ZEBRA: Joan im Glück

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ZEBRA: Joan im Glück

Joan Cañellas hat in der Vergangenheit sportlich einige schwere Rückschläge verkraften müssen. Beim THW Kiel ist der fröhliche Spanier nun wieder vollständig im Glück angekommen. 

Spanier mit sonnigem Gemüt

Ob bei der Siegerehrung des Pixum Super Cups in Stuttgart oder auf dem Kieler Rathausplatz zur Meisterfeier: Nicht nur beim Feiern von Titeln und Triumphen ist Joan Cañellas ganz feuriger Spanier mit guter Laune, sonnigem Gemüt und einer ordentlichen Portion Schalk im Nacken. So kommt es schon mal vor, dass er auf frisch gewonnenen Pokalen Gitarre spielt oder wie Rumpelstilzchen mit einem schwarz-weißen Besen in der Hand über die Bühne tanzt. "Wenn ich zufrieden bin, mache ich immer so 'dumme' Sachen", erklärt er mit einem Augenzwinkern seine unkonventionelle Art, Erfolge zu feiern. Doch in "Cannes" Karriere gab es nicht immer nur Grund zum Lachen: Bei Ciudad Real, Atletico Madrid und dem HSV Handball spielte er zuletzt in Vereinen, die mit großen Geldproblemen bis hin zur Insolvenz zu kämpfen hatten. Ausstehende Gehälter und die Unsicherheit, wie und ob es weitergeht - keine einfache Situation für den sonst so fröhlichen Cañellas. 

Katastrophen-Jahr mit Happy End

"In den vergangenen drei Jahren war ich in drei neuen Teams in drei neuen Städten. In Spanien kamen die Finanzprobleme immer im letzten Monat, da bekamen wir unser letztes Gehalt im Mai oder Juni nicht. Beim HSV ging es schon im Februar los", bekannte Cañellas einst. Doch dann wandte sich 2014, in einem Jahr, das der 1,98-Meter-Mann mit ernster Miene als "Katastrophe" bezeichnet, nach einem gehörigen Schrecken noch alles zum Guten. Als die Hamburger durch ein Machtgerangel mit Mäzen Andreas Rudolph zum Ende der Saison in einer die Existenz bedrohenden Misere steckten, klopfte bei Cañellas das Glück in Form des THW Kiel an. Angebote gab es viele für den Weltmeister von 2013, aber Kiel bekam den Zuschlag. In der Sommerpause wurde der Vertrag unterschrieben - und der Spanier fand sein Lächeln wieder. Gemeinsam mit Domagoj Duvnjak kehrte er Hamburg den Rücken und zog 100 km weiter in den Norden. "Ich wollte unbedingt weiterhin in der stärksten Liga der Welt spielen." Und mit stolzer Brust kündigte er damals an: "Ich werde mein Bestes geben, um mitzuhelfen, die erfolgreiche Geschichte des THW fortzuschreiben."

Dauerbrenner beim THW und für Spanien

Heute, knapp eineinhalb Jahre später, ist der 29-Jährige dort, wo er immer sein wollte. In einem deutschen Spitzenverein ohne Geldsorgen, in einer Stadt, in der Handball, seine große Leidenschaft, ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens ist. "In Spanien sind wir Handballer nicht so bekannt, in Kiel sind wir wie Superstars." Und nicht nur in Kiel ist das 106 Kilogramm schwere Kraftpaket in der Erfolgsspur. Auch in der Nationalmannschaft ist der Mittelmann ein Dauerbrenner. 2013 wurde er in der spanischen Heimat Weltmeister, bei der diesjährigen WM in Katar reichte es für die erfolgsverwöhnten Iberer zwar "nur" zu Rang vier. Im Januar aber will der EM-Torschützenkönig von 2012 wieder Anlauf aufs Treppchen nehmen, diesmal bei der Europameisterschaft in Polen. Dort trifft er bereits in der Vorrunde auf einige Mannschaftskollegen aus Kiel - mit Spanien in einer Gruppe sind neben Slowenien nämlich auch die Schweden mit Niclas Ekberg sowie das deutsche Team mit Steffen Weinhold. Doch das kommende Jahr ist noch lange hin, jetzt heißt es erst einmal, sich auf die tagesaktuellen Aufgaben zu konzentrieren. 

Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten zu Beginn der Saison galoppiert  das "Zebra" Cañellas jetzt wieder ganz vorne mit. Nach der schmerzhaften Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen motivierte er gleich am nächsten Tag über seinen Instagram-Account, nicht den Kopf in den Sand zu stecken: "Wir müssen weiter machen", weiß er doch am Besten, was es heißt, sich wieder ins Glück zu kämpfen. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Zehn Treffer steuerte er zum Champions-League-Sieg bei Wisla Plock bei und hatte vom Siebenmeterstrich, den die Kieler zuletzt ein wenig zu fürchten schienen, eine phänomenale 100-Prozent-Quote - sechs von sechs Würfen gingen ins Netz der Polen, und das zufriedene Lächeln von Joan Cañellas nach dem Spiel zeigte: So sieht spanische Zufriedenheit aus. (Aus dem Hallenmagazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen den ThSV Eisenach)

Joan Cañellas über ...

Freundschaft
Ich habe in jeder Mannschaft, in der ich bisher schon gespielt habe, immer schnell viele Freunde gefunden. Ich habe auch durch die Nationalmannschaft überall auf der Welt tolle Freunde, mit denen ich noch immer in Kontakt bin - das gibt mir wirklich viel Stärke und Energie. Meine Freunde nehmen einen sehr wichtigen Platz in meinem Leben ein. Spanien
Spanien ist mein Heimatland, ich wurde in der Nähe von Barcelona geboren . In Spanien habe ich ein Haus und meine Familie, zudem wohnen viele meiner Freunde noch immer dort. Ich bin sehr gerne zu Hause. Leider lässt es der Spielplan nicht zu, dass ich öfter mal zu Besuch kommen kann. Dafür ist Spanien einfach zu weit weg von Kiel. Sprachen
Ich spreche mittlerweile neben meiner Muttersprache Spanisch noch ein paar weitere Sprachen. Ich finde es interessant und sehr wichtig, eine neue Sprache zu lernen. Eine Sprache braucht Platz, und man muss ständig üben. In unserem Sport ist es wichtig, dass man schnell die jeweilige Landessprache spricht. Nur so kann man gut mithalten und sich schnell bei den Teamkollegen und in der neuen Umgebung integrieren. Kraft
Im Handball ist es zwar sehr, sehr wichtig, Kraft und Ausdauer zu haben, aber es reicht bei Weitem noch nicht aus, um damit auch auf dem Spielfeld ein guter Spieler zu sein. Kiel
Ich bin gerne in Kiel, hier bei den Menschen dreht sich wirklich vieles um den Handball. Uns erkennen die Leute auch, wenn wir einfach nur durch die Stadt gehen. So etwas habe ich vorher noch in keiner anderen Stadt erlebt. Schön ist die Nähe zum Meer. Die Ostsee ist ein toller Ort für kleine Ausflüge. Außerdem gehe ich im Sommer sehr gerne an der Kiellinie spazieren und sitze in einem der Restaurants mit Blick auf das Wasser und die Schiffe.