KN: Recken reloaded

Bundesliga

KN: Recken reloaded

Hannover. Kai Häfner ist keiner, der durch die Hintertür verschwindet. Der 28-jährige Linkshänder vom Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf dachte nicht daran, seinen Klub zu verlassen. Vertrag bis 2020 ist Vertrag bis 2020. Dabei war es schon deprimierend, was die TSV in der Rückrunde mit 16 sieglosen Partien und 2:30 Punkten im Kalenderjahr 2017 ihren Fans bot. "Das war nicht einfach, unsere Zuschauer mussten in der Rückrunde viel durchmachen", sagt Häfner. Ein Vierteljahr später hat "ein neuer Abschnitt" begonnen. Und was für einer: Häfner ist mittlerweile Kapitän der Recken, die am Donnerstag (19 Uhr) nach Siegen gegen die SG Flensburg-Handewitt und die HSG Wetzlar noch ungeschlagen ihre Visitenkarte in der Kieler Sparkassen-Arena abgeben (siehe auch Vorbericht auf der THW-Homepage).

Hannover-Burgdorf kommt ungeschlagen nach Kiel

"Man muss die Kirche im Dorf lassen." Häfner stapelt tief, obwohl seinem Team mit dem 32:29 gegen Titelaspirant Flensburg ein echter Paukenschlag gelang. Die Vergangenheit sei, so der Europameister, abgehakt. "Siege machen natürlich mehr Spaß. Aber Kiel daheim ist eine echte Hausnummer. Da muss schon alles passen." Runderneuert wurden die Recken nicht gerade, eher Recken reloaded. Höchstens auf der Kreisläuferposition, wo Ex-Zebra Ilija Brozovic und Evgeni Pevnov (VfL Gummersbach) die Abgänge von Erik Schmidt (Füchse Berlin) und Joakim Hykkerud (Drammen HK/Norwegen) kompensieren sollen. Als weitere Neuverpflichtung wechselte der russische Nationalspieler Pavel Atmann von Meshkov Brest (Weißrussland) an die Leine. "Insgesamt ist es durch den Trainerwechsel aber doch ein größerer Einschnitt", betont Häfner. Schließlich stehen mit dem Trainer-Schwergewicht Carlos Ortega (Veszprem, Kolding) und dem ehemaligen Superstar Iker Romero als Co-Trainer zwei prominente Spanier in Burgdorf an der Seitenlinie. "So viel Input von einem Hochkaräter ist natürlich super. Er hat ein klares Konzept, hat einiges neu eingeführt, lässt nach der spanischen Schule spielen, also vorne viel über den Kreis und in der Abwehr offensiver als zuletzt bei uns."

Flensburg, Wetzlar, jetzt der THW Kiel. Häfner freut sich in Kiel auf die Kollegen aus der Nationalmannschaft, hat in den ersten beiden Saisonspielen insgesamt zwölfmal getroffen, hat den Spaß am Handball wiedergewonnen. Weglaufen kam nie infrage: "Wir haben uns die Suppe in der vergangenen Saison gemeinsam eingebrockt und löffeln sie jetzt auch gemeinsam wieder aus", sagt der Rückraumrechte. Plötzlich also Spitzenspiel, Erster (THW/4:0 Punkte) gegen Zweiter (Burgdorf/4:0), Duell der Ungeschlagenen. Kein Wunder, dass in Hannover gute Laune herrscht. Da gerät auch Kai Häfner ins Schwärmen, besonders über den neuen Kollegen Ilija Brozovic: "Das ist ein exzellenter Spieler, den wir da aus Kiel bekommen haben - auf dem Feld, aber auch als Mensch. Und das Beste: Ilija hat immer ein Lachen im Gesicht, vesprüht Energie. Das steckt wirklich an."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.09.2017, Foto: Sascha Klahn)