KN: Chatton und Gislason kritisieren Schiedsrichter

DHB-Pokal

KN: Chatton und Gislason kritisieren Schiedsrichter

Hannover/Kiel. Der THW Kiel ist unsanft auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet. Der Aufwärtstrend der letzten Wochen wurde mit dem 22:24-Pokal aus im Achtelfinale bei der TSV Hannover-Burgdorf pulverisiert (siehe Spielbericht). Alle Titelchancen bestehen nur noch aus vager Hoffnung, und ausgerechnet jetzt (Sonnabend, 14.05 Uhr) müssen die Zebras bei den Füchsen Berlin antreten.

Und täglich grüßt die Krise

Kurios, spektakulär war das Pokalspiel an der Leine allemal, sah einen in den ersten Minuten völlig indisponierten Rekordpokalsieger, aber auch ein Schiedsrichter-Gespann, das eine neue Unparteiischen-Diskussion im Handball entfachen könnte. "Was haben wir angestellt, dass wir so bestraft werden? Wie sonst soll man sich die Leistungen erklären? In der Bundesliga habe ich in dieser Saison nur gegen Erlangen eine starke Leistung der Unparteiischen gesehen", sagte THW-Trainer Alfred Gislason am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung - nach der Analyse der Videobilder vom Mittwoch.

Was war passiert? Veszprem, Flensburg - die Kieler Leistungskurve zeigte zuletzt eindrucksvoll nach oben. Dann kam Hannover, und man fühlte sich unweigerlich an Bill Murray und "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert, sehnte das erlösende Weckerklingeln herbei. "Ich weiß nicht, was da am Anfang mit uns los war. Das darf nicht passieren", rätselte Miha Zarabec nach dem Abpfiff. Rune Dahmke ergänzte: "Das 0:8 war natürlich eine Katastrophe, das gibt einem gleich schon wieder einen Knick, haut einen aus den Socken. Die Schiedsrichter waren unglaublich schlecht, aber trotzdem haben wir es in eigener Hand zu gewinnen." Patrick Wiencek hatte so einen Rückstand "noch nie erlebt". "Wir wollten unbedingt wieder nach Hamburg, waren alle heiß. Es gab einige unglaubliche Aktionen und Pfiffe."

Dennoch war auch Ex-Zebra Ilija Brozovic auf Seiten der Hannoveraner bewusst: "Ich wusste auch beim 8:0, dass es nicht so weitergehen würde. Nicht gegen Kiel." Nicht gegen Kiel, nicht der THW - Sätze, die in dieser Spielzeit zum Mantra werden. Und doch sorgt Kiel immer wieder für negative Überraschungen. "Die Dummheit am Anfang im Angriff war kaum zu übertreffen. So dürfen wir nicht anfangen. Es fehlte uns Beweglichkeit und Schnelligkeit in der Abwehr", so Gislason. Für ihn nur eine Seite der ernüchternden Wahrheit dieses Pokal-Ausscheidens, das durch das zeitgleiche aus der SG Flensburg-Handewitt zur Folge hat, dass zum ersten Mal seit 2010 keiner der beiden Nordrivalen beim Final Four vertreten sein wird.

Die andere Seite trug den Namen Christoph Immel und Ronald Klein, stammt aus Tönisvorst und Ratingen, genießt den Status als Elitekader des Deutschen Handballbundes, für den das Gespann bereits 572 Spiele absolviert hat. "Ja, wir haben die Chancen und müssen selbst die Tore machen. Aber sind wir jetzt Freiwild für die Schiedsrichter?", fragt sich Gislason. Was er meint, sind in der Tat kaum nachvollziehbare Entscheidungen schon bis zum 8:0 nach zehn Minuten. Miha Zarabec wurde ein Tor abgepfiffen, Patrick Wiencek auf dem Weg zum 1:2 ein Siebenmeter verwehrt. Als Steffen Weinhold frei durch war zum Tor, ahndeten Immel und Klein indes ein fragwürdiges Stürmerfoul gegen Wiencek und sorgten später für Gelächter auf den Rängen, als sie bei einem vermeintlichen "Rückpass" von Niclas Ekberg zu Andreas Wolff auf Freiwurf für Hannover entschieden.

"Vier Fehler von uns, vier von den Schiedsrichtern, und dann steht es 0:8", so Gislason, dem Burgdorf-Geschäftsführer Benjamin Chatton sofort nach Spielende zur Seite sprang, im Triumph Größe bewies: "Als Sieger lässt sich das sicher leichter formulieren: In unserer Sportart nehmen die Schiedsrichter leider massiv Einfluss auf das Ergebnis. Zum Schluss gab es vier, fünf Entscheidungen, egal ob für oder gegen uns, die hätten anders ausfallen müssen."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.10.2017, Foto: Angela Grewe)