Vorbericht: Top-Partie in Melsungen
Den "Zebras" bleibt keine Zeit, um nach der Heim-Niederlage gegen Hannover den vergebenen Chancen nachzutrauern: Bereits am kommenden Sonntag wartet auf die Schwarz-Weißen die nächste Herausforderung. Die MT Melsungen, die ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis in der stärksten Liga der Welt gezählt wird, empfängt um 12:30 Uhr (live auf Sky) den THW Kiel zum Duell. "Wir haben gegen Hannover zu viele Möglichkeiten ungenutzt gelassen", sagt Kreisläufer Patrick Wiencek. "Das müssen wir schon in Melsungen abstellen. Nach Niederlagen ist es immer wichtig, die nächste Begegnung gut zu spielen und zu gewinnen. Genau das ist unser Plan für Sonntag."
Melsungen übt sich in Understatement
Mit der MT Melsungen haben die "Zebras" am Sonntag den dritten Hochkaräter der DKB Handball-Bundesliga in Folge vor der Brust, denn nicht wenige Experten schätzen die Hessen in dieser Spielzeit als reif für den Angriff auf die Spitze ein. "Man muss nur sehen, wie namhaft sich Melsungen verstärkt hat", sagt beispielsweise THW-Trainer Alfred Gislason. "Die MT ist jetzt viel breiter aufgestellt und gehört deshalb für mich zum erweiterten Favoritenkreis." Eine Meinung, der sich viele Erstliga-Trainer anschließen. Doch traditionell übt man sich beim kommenden THW-Gegner in Understatement: "Es ist schön, dass wir den Respekt genießen, aber dass ist alles ein bisschen zu weit hergeholt", sagt MT-Trainer Michael Roth. "Die großen Drei - Kiel, Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen - sind uns noch immer voraus. Wir werden schon genug zu tun haben, unter die ersten sechs zu kommen." Der Plan, so der 55-Jährige weiter, sehe vor, 2020 an der Champions League teilzunehmen. "Dafür musst Du Spieler holen, die auch die Qualität haben, dort zu spielen. Das haben wir getan."
MT hat aufgerüstet
In der Tat: Keine andere Mannschaft in der Beletage des deutschen Handballs hat mit ihren Transfers zuletzt für so viel Aufmerksamkeit gesorgt wie die Hessen: Mit Finn Lemke eiste die MT den Abwehrchef der Nationalmannschaft aus Magdeburg los, und vom VfL Gummersbach kam mit Julius Kühn einer der gefährlichsten Shooter. Zudem holten die Melsunger mit Ex-Zebra Tobias Reichmann einen der besten Rechtsaußen der Handball-Welt zurück nach Deutschland: Der erfolgreichste deutsche Handballer 2016 kam vom polnischen Königsklassen-Gegner des THW Kiel, KS Kielce. "Im Handball entscheidet auch individuelle Klasse über Sieg oder Niederlage, da erwarte ich mir von diesen drei Qualitätsspielern einen Schub nach vorn", so Roth, der aber für die Verstärkung seines Kaders nicht nur die drei Europameister verpflichten durfte. Mit dem montenegrinischen Nationalspieler Nebosja Simic von Champions-League-Teilnehmer IFK Kristianstad holte Melsungen einen erfahrenen Torhüter, der im Gespann mit dem Ex-Kieler Johan Sjöstrand für noch mehr Stabilität hinter der traditionell starken MT-Deckung sorgen soll. Zudem erhöhten sich Roths Möglichkeiten im Rückraum durch den Transfer des dänischen Spielmachers Lasse Mikkelsen (kam von Skjern Handbold), der wie alle anderen Neuzugänge ebenfalls über Nationalmannschafts-erfahrung verfügt.
