte für einen pünktlichen Anpfiff der folgenden Deutschland-Begegnung einfach zu lange gedauert. Trotz allem war das DHB-Team hellwach: Vor allen Dingen Andi Wolff. Das Ex-Zebra begann stark, hielt gegen Dika Mem, und Golla traf im Gegenstoß zum 5:3 (5.). Nach einer weiteren Wolff-Parade netzte Juri Knorr gar zur Drei-Tore-Führung für das DHB-Team ein - und der mit “Andi”-Sprechchören gefeierte deutsche Keeper machte einfach weiter: Nach der Siebenmeter-Parade gegen Mahé war es Christoph Steinert, der beim 9:6 (14.) den Drei-Tore-Vorsprung hielt. Kurz darauf war es erneut Steinert, der auf 11:7 erhöhte - Frankreichs Trainer Gille drückte den Auszeit-Buzzer. 

47-Prozent-Mann entnervt DHB-Angriff

Doch dann zeigten die Franzosen ihr rasantes Gesicht: Mit einem 4:0-Lauf nach schnellen Fehlern der deutschen Mannschaft brauchte Frankreich nicht einmal 100 Sekunden, um wieder auszugleichen. Nun ging es mit Toren auf beiden Seiten im Sekundentakt weiter, und das DHB-Team erholte sich schnell vom Schock dieser vier schnellen Gegentore: Knorr brachte Deutschland per Siebenmeter wieder knapp in Führung (25.), und Wolff hielt seinen bereits neunten Wurf. Allein die hohe Fehlerquote im Angriff ließ das DHB-Team nicht von dem zu diesem Zeitpunkt klar besseren Torwartspiel profitieren. Denn auch Joel Birlehm, für einen Siebenmeter in den Kasten gerückt, kaufte Richardson den Strafwurf ab. Das DHB-Team war weiterhin im Match, aber bei den Franzosen kam Desbonnet ins Match. Und der Keeper sorgte mit seinen Paraden dafür, dass Deutschland dreimal in Folge die zum Teil klaren Chancen auf eine höhere Führung ausließ und sich so um den verdienten Lohn einer starken ersten Hälfte brachte. Richardson traf ungeahndet im Kreis stehend zum 15:15, Witzke konterte zur deutschen Führung, ehe Richardson mit der Sirene den Ausgleich erzielte. Ein begeisterndes Spiel - und ein 16:16 nach 30 Minuten.

Frankreich nutzt deutsche Fehler

Die Waagschale hatte sich dank Desbonnet, der sensationelle 47 Prozent aller Würfe entschärfte, zugunsten Frankreichs geneigt, das nun routiniert zu Werke ging und angesichts der Führung in jedem Angriff viel Zeit von der Uhr nahm. Weil Desbonnet sich weiter beständig den Offensivbemühungen in den Weg stellte, schwand zunehmend die Kraft auf deutscher Seite - und Frankreich erzielte spätestens beim Siebenmetertor von Mahé und dem anschließenden Gegenstoß von Fabregas zum 29:24 (50.) so etwas wie eine Vorentscheidung. Das DHB-Team versuchte noch einmal alles, um mit dem siebten Feldspieler zurück in die Partie zu kommen. Aber der Halbfinal-Zug war in diesem Moment bereits abgefahren - und Frankreich feierten einen zwar nicht in der Höhe, aber dennoch hochverdienten 35:28-Erfolg und trifft im Halbfinale nun auf Schweden, während Deutschland in zwei sportlich bedeutungslosen Platzierungspartien maximal noch um Platz fünf spielen kann.

Enttäuschter Gislason: "Uns fehlte die Wurfkraft aus dem Rückraum"

"In der ersten Halbzeit geben wir unseren klaren Vorsprung innerhalb kürzester Zeit aufgrund eigener technischer Fehler her, und in der zweiten Halbzeit geht uns im Angriff die Luft aus", analysierte ein enttäuschter Bundestrainer Alfred Gislason. "Ab der 35., 40. Minute haben wir zu viele Chancen nicht im Tor unterbringen können. Trotzdem bin ich sehr stolz auf meine Jungs, sie haben alles gegeben. Aber der ein oder andere, der viel gespielt hat, war heute auch leer, und aus dem Rückraum fehlte uns die Wurfkraft. Trotzdem haben wir als Mannschaft einen Schritt nach vorn gemacht, uns fehlte es aber an der Breite. Wir müssen die heutige Partie erst einmal verdauen und uns dann auf Ägypten vorbereiten: Jetzt wollen wir trotz allem Platz fünf erreichen." 

WM-Viertelfinale: Frankreich - Deutschland 35:28 (16:16)

Frankreich: Gerard (1.-15., keine Parade), Desbonnet (15.-60., 14 Paraden); Yenne (3), Remili (5), Lagarde, Prandi, Richardson (4/2), Mem (3), Tournat (4), N. Karabatic (1), Mahé (4/2), Grebille (1), L. Karabatic (2), Fabregas (5), Porte (2), Nahi (1); Trainer: Gille
Deutschland: Wolff (1.-60., 16/1 Paraden), Birlehm (2 Siebenmeter, 1/1 Parade); Golla (6), Knorr (5/2), Köster, M'Bengue, Weber (1), Groetzki (2), Häfner (3), Dahmke, Mertens (4), Ernst (n.e.), Steinert (3), Kohlbacher (2), Drux, Witzke (2); Trainer: Gislason

Schiedsrichter: Hansen / Madsen (Dänemark)
Strafzeiten: Frankreich 3 / Deutschland 1
Siebenmeter: Frankreich 6/4 (Wolff hält Mahé, Birlehm hält Richardson) / Deutschland 2/2
Zuschauer: 5026 (Ergo Arena, Gdansk (POL))