KN: Der Alltag nach der Gala

Bundesliga

KN: Der Alltag nach der Gala

Kiel. Der THW Kiel hat das "Unternehmen Aufholjagd" in der Handball-Bundesliga am Donnerstagabend mit einem 30:27 (16:15, siehe Spielbericht) gegen GWD Minden fortgesetzt. Der post-flensburger Auftritt zeigte jedoch Zebras, die nur mit Mühe die nötige Betriebstemperatur erreichten.

THW bezwingt Minden in einem wenig berauschenden Spiel

THW-Trainer Alfred Gislason ist (wieder einmal) zum Umdisponieren gezwungen, weil Nationalspieler Steffen Weinhold (Magen-Darm-Grippe) kurzfristig ausfällt, René Toft Hansen und Miha Zarabec krankheitsbedingt kaum trainieren konnten. Immerhin, Personal für den halbrechten Rückraum gibt es mit den wurfgewaltigen Linkshändern Marko Vujin und Christian Zeitz genug, Nikola Bilyk sitzt nach auskuriertem Teilriss der Außenbänder doch mit auf der Bank. Und auch anderswo geizt der Isländer nicht mit dem Verteilen von guten Gelegenheiten. Beispielsweise für Emil Frend Öfors (links) und Ole Rahmel (rechts), die auf den Außenpositionen von Beginn an auf dem Feld stehen, um dem Stammpersonal (Rune Dahmke/Niclas Ekberg) eine wohlverdiente Pause zu ermöglichen.

Im Rückraum zieht Domagoj Duvnjak mit Lukas Nilsson und Marko Vujin an seiner Seite die Fäden, doch alles ist kaugummihaft zäh und sonderbar passiv, fußt vielmehr auf Einzelaktionen und ansehnlichen Assists von Duvnjak und Nilsson. Das Umschaltspiel, erste und zweite Welle, stehen dem THW gut zu Gesicht. Allerdings: Unnötige Fehler im Positionsspiel (Gislason: "Wir machen neun technische Fehler"), Unkonzentriertheiten im Abschluss und ein defensives Laissez-faire im Umgang mit dem kraftvollen, aber durchschnittlichen Angriffsspiel der Ostwestfalen sorgen dafür, dass Minden nach dem 9:6 (14.) sukzessive zurück ins Spiel findet. Besonders Jung-Nationalspieler Marian Michalczik düpiert ein ums andere Mal die Kieler Abwehr.

Alfred Gislason reagiert einmal, stellt die Abwehr auf eine offensive 3:2:1-Formation mit Duvnjak an der Spitze um (17.). Gislason reagiert noch einmal und krempelt seine Mannschaft einmal auf links: Miha Zarabec, Bilyk, Christian Zeitz im Rückraum sowie Sebastian Firnhaber am Kreis sollen es jetzt richten. Mit dem schönsten Tor des Tages zum 15:12 (28.), einem diagonalen Schlagwurf von Miha Zarabec in den Winkel, scheinen die richtigen Weichen gestellt. Dann: Schlendrian, nur eine 16:15-Führung zur Pause trotz zahlreicher Paraden von Niklas Landin, zu schnelle Abschlüsse. "Wir pennen", sagt Alfred Gislason später.

Nach der Pause tun sich wachere Zebras im gebundenen Spiel weiter bleischwer. Gislason kommt nicht drumherum, bringt jetzt endgültig Bilyk ("Ich hatte nur einmal trainiert, wollte der Mannschaft so gut es geht helfen"), der gemeinsam mit Nilsson das Spiel in den Griff bekommt.

Bilyk kann's auch mit links (19:17/34.), beweist ein feines Auge mit Anspielen auf Patrick Wiencek (20:17/36.) und Marko Vujin (24:20/42.). Mit der 3:2:1 haben die Kieler weiterhin den besseren Zugriff, auch wenn Sebastian Firnhaber in der 6:0-Deckung eine gute Leistung zeigt. Alles schwappt hin und her, der Vorsprung hält, wächst aber zwischen Fehlern und Missverständnissen nie weiter an als auf vier Tore, weil irgendwann auch Minden mit einer offensiven Deckung mit Luka Zvizej nicht unbedingt zum Spielfluss beiträgt und der ansonsten auffällige Emil Frend Öfors dreimal das Torgebälk testet. "Wir haben uns teuer verkauft und sind dem THW glaube ich ganz schön auf den Sack gegangen", resümiert Mindens Sportlicher Leiter Frank von Behren. Auf den Sack gegangen, aber nicht zum Fallen gebracht - der THW siegt stabil und klettert mindestens bis Sonntag auf den fünften Tabellenplatz.

(Von Tamo Schwarz und Niclas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2017, Foto: saschaklahn.com)