Müller-Brüder verletzt
Die "großen Fünf" auf dem Transfer-Karussell ersetzen Momir Rnic, der zu den Rhein-Neckar Löwen abwanderte, Johannes Sellin (ging nach Erlangen), Spielmacher Patrick Fahlgren (zurück nach Schweden zu Hammarby IF), Svetislav Verkic und Nenad Vuckovic, die Hessen mit unbekanntem Ziel verließen, und Rene Villadsen, der jetzt bei Aarhus Handbold in Dänemark das Tor hütet. Die langfristigen Melsunger Planungen erhielten zuletzt allerdings zwei verletzungsbedingte Dämpfer: Nach Philipp (Schultereckgelenks-Sprengung) erwischte es nun auch Kapitän Michael Müller, der nach dem Hessen-Duell-Sieg beim TV Hüttenberg auf dem Nachhauseweg unglücklich mit seinem Motorroller stürzte und sich den Außenknöchel brach: Die Zwillingsbrüder werden der MT mindestens sechs Wochen fehlen. Folglich wird Dener Jaanimaa, einer von drei ehemaligen Kieler im rot-weißen Dress, in den kommenden Wochen mehr Verantwortung im rechten Rückraum übernehmen müssen, während Kühn auf der linken Seite bereits "on fire" ist: 21 Treffer erzielte der Nationalspieler in den ersten drei Saisonspielen und ist damit bester Torschütze der MT.
Spiel live auf Sky
Das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga ist das 25. Aufeinandertreffen beider Mannschaften (siehe auch Gegnerdaten MT Melsungen im THW-Archiv), zuletzt ging es dabei immer eng zu: Die letzte Partie gewannen die "Zebras" in eigener Halle knapp mit 30:28 (siehe Spielbericht), zwei der insgesamt drei Niederlagen gegen die MT kassierten die Kieler auswärts. Spannung ist also vorprogrammiert - das Spiel wird in ganzer Länge live auf Sky Sport 7 übertragen. Gemeinsam Handball schauen kann man trotz der frühen Anwurfzeit in der Bar Cultura, im Hotel "Rosenheim" in Schwentinental oder im Sporthotel Avantage. Mit Sky Ticket (skyticket.de) können auch alle Handballfans, die keine Sky-Kunden sind, mit flexiblen Tages-, Wochen- und Monatstickets ohne Vertragsbindung ab 9,99 Euro live dabei sein. Die Partie der "Zebras" in Kassel ist zudem Teil der Bundesliga-Konferenz auf Sky Sport und wird sicherlich auch bei "Kretzschmar - der Handball-Talk" (ab 17 Uhr im Free-TV auf Sky Sport News HD) Thema sein. Bewegte Bilder im frei empfangbaren Fernsehen werden unter anderem ab 18 Uhr in der ARD-Sportschau und um 21:30 Uhr im HBL-Magazin auf Sky Sport News HD gezeigt.
Fan-Mobil ist in Kassel
Anwurf in der seit Wochen ausverkauften Rothenbach-Halle ist um 12:30 Uhr, geleitet wird die Partie von Hanspeter Brodbeck und Simon Reich. Die vielen THW-Fans, die in der Messestadt erwartet werden, haben vor und nach der Partie einen Anlaufpunkt: Der mobile Fanshop des Rekordmeisters wird vor der Rothenbach-Halle stehen und zahlreiche schwarz-weiße Artikel sowie das neue Champions-League-Trikot der "Zebras" im Angebot haben. Über Zwischenstände der Partie informiert der THW Kiel in seinem Liveticker auf der Homepage. Trotz der personellen Schwächung der Gastgeber erwartet THW-Torhüter Andreas Wolff am Sonntag einen heißen Tanz: "Die MT hat sich riesig verstärkt, das wird ein richtig hartes Stück Arbeit in der Rothenbachhalle!" Und Patrick Wiencek ergänzt: "Jetzt sind wir wieder die Jäger. Wir wollen in Kassel die zwei Punkte holen!" Also: Auf geht's, Zebras!