KN-Kommentar: Gislasons Erbe
Manchmal dauert es ein wenig länger, bis ein Plan aufgeht. Die Geduld der Fans des THW Kiel wurde in den vergangenen vier Jahren auf eine harte Probe gestellt. Doch auch in der tiefsten Krise hat THW-Trainer Alfred Gislason nicht aufgehört, an der Förde an seine Pläne zu glauben. Und auch in der tiefsten Krise hat der Verein nicht aufgehört, an Alfred Gislason zu glauben. Ein Kommentar von Tamo Schwarz.
Darum war der emotionalste Moment des Pokal-Wochenendes der, in dem THW-Kapitän Domagoj Duvnjak die Trophäe bei der Siegerehrung sofort an Alfred Gislason weiterreichte. Die Mannschaft hat den elften Pokalsieg der Vereinsgeschichte für ihren Trainer geholt. Mannschaft und Fans verneigten sich vor dem Ausnahmetrainer. Und die Mannschaft will mehr. Die Spieler bauen gewiss keine Wolkenschlösser, wenn sie fast noch im Hamburger Konfettiregen ihren Anspruch auf den EHF-Cup-Titel, auf das Double anmelden, schließlich wird das Final Four um die kleine europäische Krone Mitte Mai in Kiel ausgetragen. Und selbst das Triple aus Pokal, EHF-Cup und Meisterschaft ist in diesem Jahr nicht ausgeschlossen.
Im Sommer wird Alfred Gislason die Zebras nach elf Jahren verlassen, seine Karriere als Vereinstrainer beenden. Er wird nicht ohne Titel gehen. Er wird seinem Nachfolger Filip Jicha eine junge, hungrige, intakte Mannschaft übergeben. Er wird den THW Kiel dann in die Zukunft geführt haben. Dann ist sein Plan aufgegangen. Das - und nicht nur die 19 Titel in elf Jahren - ist Gislasons Erbe.
(Ein Kommentar von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2019, Foto: Sascha Klahn)