KN: Titel futsch im Lotteriespiel

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KN: Titel futsch im Lotteriespiel

Stuttgart. Trotz guter Leistung hat der THW Kiel das Duell um den Supercup gegen die Rhein-Neckar Löwen verloren. Am Ende entschieden zwei Fehlwürfe der Zebras im Siebenmeterwerfen zugunsten des Meisters, der den Cup mit dem 32:30 (28:28, 14:11) verteidigte.

THW Kiel unterliegt im Supercup gegen die Rhein-Neckar Löwen

Von Beginn an war Tempo drin in der Partie, die THW-Coach Alfred Gislason später als "ein für den Supercup ungewöhnlich gutes Spiel" bezeichnen wird. Daran hatte nicht zuletzt der neue THW-Spielmacher Miha Zarabec seinen Anteil, der Slowene drückte gleich mal ordentlich auf die Tube. Das wurde zunächst auch belohnt, mit einer guten Mischung aus Geschwindigkeit durch Zarabec und Power vor allem von Lukas Nilsson erarbeiteten sich die Zebras beim 5:2 (11.) und 7:4 (15.) eine Drei-Tore-Führung.

Zarabec musste in der Anfangsphase ordentlich einstecken, schon nach drei Minuten wegen Nasenblutens kurz behandelt werden, das befleckte Trikot wechseln und kassierte anderthalb Minuten später gleich den nächsten Schlag auf die lädierte Nase, der zu einer schnellen Zeitstrafe gegen Löwen-Spieler Mads Mensah führte - und einem kurzzeitig etwas ramponierten Aussehen des Slowenen. Das beeindruckte ihn zwar nicht, doch die Löwen hatten sich nach knapp 15 Minuten dennoch besser auf den neuen THW eingestellt. Die Kieler Abwehr blieb zwar solide, ließ aber immer mehr geniale Momente des Löwen-Regisseurs Andy Schmid zu, der gleich drei Mal mustergültig Kreisläufer Hendrik Pekeler bediente, nach 19 Minuten stand es 7:7. Dann schraubte der THW seine Fehlerquote nach oben und war hin und wieder in den entscheidenden Momenten wenige Zentimeter zu weit weg von Schmid und Pekeler, die ihre Achse in der Folge durch Einbeziehung der Außen weiter verstärkten. Gislason versuchte es mit Rotation, brachte Marko Vujin für Steffen Weinhold, Christian Dissinger für Nilsson, Nikola Bilyk für Zarabec. Doch die Löwen waren nun voll da, fanden die Lücken, zogen ein Stück davon. Nach 30 Minuten lagen die Kieler mit 11:14 hinten.

Nach der Pause schickte Gislason wieder seine Start-Sieben auf die Platte, und das zeigte sogleich Wirkung. Rune Dahmke verpasste nach 38 Minuten per Tempogegenstoß gegen Andreas Palicka noch die Ausgleichschance, vier Minuten später egalisierte der THW zum 19:19 und schickte auch gleich die Führung hinterher. Danach schien es, als hätten die Kieler diese Partie im Griff - obwohl sie nicht so richtig davonziehen konnten, weil zum Beispiel Mikael Appelgren gleich den ersten Ball nach seiner Einwechslung pariert, Lukas Nilsson einen freien Wurf abkauft.

Den Löwen fehlen die einfachen Tore. Was sie im Spiel hält, ist die taktische Maßnahme ihres Trainers Nikolaj Jacobsen, im gebundenen Angriffsspiel auf sieben Feldspieler umzustellen, denn so fallen sie dann doch. Führung THW, Ausgleich Löwen: Bis in die letzte Minute hinein geht das so. Da nimmt sich Steffen Weinhold erneut ein Herz, wie schon vor zwei Jahren, als er den THW zum Sieg gegen Flensburg schoss. War es das? Nein - die Löwen schlagen auch in dieser Situation zurück, spielen ihren Linksaußen-Neuzugang Jerry Tollbring toll frei, gleichen mit der Schlusssirene aus zum 28:28.

Nun also die Lotterie. Siebenmeterwerfen, auf die Kurve der zahlreichen Löwen-Fans. Zunächst läuft alles glatt, Niclas Ekberg, der etatmäßige Strafwurfschütze, trifft, der anschließend zum "Man of the Match" gewählte Zarabec per frechem Heber ebenfalls. Doch weil auch die Löwen treffen, sind Vujins und Ole Rahmels Fehlwürfe zwei zu viel. Der THW verliert ein gutes Spiel auf die knappste Art und Weise. Der erste Titel ist futsch, aber die Leistung macht Mut.

(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 24.08.2017, Foto: Sascha Klahn)