Heimsieg gegen Leipzig: THW erobert Tabellenführung zurück
Auf seiner atemlosen Jagd durch das Termindickicht von LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und EHF Champions League ließ sich der THW Kiel auch nicht vom bisherigen Tabellenzwölften SC DHfK Leipzig aus dem Tritt bringen. In der Wunderino Arena triumphierten die Zebras am Mittwochabend mit 31:21 (17:14) gegen die Sachsen und galoppierten an der SG Flensburg-Handewitt vorbei an die Tabellenspitze.
Wiencek und Duvnjak erfolgreichste Schützen
War kaum zu stoppen: Domagoj Duvnjak
Ein deutlicher Sieg gegen Leipzig - im Nachholspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga schaffte der THW Kiel die Voraussetzungen für den ultimativen Showdown im 104. Nordderby bei den Flensburgern, die jetzt als direkter Verfolger der Zebras auf Platz zwei der Tabelle stehen. Beste Kieler Torschützen am Mittwochabend waren Domagoj Duvnjak und Patrick Wiencek mit jeweils fünf Toren, für die Sachsen traf Luca Witzke (6) am besten.
Weber scheidet früh aus
Philipp Weber schied früh verletzt aus
THW-Trainer Filip Jicha musste erneut auf Torhüter Niklas Landin (Quarantäne) verzichten, außerdem fehlten Nikola Bilyk (Kreuzbandriss) und Sven Ehrig (Adduktoren). Dennoch sprach vor der Partie nahezu alles für die Heimmannschaft, die Gäste hatten zuletzt dreimal in Folge gegen Stuttgart, Lemgo und die Löwen verloren, außerdem mussten sie mit Martin Larsen, Marko Mamic und Gregor Remke auf drei Stammspieler verzichten. Damit nicht genug: Schon nach zwei Minuten erwischte es ausgerechnet Leipzigs Besten, Torjäger und Mittelmann Philipp Weber. Nach einem unglücklichen Zusammenprall mit seinem Nationalmannschaftskollegen Wiencek blieb Weber mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, humpelte dann von der Platte und nahm für den Rest der Partie vermutlich mit einer schweren Prellung auf der Bank Platz.
Starker Kieler Start
Vier Treffer: Hendrik Pekeler
Verständlich, dass den Gästen der Schock in die Glieder gefahren war. So hatten die Zebras, die von Beginn an mit viel Einsatz und Tempo agierten, keine Mühe, bis zur zehnten Minute auf 8:3 davonzuziehen. Der kaum zu stoppende Duvnjak (3), Patrick Wiencek und Rune Dahmke (je 2) trafen in dieser Phase sehenswert. Doch ein leichter Gang wurde es für die Zebras trotzdem nicht: Leipzig fing sich, hatte mit Joel Birlehm einen starken Torhüter zwischen den Pfosten und mit Linksaußen Lukas Binder und Weber-Ersatz Julius Meyer-Siebert treffsichere Schützen.
Leipzig robbt sich heran
Starke Paraden im Eins-gegen-Eins: Dario Quenstedt
Weil die Kieler Pech im Abschluss hatten und mehrfach das Holz trafen, robbten sich die Sachsen heran, waren beim 10:13 wieder in Schlagdistanz. "Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen“, sagte Jicha in der von ihm geforderten Auszeit, wenig später brachte er zudem Mattias Andersson, der zwei Bälle hielt. Doch am Resultat änderte sich bis zum Pausenpfiff wenig: Weil Birlehm unter anderem mit einer Doppel-Parade gegen Duvnjak und Pekeler glänzte, der THW vier Minuten ohne Tor blieb und Binder traf, konnten die Gäste mit einem 14:17-Rückstand in die Kabine gehen.
Bärenstarke Deckung
Kein Durchkommen: Die Kieler ließen in Halbzeit zwei nur 7 Gegentore zu
Schon vor dem Wechsel hatte Jicha seine Abwehr auf die offensive, bissige 3:2:1-Formation mit Duvnjak als Störenfried an vorderster Front umgestellt. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein setzten die Zebras mit dieser taktischen Variante die Sachsen unter Druck, die sich mit zunehmender Spielzeit die Zähne an der Kieler Deckung und einem guten Dario Quenstedt ausbissen. Die weiße Wand wurde zum unüberwindbaren Hindernis, auch in wechselnder Besetzung. Und wenn Leipzig dann doch einmal eine Lücke fand, sorgten die Zebras mit der Schnellen Mitte postwendend für Ruhe. Auch wenn es zunächst noch am Abschluss hakte, so zogen die Kieler ab der 43. Minute Tor um Tor davon. Reinkind und Duvnjak erhöhten von 20:17 auf 22:17. Und hatte in der ersten Hälfte Rune Dahmke mit vier Toren eine hundertprozentige Quote erzielt, machte es ihm Linksaußen-Nachfolger Magnus Landin in der zweiten Halbzeit mit drei Toren nach. Sein schönster Treffer, ein Kempa-Tor nach Pass von Rechtsaußen Niclas Ekberg, war Startschuss für die stärkste Phase des THW.
Einige Zaubermomente
Zauber-Anspiele: Miha Zarabec
Beim 25:18 in der 48. Minute durch Miha Zarabec war spätestens die Vorentscheidung gefallen. Jetzt wurde auch gezaubert: Duvnjaks Kempa-Anspiel auf Sander Sagosen vor dem 28:20 war zum Zungeschnalzen, Zarabec' Anspiele an den Kreis etwas für Handball-Feinschmecker. Filip Jicha nutzte jetzt im Hinblick auf das Nordderby die volle Breite seines Kaders, Oskar Sunnefeldt, in der kommenden Saison Neuzugang in Leipzig, kam auf die Platte, Malte Voigt und auch Bevan Calvert durften Bundesligaluft schnuppern. Schließlich beendete Patrick Wiencek das muntere Toreschießen in der Schlussphase nach einem Traum-Pass vonZarabec mit seinem fünften und letzten Treffer zum verdienten 31:21-Sieg - der THW Kiel hatte sich die Tabellenführung, die er bis zur ersten Quarantäne-Phase Anfang Dezember innehatte, wieder zurückgeholt.
Derby am Samstag live in der Sportschau
Am Samstag reisen die Kieler nach Flensburg, wo die SG zum 104. Derby zwischen den beiden Erzrivalen der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga lädt. Die Partie der Zebras, die als Tabellenführer in diese Begegnung gehen, wird Handball-Deutschland elektrisieren: Ab 18.05 zeigt die ARD-Sportschau das Landes-Duell live im Free-TV, parallel dazu zeigt natürlich auch Sky die "Mutter aller Derbys" live aus der Flensburger Arena. Der THW Kiel plant für Samstag etwas ganz Besonderes: Das beliebte Heimspiel-TV der Schwarz-Weißen stimmt Samstag ab 17:15 Uhr bis zum Anpfiff auf das Spitzenspiel in der stärksten Liga der Welt ein. Auf geht's ins Derby, Kiel!
LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, 17. Spieltag: THW Kiel - SC DHfK Leipzig: 31:21 (17:14)
THW Kiel: Quenstedt (1.-25., 31.-60., 8 Paraden), Andersson (25.-30., 2 Paraden); Duvnjak (5), Sagosen (2), Reinkind (2), M. Landin (3/1), Sunnefeldt, Weinhold (2), Wiencek (5), Ekberg (2), Dahmke (4), Zarabec (1), Calvert, Voigt, Horak (1), Pekeler (4); Trainer: Jicha
SC DHfK Leipzig: Saeveraas (1.-13., 1 Parade), Birlehm (13.-60., 8/2 Paraden); Wiesmach, Witzke (6), Krzikalla (1/1), Meyer-Siebert (4), Binder (4), Pieczkowski (2), Roschek, Weber, Gebala (3), Milosevic, Esche, Leun (1); Trainer: Haber
Schiedsrichter: Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen: THW: 0 / Leipzig: 3 (Roschek (25.), Gebala (40.), Meyer-Siebert (43.))
Siebenmeter: THW: 3/1 (Birlehm hält 2x Ekberg (23., 34.)) / Leipzig: 1/1
Spielfilm: 2:0, 3:2 (4.), 7:2 (8.), 9:4, 11:5 (14.), 11:7 (16.), 12:9, 13:10 (20.), 15:10, 15:12 (24.), 17:13 (26.), 17:14;
17:15 (31.), 19:15 (33.), 20:17 (38.), 22:18 (43.), 25:18 (49.), 26:20 (51.), 30:20 (58.), 31:21.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben – und mit unserem Auftritt bin ich sehr zufrieden. Wir hatten uns vorgenommen, heute mehr auf uns zu schauen, unser Spiel durchzuziehen. Das hat in den ersten 20 Minuten gut funktioniert, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass der eine oder andere Ball mehr den Weg ins Tor findet. Man hat dann gesehen, dass Leipzig geschwächt angereist ist und kaum durchwechseln konnte. Wir haben es trotz allem mit unserer geballten Offensivkraft der 3-2-1-Deckung durchgezogen, weil diese Woche sehr wichtig für uns ist. Wir haben eine Woche der Arbeit ausgerufen, wir wollen fleißig sein und ans uns arbeiten. Dass wir heute die Tabellenführung nach all den ausgefallenen Spielen zurückerobert haben, freut mich für die Jungs. Aber ab morgen werden wir uns hochmotiviert und hochkonzentriert auf das Derby vorbereiten.
Leipzigs Trainer Andre Haber: Glückwunsch an Filip und den THW Kiel. Wir sind - was die Kadersituation angeht - geschwächt angereist, und wir reisen jetzt noch geschwächter wieder zurück. Philipp Weber ist nach 2 Minuten ausgefallen, Jakob-Jannis Leun nach 40 Minuten. Zum Spiel: Anfangs hatten wir Schwierigkeiten mit dem Rückzug und lagen schnell ,mit fünf Toren hinten. Aber bis zur 40. Minute bin ich sehr zufrieden mit unserem Auftritt. Wir waren da, wir waren im Spiel - und ich habe mich gefreut, dass der THW seine erste Sieben so lange gegen uns auf dem Feld lassen musste. Unzufrieden bin ich mit den letzten 15 Minuten, in denen wir das Spiel so haben auseinandergehen lassen. Das war sicherlich auch der Ermüdung und den fehlenden Wechselmöglichkeiten geschuldet, aber wir haben es trotzdem dem THW Kiel viel zu einfach gemacht. Jetzt am Samstag müssen wir gegen Berlin ran - mit welcher Formation wir gegen die Füchse antreten, vermag ich aber nicht zu sagen.